Die Frauenbewegung ist in den letzten Jahren zu neuem Leben erwacht und Frauenstreiks und Frauenproteste sind zu einer globalen Bewegung geworden. Insbesondere der Frauenstreik am 8. März 2018 in Spanien mit fast 6 Millionen Streikenden hat großen Mut gemacht und neuen Auftrieb gegeben, auch für die Frauenbewegung in Deutschland. Lasst uns den 8. März 2023 zu einem kämpferischen Frauentag machen – es gibt mehr als genug Gründe.
In den letzten Jahren hat die Frauenbewegung gewerkschaftliche Frauenstreiks begleitet. So z.B. die Streiks in der Hauswirtschaft, im Gesundheitswesen, im Einzelhandel und im Sozial- und Erziehungsdienst. Dieses Jahr laufen im März parallel die Tarifrunden bei der Post, der Bahn und im Öffentlichen Dienst. Wir als Vernetzung für kämpferische Gewerkschaften (VKG) unterstützen die Tarifauseinandersetzungen für höhere Löhne.
Durch die explodierenden Preise bei Lebensmitteln, Energie und Mieten nimmt die Zahl von Menschen, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr sichern können, drastisch zu. Das trifft überwiegend Frauen auf Grund ihrer immer noch um ca. 20 % niederen Löhne. Frauen sind häufig in prekären Jobs beschäftigt, haben nur einen Minijob oder arbeiten in Teilzeit. Sie arbeiten häufig in Branchen, die schlecht bezahlt sind. Oft bekommen sie nur den Mindestlohn bezahlt. Deshalb leben sie häufiger in Armut oder sind armutsgefährdet. Hohe Preissteigerungen verschärfen die Armut von Frauen extrem. Dies führt dazu, dass sie vermehrt auf staatliche Leistungen und soziale Infrastruktur angewiesen sind, die in Krisenzeiten eben immer auch abgebaut werden.
Ver.di ruft am 8. März zum Aktionstag der Sozial- und Erziehungsdienste auf. Bereits 2022 hatten die Kolleginnen und Kollegen aus diesem Bereich gestreikt und waren gemeinsam mit der Frauenbewegung auf der Straße. Das hat letztes Jahr dem Frauenkampftag eine neue Bedeutung und mehr Kampfkraft gegeben – denn es fand der erste Frauenstreik in Deutschland am 8. März statt. Als VKG begrüßen wir diese Entwicklung eines gemeinsamen Kampfes von Frauenbewegung und Gewerkschaften, denn es bringt alle dem Ziel eines großen Frauenstreiks einen Schritt näher.
Immer noch gibt es systematische Benachteiligung von Frauen, doppelte Ausbeutung und Unterdrückung – durch Lohnarbeit sowie unbezahlte Haus- und Sorgearbeit, Lohndiskriminierung, häusliche Gewalt und Femizide. Die weitreichenden Folgen der Krise stehen noch bevor. Die hohe Inflation wird zu weiterer Verarmung führen. Härtere Verteilungskämpfe stehen an und sie werden Frauen verstärkt treffen. Es ist ein Skandal, dass in einem der reichsten Länder der Welt ausgerechnet für die Beschäftigen im sozialen Bereich kein Geld für eine adäquate Bezahlung da sein soll, während gleichzeitig Milliarden für die Rüstung ausgegeben werden.
Als VKG unterstützen wir die Frauen in ihrem Kampf gegen Diskriminierung, Ausbeutung, Unterdrückung, sexuelle Belästigung und Gewalt, für gleiche Rechte, gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, für gleichmäßige Aufteilung der Familien- und Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern, sowie für ein ausreichendes öffentliches Angebot, um Frauen von Haus- und Sorgearbeit zu befreien, für das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper und für eine solidarische, nicht am Profit orientierte Gesellschaft. Und an diesem 8. März und darüber hinaus unterstützen wir ganz besonders die sich im Streik befindenden Kolleg*innen.
Der Frauenkampf ist Teil des Klassenkampfes, denn sie kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch das Kapital. Die Gewerkschaften müssen hier eine zentrale Rolle spielen. Wichtige Ziele wären die deutliche Anhebung der Löhne in typischen „Frauenberufen“ und der Kampf für eine allgemeine Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Damit würden sich die Voraussetzungen für eine ökonomische Unabhängigkeit enorm verbessern. Auf der DGB-Bundesfrauenkonferenz im November 2021 wurde beschlossen: „In der Frauenbewegung lernen wir alle voneinander und kämpfen solidarisch für eine bessere gleichberechtigte Zukunft ohne Diskriminierung, Ausbeutung und Unterdrückung.“ Das zeigt, dass auch die Gewerkschaften offener geworden sind für eine Zusammenarbeit und einen gemeinsamen Kampf. Aber auch beim Kampf gegen sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz und häusliche Gewalt sowie der Überwindung alter Rollenbilder könnten Gewerkschaften eine wichtige Funktion übernehmen, indem sie dies zum Thema in den Betrieben und Dienststellen machen. In allen gewerkschaftlichen Kämpfen gilt es, die Frauen einzubeziehen, ihre Kämpfe zu unterstützen und die Frauenbewegung inclusive die Protestform des Streiks zu stärken.
Als VKG fordern wir:
- Mehr Personal, bessere Bezahlung und Arbeitsbedingungen für alle Berufe, die in der Krise als systemrelevant bezeichnet wurden (Krankenpfleger*innen, Altenpfleger*innen, Hebammen, Erzieher*innen,
Verkäufer*innen, Sozialarbeiter*innen…) - Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
- 30-Stundenwoche mit vollem Lohn- und Personalausgleich
- In der anstehenden Lohnrunde mindestens vollen Inflationsausgleich durchsetzen
- Ausbau von Schutzräume für Frauen
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Flyer zum Herunterladen: https://vernetzung.org/wp-content/uploads/2023/02/VKG-zum-Internationalen-Frauentag-2023-1.pdf
Quelle und Bild: https://vernetzung.org/