Deutschland rüstet wieder auf – eine zweite Wiederbewaffnung geradezu – mit so viel Vehemenz, dass man meint, es hätte vorher keine Bundeswehr gegeben. Dabei hat dieser neue Spin in einer schon seit der Jahrtausendwende ungebrochenen Steigerung des Verteidigungshaushalts nun eigentlich nichts mit den dafür angeführten Begründungen zu tun.
Der Mythos, man brauche die Waffen, um sich einem (unmittelbar bevor[1]stehendem) Angriff russischer Truppen zu erwehren, bricht sich alleine schon an den Zeiträumen, die diese Beschaffung und die Ausbildung des dazugehörigen Personals benötigen. Der Mythos, die Bundeswehr sei kaputtgespart worden und verfüge nur über marodes Material aus der technologischen Steinzeit, steht im krassen Gegensatz zu einer Verdopplung des Wehretats seit 2000 – Geld alleine hilft wohl nicht. Der Mythos, man hätte nun mit einem investiven Kraftakt von 100 Mrd. € wieder einen guten Materialstand und könne dann zurück zum alten Etat, wird sich an den Realitäten von Wartung und Unterhalt brechen – gerade die anvisierten atomwaffenfähigen F35-Kampfjets sind für ihren (teuren) Wartungsaufwand und die geringen Einsatzzeiten berüchtigt. Aber sie sind nur eine weitere High-Tech-Komponente, die länger in der Werkstatt steht als fliegt, fährt oder schießt.
Ach ja … und rein inhaltlich hat das Ganze auch mit dem Ukraine-Krieg nichts zu tun: Dieser bot den Schockmoment – die unfassbare, tief gefühlte Bedrohung – in dem lange bestehende Pläne durchgesetzt werden konnten.
INHALTSVERZEIHNIS
SCHWERPUNKT RÜSTUNG
— Editorial (Martin Kirsch und Andreas Seifert)
— Rüstungsindustrie im Kapitalismus (Christopher Schwitanski)
— Business as Usual. Korruption als ständiger Begleiter von Rüstungsdeals (Pablo Flock)
— Funktionen der EU-Waffenexporte (Jacqueline Andres)
— Rheinmetall. „Deutscher“ Konzern global vernetzt (Martin Kirsch)
— Ungesehene Akteure. Rüstungsindustrie abseits von Rheinmetall und KMW (Andreas Seifert)
— 100.000.000.000 Euro. Wer profitiert vom Sondervermögen? (Martin Kirsch)
— Was kann man tun? Eine Zusammenstellung (verschiedene)
MAGAZIN
DEUTSCHLAND UND DIE ZEITENWENDE
— Divisionen im Eiltempo – 2025, 2027… Bundeswehr auf NATO-Kurs? (Martin Kirsch)
— Acatech im Rüstungstaumel (Christoph Marischka)
— Neues Territorialkommando (Martin Kirsch)
NATO
— Schöngeredetes Kriegsbündnis: Zur Geschichte der NATO (Tobias Pflüger)
— Die G7 auf Weltkriegs-Kurs (Bernhard Klaus)
— Bollwerk des Westens – NATOs Strategisches Konzept und globale Großkonkurrenz (Jürgen Wagner)
— 1.300 km Grenze zu Russland – Finnlands wehrhafte Gesellschaft setzt auf die NATO (Ben Müller)
— Türkei (Jacqueline Andres)
SAHELZONE
— Mali: Ende einer gescheiterten Militärpräsenz? (Christoph Marischka)
— Eisige Töne trotz Tauwetter im Sahel (Pablo Flock)
Das ganze Magazin kann wie immer gratis hier heruntergeladen werden
Quelle: https://www.imi-online.de Bild: www.koop-frieden.de