Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt

„Auch wenn das Thema Flüchtlinge nicht mehr die Medien beherrscht, beginnt nun die eigentliche Integrationsarbeit. Während in den letzten zwei Jahren die Erstversorgung und Unterbringung der Flüchtlinge im Vordergrund standen, geht es jetzt um die Eingliederung in Arbeit oder Ausbildung. Jetzt werden die Weichen gestellt für eine gute Integration in die Gesellschaft. Mit diesem Arbeitsmarkt-Aktuell geben wir einen Überblick über den aktuellen Stand der Arbeitsmarktintegration der Flüchtlinge und zeigen, wo nachgebessert werden muss.

Die Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, sind uns weniger fremd als es die öffentlichen Diskussionen vermuten lassen. Das zeigt eine erste repräsentative Studie von IAB und BAMF: Die allgemeinen Einstellungen und Wertevorstellungen der Flüchtlinge unterscheiden sich kaum von denjenigen der Einheimischen, siehe (http://doku.iab.de/forschungsbericht/2016/fb1416.pdf).

Die große Mehrheit von ihnen ist nicht traditionell eingestellt oder religiös motiviert, sondern liberal denkend mit einer hohen Wertschätzung von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie. Obwohl viele Flüchtlinge häufig aus diktatorischen oder islamischen Staaten kommen, sind die Einstellungen zur Gleichberechtigung der Geschlechter ähnlich wie bei den Deutschen. Dass Frauen durch Erwerbsarbeit zur Unabhängigkeit kommen, wird von fast allen Flüchtlingen geteilt.

Wie der erste Kontakt von Flüchtlingen auf dem deutschen Arbeitsmarkt aussieht, hat die IAB Studie (Juni 2017) untersucht:

  •  10 Prozent aller Betriebe haben Erfahrungen mit Flüchtlingen gesammelt (mindestens Bewerbungen oder Vorstellungsgespräche von Flüchtlingen).
  •  3,5 Prozent haben Flüchtlinge eingestellt (Anfang 2016 waren es nur 2 Prozent).
  •  Der erste Kontakt mit der Arbeitswelt findet vor allem in Kleinstbetrieben statt. Ein Drittel der großen Betriebe (über 500 Beschäftigte) hat Erfahrungen mit Flüchtlingen gesammelt; aber bezogen auf alle Betriebe liegt der Anteil der Kleinstbetriebe (unter 10 Beschäftigte) mit Erfahrung bei 45 Prozent.
  •  15,7 Prozent der Betriebe planen Flüchtling(e) einzustellen (35 Prozent der Betriebe, die aktuell Personal suchen).
  •  Ende 2016 planten 8,1 Prozent aller Betriebe Flüchtlingen auszubilden. Da nur 20 Prozent der deutschen Betriebe überhaupt ausbilden, signalisieren zwei Fünftel aller Ausbildungsbetriebe Bereitschaft.
  •  Betriebe, die bereits Erfahrungen mit Flüchtlingen gesammelt haben, sind eher bereit, weitere Flüchtlinge einzustellen.
  •  Die wichtigsten Gründe, warum Betriebe keine Flüchtlinge beschäftigen, sind:
  1. fehlende Sprachkenntnisse (49 Prozent der Betriebe, die keine Flüchtlinge einstellen),
  2. fehlende berufliche Qualifikationen (38 Prozent),
  3. fehlende Qualifikationsfeststellung (34 Prozent).

Viele Flüchtlinge möchten sich weiterbilden. 40 Prozent möchten einen Schulabschluss erreichen, zwei Drittel streben einen Hochschul- oder beruflichen Bildungsabschluss an. Dagegen steht die Notwendigkeit, möglichst schnell einen Job zu finden, um finanziell unabhängig zu sein. Ausbildung oder Qualifizierung wird überwiegend auf spätere Lebensphasen verschoben. Ein Großteil der Geflüchteten findet den ersten Job über Freunde und soziale Kontakte.

Leider hat nur ein Bruchteil der Flüchtlinge (37.500 gegenüber 484.000 Arbeitsuchenden) im letzten Jahr eine sozialversicherungspflichte Arbeit gefunden. Neben der häufig vorhandenen aufenthaltsrechtlichen Unsicherheit liegt dies auch daran, dass sich viele Flüchtlinge noch in Sprachkursen, berufsvorbereitenden Maßnahmen oder in einer Orientierungsphase (Ausbildung, Studium, Projekte) befinden.

Viele Flüchtlinge arbeiten vorwiegend in gering qualifizierten Bereichen als Helfer/-innen oder in Leiharbeit.

Für eine umfassende Bewertung ist es noch zu früh, da zunächst diejenigen Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt erscheinen, die schnell Geld verdienen müssen und jede Arbeit annehmen, die ihnen angeboten wird.

Die Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten lehren, dass die Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt für alle Beteiligten eine große Herausforderung ist. Doch anders als bisher – wo Flüchtlinge und Migranten/-innen weitgehend sich selbst überlassen wurden, bestehen heute gute Chancen, den Integrationsprozess durch gezielte Maßnahmen zu steuern.

Damit Flüchtlinge schneller in gute Ausbildung und Beschäftigung kommen oder sich beruflich weiterentwickeln können, müssen die Arbeitsmarkt-Programme allerdings besser beworben werden. Vor allem die Programme „Step by step“ und „Kommit“ sollten in den Betrieben verstärkt umgesetzt werden. So können die Betriebs- und Personalräte gegenüber den Arbeitgebern initiativ tätig werden oder junge Flüchtlinge begleiten, damit sie die betrieblichen Hürden leichter überwinden. Bei Fragen und Schwierigkeiten geben die die örtlichen Agenturen für Arbeit Auskunft und stellen ggf. maßgeschneiderte Angebote zur Verfügung“.