Die Corona-Krise hat zu einer ungeahnten Renaissance gesellschaftlicher Solidaritätsdiskurse geführt. Ob nun aus dem Munde der Bundeskanzlerin oder jenem der Präsidentin der Europäischen Kommission, ob mit Blick auf die aufopferungsvollen Dienste der „Corona-Helden“ oder die besonders schützenswerten Gruppen der „Vulnerablen“: Wohl seit Jahrzehnten nicht mehr wurde der Wert der Solidarität so nachdrücklich und so vielstimmig beschworen wie in den vergangenen Monaten.
In aller Regel wurde bei der Einforderung zu leistender und der Würdigung geleisteter Solidarität allerdings mit einem ganz spezifischen Verständnis dieses Hochwertbegriffs operiert. Auf die verbreitete Krisenwahrnehmung folgte als politischer Reflex die Anrufung gesellschaftlicher Einheit, im Angesicht einer so noch nie dagewesenen äußeren Bedrohung hatte der Appell an das Zusammenrücken der gesellschaftlichen Gemeinschaft Hochkonjunktur. GRENZEN DER SOLIDARITÄT. COVID-19 UND DIE STRUKTUREN GLOBALER SOZIALER UNGLEICHHEIT weiterlesen