Von Peter Schadt und Nathan Weis
Wie in Zukunft produziert und konsumiert wird, soll sich durch die „Digitalisierung aller Lebensbereiche“ in Zukunft recht grundsätzlich verändern. Allerdings ist bei der Rede von „der Digitalisierung“, welche das Potenzial habe, sowohl die Arbeitsorte zu flexibilisieren, die -bedingungen zu humanisieren und die -produkte zu individualisieren Vorsicht geboten. Digitalisierung ist kein subjektloser Prozess, dessen Folgen unabsehbar sind, sondern eine weitere Stufe der Entwicklung der Produktivkräfte, die vom Kapital für seine Zwecke ins Werk gesetzt wird. Wo von „der Digitalisierung“ gesprochen wird, die „uns“ zu etwas „zwinge“ oder „nötige“, soll der Prozess gleichzeitig Prozessstifter sein. So tautologisch verschwinden mit den Akteuren der Digitalisierung auch ihre ökonomischen Interessen: Es ist eben nicht die digitale Technik, welche Arbeiter entlässt oder Tarifverträge aufkündigt – es ist eben nicht „die Digitalisierung“, die „unsere“ Arbeitsplätze „bedroht“, sondern umgekehrt: Die digitale Technik wird von der Kapitalseite als Mittel verwendet, um bezahlte Arbeit billiger oder ganz überflüssig zu machen. Wir haben deswegen schon an verschiedenen Stellen das „Scheinsubjekt Digitalisierung“ kritisiert, das gar nichts tut, sondern selbst getan wird[1].
Im Folgenden daher ein Blick auf die Hersteller und Anwender der digitalen Technik und deren ökonomische Interessen. Im Fokus des kurzen Artikels steht dabei die Differenz der Subjekte auf der Seite des Kapitals. Denn für das je einzelne Kapital mag die Erkenntnis, dass die neue Technik nur und insofern eingesetzt wird, als Unternehmen sich davon einen Gewinn versprechen, so naheliegend wie verhältnismäßig trivial sein. Was allerdings ergibt sich an Widersprüchen, wenn die technischen Mittel sowohl als Eigentum der IT-Kapitale, als Produktionsmittel der Industrie und als Ware der Handelskapitalisten vorliegen und diesem Primat des Profits von je unterschiedlichen Unternehmen untergeordnet sind? Dann liegt eine ganz deutliche Konkurrenz der Kapitalisten um die Digitalisierung vor, die zudem von den bürgerlichen Staaten betreut und nach deren Maßstäben modifiziert wird. Digitalisierung I: Der Kampf um die digitale Wertschöpfung zwischen Monopol und Konkurrenz weiterlesen