Schlagwort-Archive: Wirtschaftspolitik

Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo

Von Suitbert Cechura

Sie nehmen „uns“ die Arbeitsplätze weg. Dieses Mal nicht die berüchtigten Migranten, sondern die dazu allein Befugten. Das als Auftakt zu einem trostlosen Kampf.

Die Mitteilungen über geplante Massenentlassungen schaffen es momentan nur hin und wieder in die Schlagzeilen. Denn so viele Unternehmen verkünden die Freisetzung von Tausenden oder Zehntausenden, dass man nicht jeden Fall besonders würdigen oder dramatisieren kann. Irgendwie ist es ja auch eine Normalität der sozialen Marktwirtschaft, die jedem vertraut ist.

Zuletzt haben es die geplanten Entlassungen von VW als größeres Event in die Medien geschafft. Dabei lässt das Unternehmen keinen Zweifel daran aufkommen, warum diese „harten Einschnitte“ sein müssen, also eine Selbstverständlichkeit darstellen: „Den bisherigen Plänen zufolge soll allein die Marke VW bis 2026 bereits 10 Milliarden Euro sparen. Das Ziel ist, die Rendite auf 6,5 Prozent zu bringen. Zuletzt schaffte VW nur 2,3 Prozent. Die Kernmarke Volkswagen hat seit Jahren mit hohen Kosten zu kämpfen und liegt bei der Rendite weit hinter den Konzernschwestern wie Skoda, Seat und Porsche zurück.“ (SZ, 3.9.24)

VW vergleicht also die Renditen intern und mit seinen Konkurrenten und kommt zu dem Ergebnis, dass die Gewinne unzureichend sind. Damit ist die Lage klar. Der Gewinnanspruch gilt unumstößlich und damit steht im Prinzip die Diagnose fest, die in der Öffentlichkeit zählt: Das Unternehmen ist in der Krise. Die muss behoben werden. Ein paar Probleme der „kleinen Leute“ gibt’s daneben auch noch. Auf in den Kampf! Arbeitgeber nehmen Arbeit weg – bei VW, Thyssenkrupp und anderswo weiterlesen

Rezession – ein Grund, Alarm zu schlagen? Das Wachstum lahmt und wir alle sollen uns Sorgen um „unsere“ Wirtschaft machen

Von Suitbert Cechura

„Deutschlands Wirtschaft muss umsteuern.“ Das weiß die SZ vom 19./20.8.2023 zu vermelden, denn andernfalls käme die deutsche Wirtschaft in eine Dauerkrise. Bild am Sonntag (20.8.2023) macht sich Sorgen: „Die Bürokratiekosten steigen, die Wirtschaft schrumpft. Muss das sein?“ Und auf Telepolis stellt Philipp Fess die Frage „Deutsche Wirtschaft: Krank oder doch gesund?“ und steuert eine Vielzahl ähnlicher Stellungnahmen bei, die „alarmierende Zahlen beim kranken Mann Europas“ bekannt machen.

Damit ist die öffentliche Spekulation eröffnet, ob eine Wirtschaftskrise zu erwarten ist, wie sich der Krieg in der Ukraine und der Wirtschaftskrieg gegen Russland aufs hiesige Geschäftsleben auswirken, welche Schäden die schwache Konjunktur in China verursacht und wie sich die Weltkonjunktur insgesamt darstellt. Gleichzeitig überschlagen sich Wirtschaftsweise wie Journalisten mit Ideen, wie eine Krise verhindert werden kann und was die Bundesregierung zu tun hat, um sie zu vermeiden, also neues Wachstum zu stimulieren.

Als größte Selbstverständlichkeit gilt nämlich allenthalben, dass die Wirtschaft wachsen muss. Warum eigentlich? Rezession – ein Grund, Alarm zu schlagen? Das Wachstum lahmt und wir alle sollen uns Sorgen um „unsere“ Wirtschaft machen weiterlesen

Die große Schieflage: Krisengewinner und -verlierer

Von Robert Misik

Die Gas- und Strompreise gehen durch die Decke, die Mieten ebenfalls. Auch die Lebensmittel werden teurer. Findige Konzerne und Spekulanten verdienen sich eine goldene Nase. Und jetzt auch noch der Krieg. Droht die große Verarmung? Und was kann man dagegen tun?

Es gibt eine lustige Anekdote über ein Interview, das der „Spiegel“ mit dem legendären Philosophen Theodor W. Adorno führte. „Herr Professor“, hob der Fragensteller an, „vor zwei Wochen erschien die Welt noch in Ordnung“. Nüchterne Antwort des großen Geistes: „Mir nicht.“ Diese Geschichte passt gut in unsere Lage. Die Pandemie hatte ihre Verheerungen hinterlassen. Viele Branchen ächzten, und die Wohlhabenden sind dank ihrer starken Lobbys besser durch die Krise gekommen als Geringverdiener:innen, Saisonarbeiter:innen, Menschen in prekären Jobs oder Erwerbsarbeitslose. Krisengewinner auf der einen, arme Menschen auf der anderen Seite.

Die Reichen hatten ihre Vermögen noch einmal unerhört vergrößert, während normale Menschen unter steigenden Preisen oder rasant wachsenden Wohnkosten stöhnten. Frauen hatte es noch einmal besonders getroffen, weil sie – durchschnittlich gesehen – häufiger aus dem Erwerbsleben herausgefallen waren als Männer und zudem zusätzliche Aufgaben im Homeschooling oder der Betreuungsarbeit leisteten. Die große Schieflage: Krisengewinner und -verlierer weiterlesen