Durch die Bundesrepublik verläuft ein Riss, der sie in Arm und Reich, aber auch sozialräumlich in wohlhabende und abgehängte Regionen, Kommunen und Stadtviertel teilt. Während die Einkommensschwachen, GeringverdienerInnen und Transferleistungsbezieher in die Hochhausviertel am Rand der Großstädte abgedrängt werden, ziehen die materiell Bessergestellten in gute oder in geschlossene Wohnviertel (gated communities). Hier entsteht eine Parallelwelt der Privilegierten und dort eine Parallelwelt der Unterprivilegierten, worunter der gesellschaftliche Zusammenhalt stark leidet.
Die sozioökonomische Ungleichheit spiegelt sich nicht bloß in der Klassen- und Schichtstruktur wider, sondern schlägt sich auch in der Stadt-, Regional- und Raumstruktur unserer Gesellschaft nieder, wiewohl von lokalen Traditionen und manchen Besonderheiten gebrochen und durch andere Einflussfaktoren modifiziert. Denn die sozioökomische beziehungsweise Klassenlage eines Menschen manifestiert sich auch in der Art seines Wohnens wie seines Wohnumfeldes. Sie entscheidet nicht bloß über seinen Lebensstandard, seine Konsummöglichkeiten sowie seine geografische Mobilität und berufliche Flexibilität, weil Einkommen und Vermögen dafür ausschlaggebend sind, was er sich leisten kann; das Quartier, in dem er wohnt, determiniert umgekehrt vielmehr auch seine Aufstiegschancen. Eine soziale Wende ist überfällig weiterlesen