Deutsche Politiker wie Medien machen sich lautstark Sorgen um die Demokratie in Niger. Dort haben Putschisten den gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum und seine Regierung am 26. Juli abgesetzt. Solche Handlungen sind in diesem Land zwar nicht gerade unüblich; seit 1963 – dem Jahr der Unabhängigkeit des Niger – liefen Machtwechsel in der Regel per Militärputsch ab, und die alte Kolonialmacht Frankreich hatte damit selten Probleme. Tatsächlich war Bazoum überhaupt der erste Präsident, der ohne vorangegangenen Sturz des Vorgängers durch eine demokratische Wahl in sein Regierungsamt kam. Aber nun gilt die »junge Demokratie als gefährdet, deren Bürger hoffnungsvoll in die Zukunft« blickten, wie Annalena Baerbock es bei ihrem Niger-Besuch im vergangenen Jahr gewohnt hemdsärmlig formuliert hat.
Das genügt, jedenfalls in diesem Fall – bei der Absetzung des demokratisch gewählten Präsidenten Janukowitsch, 2014 in der Ukraine, war das bekanntlich etwas anders –, um eine Reihe ernsthafter Drohungen gegen das Land auszustoßen. Deutschland hat Zahlungen im Rahmen der Entwicklungshilfe ausgesetzt, ebenso die USA. Die EU unterstützt offensiv ECOWAS, das westafrikanische Staatenbündnis, das Ultimaten formuliert und militärische Schritte nicht ausschließt. Vorteile sichern Niger, Afrika und der Westen – Eine Lektion über Souveränität, Demokratie und Entwicklung (Teil 1) weiterlesen