Mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmer muss mit Leiharbeit, Mini- und Midijobs, Teilzeit oder befristeten Arbeitsverträgen auskommen.
Sämtliche Formen atypischer Beschäftigung haben seit den 1990er Jahren zugenommen. Der Anteil der Leiharbeiter, Mini- und Midijobber, befristet oder in Teilzeit Beschäftigten hat sich in diesem Zeitraum von etwa 20 Prozent auf mehr als ein Drittel aller Arbeitnehmer erhöht. Am weitesten verbreitet ist Teilzeitarbeit mit mittlerweile über 26 Prozent der abhängig Beschäftigten. Einen befristeten Arbeitsvertrag hatten 2010 – ohne Auszubildende – etwa 10 Prozent der Beschäftigten. Vor allem Jüngere sind von der Befristung ihres Arbeitsverhältnisses betroffen. Die unter 25-jährigen stellen nur 4 Prozent der unbefristet, aber 19 Prozent der befristet Beschäftigten. Im vergangenen Jahr gab es 7,4 Millionen Minijobber, das sind 2 Millionen mehr als noch 2003. Die verheerenden Auswirkungen der Flexibilisierung sind:
– die Mini-Jobs werden zur zusätzlichen Verschleierung von Schwarzarbeit genutzt
– die Behauptung, die prekären Beschäftigungsverhältnisse seien eine Brücke in den regulären Arbeitsmarkt, ist falsch
– Schwarzarbeit durch Mini-Jobs zu bekämpfen ist nicht erreicht worden, ebenso wenig die Strukturprobleme der Arbeitslosigkeit zu lindern
– das soziale Sicherungssysteme wird ausgehöhlt
– Unterinvestitionen in Bildung und berufliche Weiterbildung
– steigende Einkommensarmut und Ausweitung des Niedriglohnsektors
– mangelnde Lebens- und Familienplanung bei den jüngeren Beschäftigten
– jeder muss mobil sein, keiner weiß wie lange er in einem Ort wohnen bleiben kann
– die Kleinstarbeitsverhältnisse verschärfen die Niedriglohnproblematik, sie führen
weder in ein auskömmliches Arbeitsverhältnis noch verhindern sie Altersarmut
– Mini-Jobs sind ein wesentlicher Faktor für Entgeltungleichheit zwischen Männern und Frauen und beeinträchtigen die Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsmarkt nachhaltig
– vorenthalten werden Urlaub und Bezahlung von Feiertagen, Lohnfortzahlung bei Krankheit, betriebliche oder tarifliche
Sonderleistungen
– selbst die Kernbelegschaften erfahren, dass ihr Arbeitsplatz keineswegs krisensicher ist und Druck auf ihre Leistung ausgeübt wird, um eine weitere Verschlankung zu erreichen
– einerseits wird die Arbeit intensiviert, andererseits die Arbeitszeit verlängert
– über die Niedriglöhne wird der Preis der Arbeitskraft unter ihren Wert gesenkt
– die traditionellen Industriegewerkschaften verlieren Mitglieder durch Produktivitätssteigerung, Auslagerung und Betriebsstilllegungen und im Dienstleistungssektor weiten sich die Bereiche aus, in denen es nur sehr geringe Ansätze gewerkschaftlicher Organisation gibt oder in denen Gewerkschaften traditionell schwach bleiben.
Quelle: Hans-Böckler-Stiftung
Bild: Hans-Böckler-Stiftung
erschienen im Info-Brief Januar 2013