Alle Beiträge von LN-Redaktion

EU: Ausweg aus dem gefährlichen Vasallen-Status

Von Werner Rügemer

Im Zangengriff des kapitalistisch-militärisch-medialen US-Imperiums wird die EU volkswirtschaftlich, politisch, sozial und kulturell verarmt, degradiert, mit Kriegshaushalten überzogen und als Stellvertreter in die tödliche US-Geopolitik einbezogen, auch in einen möglichen 3. Weltkrieg. Das hat eine Vor-Geschichte. Und der Ausweg?

Das erste Muster: Marshall-Plan mit NATO Mit dem Marshall-Plan förderten die USA nach 1945 die Re-Industrialisierung in Westeuropa, aber auch neue Industrialisierung durch US-Konzerne. Die Gelder gab es nur, wenn antifaschistische, linke, kommunistische Parteien und nationalbewußte Politiker wie Charles de Gaulle aus den Regierungen vertrieben oder korrumpiert waren. In Griechenland flossen die Gelder erst, als US-Militär die antifaschistische Befreiungsbewegung niedergebombt und die Monarchie wieder eingesetzt hatte. Der Marshall-Plan förderte den Absatz von USProdukten, die Anbindung der Währungen an den Dollar. Hinzu kam Hollywood-Kultur und neue kapitalfinanzierte Wissenschaft, zu der z.B. die „Kritische Theorie“ gehörte.

Unternehmen und Banken, die NS-Komplizen und Kriegsgewinnler waren, in Deutschland, aber auch im NSbesetzten West-, Nord- und Südeuropa – und auch in den USA selbst – , wurden weder bestraft noch entflochten noch enteignet. Diese Politik war abgesichert durch hard power: Das von den USA geführte Militärbündnis NATO, verstärkt durch US-Militärstützpunkte in den NATO-Mitgliedsstaaten.1

In Westeuropa, insbesondere im „westlichen Schaufenster“, dem provisorischen Separatstaat Bundesrepublik Deutschland, blühte deshalb nicht nur der alte Reichtum der NS-Kollaborateure. Auch für große Teile der abhängig Beschäftigten entstand ein steigender Wohlstand: Er war aber nur ein Zugeständnis auf Zeit. EU: Ausweg aus dem gefährlichen Vasallen-Status weiterlesen

Neue Kampagne für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen: „Friedensfähig statt erstschlagfähig!“

Bündnis-Pressemitteilung vom 18. November 2024

Anfang November haben 36 Friedensorganisationen eine Kampagne gegen die Stationierung landgestützter US-Mittelstreckensysteme in Deutschland gestartet. „Die Entscheidung zur Stationierung der Mittelstreckenwaffen in Deutschland ist eine Bedrohung für den Frieden in Europa“, warnen die beteiligten Organisationen, darunter die IPPNW Deutschland.

Bundesregierung und US-Regierung haben angekündigt, ab 2026 landgestützte Marschflugkörper, Hyperschallwaffen und Raketen der Vereinigten Staaten in Deutschland zu stationieren. Diese Waffensysteme können mit einer stark verkürzten Vorwarnzeit strategische Ziele, etwa Atomwaffenstandorte, in Russland treffen, was zu einer erhöhten Alarmbereitschaft in Russland führen kann und das Risiko von Fehlentscheidungen verschärft. Die Stationierung bedeutet somit einen neuen, gefährlichen Schritt im Wettrüsten und eine weitere Eskalationsgefahr. Vor diesem Hintergrund ist es unverantwortlich, dass die Entscheidung ohne eine gesellschaftliche Debatte getroffen wurde, nicht einmal der Bundestag wurde im Vorfeld informiert.

In der nun gestarteten Kampagne unter dem Titel »Friedensfähig statt erstschlagfähig – für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen!« wollen die beteiligten Organisationen über die Risiken aufklären und so die bislang ausbleibende, aber dringend nötige Debatte lostreten. Zudem soll politischer Druck für die Rücknahme der Stationierungsentscheidung aufgebaut bauen. Neue Kampagne für ein Europa ohne Mittelstreckenwaffen: „Friedensfähig statt erstschlagfähig!“ weiterlesen

Wehrpflicht durch die Hintertür? Der Bruch der Ampel wird die Militarisierung des Landes noch beschleunigen

Von Ole Nymoen

Die Deutschen lieben ihren Kriegsminister: Laut ARD-Deutschlandtrend zeigten sich in der vergangenen Woche 55 Prozent der Bundesbürger zufrieden mit der Arbeit von Boris Pistorius; ein Beliebtheitswert, mit dem kein anderer Bundespolitiker auch nur entfernt mithalten kann. Das gilt inner- und außerhalb der kürzlich zerbrochenen Regierung: Auf dem zweiten Platz stand Friedrich Merz mit 30 Prozent, gefolgt von Sahra Wagenknecht mit 24 Prozent.

Die Mission von Boris Pistorius – Deutschland wieder «kriegstüchtig» zu machen – scheint sich großer Zustimmung zu erfreuen. Dass dieses Projekt auch noch von einem grimmig dreinblickenden Mann vorangetrieben wird, macht dem Wahlvolk klar: Solche Politiker braucht das Land! Und das hat man auch in der SPD verstanden, wo erste Genossen über Pistorius als neuen Kanzlerkandidaten nachdenken.

Umso bemerkenswerter ist es, dass in der vergangenen Woche kaum jemand danach fragte, was jetzt eigentlich aus dessen Großprojekt – dem neuen Wehrdienst – wird. Wehrpflicht durch die Hintertür? Der Bruch der Ampel wird die Militarisierung des Landes noch beschleunigen weiterlesen

Ankündigung der „Zeitung gegen den Krieg“ Nr. 58

Sonderausgabe für den Winter 2024 – 2025

  • in einer Zeit, in der in der deutschen Bevölkerung die Angst vor einem großen Krieg in Europa immer mehr zunimmt
  • in einer Zeit, wo durch die geplante Stationierung von Mittelstreckenwaffen auch die Schlüsselrolle Deutschlands für Krieg und Frieden erkennbar wird
  • in einer Zeit, wo nach der erfolgreichen Großdemonstration in Berlin am 3.10. die deutsche Friedensbewegung im Aufwind ist
  • in einer Zeit, wo mit dem Berliner Appell unabhängig von unterschiedlichen Sichtweisen auf den Ukrainekrieg gemeinsame Ziele formuliert wurden
  • in einer Zeit, wo mit vielfältigen Aktivitäten auf der Straße auch ansprechende und überzeugende Materialien verfügbar sein müssen

erscheint diese Sonderausgabe der Zeitung gegen den Krieg (ZgK) Nr. 58 zu den geplanten Mittelstreckenwaffen, zum geo- und innenpolitischen Umfeld sowie zu unserem Potenzial für erfolgreichen Widerstand. Ankündigung der „Zeitung gegen den Krieg“ Nr. 58 weiterlesen

Investigativer Journalismus ist kein Verbrechen – Solidarität mit Julian Assange weiter nötig

Von Peter Nowak

Um den Wikileaks-Gründer Julian Assange ist es still geworden, nachdem er vor einigen Monaten aus einem britischen Gefängnis entlassen wurde.

Aktuell lebt er wieder in seinen Heimatkontinent Australien. Doch für ihn ist weiterhin Solidarität notwendig. Das wurde am 9. November bei der Verleihung des Internationalen Ethecon-Award deutlich. Die kapitalismuskritische Stiftung Ethik und Ökonomie hat ihren Preis an Assange verliehen.

Eigentlich war für diesen Anlass eine öffentliche Veranstaltung in Düsseldorf geplant. Doch wegen organisatorischer Probleme musste auch in diesen Jahr wie seit 2020 die Preisverleihung digital stattfinden. Doch auf diese Weise wurde es eine angemessene Würdigung für Julian Assange, der insgesamt 14 Jahre mit sich verstärkender Repression konfrontiert ist, weil er als Journalist Verbrechen des US-Militärs im Irak öffentliche machte.

Der Bruder von Julian Assange, Gabriel Shipton, betonte in seiner Dankesrede für den Ethecon-Preis, dass die Solidaritätsarbeit gerade jetzt besonders wichtig ist. Investigativer Journalismus ist kein Verbrechen – Solidarität mit Julian Assange weiter nötig weiterlesen

Berufsbildungsbericht 2024: Fast jeder fünfte junge Mensch in Deutschland hat keinen Berufsabschluss

Wenn in den Unternehmen irgendetwas nicht rund läuft, wird sofort auf den vorgeblichen „Fachkräftemangel“ verwiesen, man zuckt mit den Schultern, meint damit, da „kann man nichts machen“, als wäre das Problem mit der geringen Zahl an Fachleuten wie ein Naturereignis vom Himmel gefallen.

Auch stimmt die Lobhudelei über das Duale Ausbildungssystem in Deutschland schon lange nicht mehr, mehr noch, dieses System scheint wohl völlig gescheitert zu sein. Die einzige Lösung wird in Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland gesehen, doch die Ursachen des Mangels an Fachkräften sind systembedingt und hausgemacht. Wer meint, dass die Unternehmen nun ihre Ausbildungsanstrengungen steigern und auch die Bundesagentur für Arbeit ihre Vermittlung junger Menschen in die Berufsausbildung hinterfragen würden, der ist auf dem Holzweg.

Wie aus dem Berufsbildungsbericht 2024 der Bundesregierung hervorgeht hatten im Jahr 2022 in der Altersgruppe der 20- bis 34jährigen 2,86 Millionen keine formale Qualifikation, damit konnten vor zwei Jahren 19,1 Prozent der jungen Menschen keinen Berufsabschluss vorweisen. 2021 waren es „nur“ 17,8 Prozent oder 2,64 Millionen Betroffene.

Dabei ist allseitig bekannt, dass Beschäftigte ohne Berufsabschluss unterdurchschnittlich verdienen, was sich dann auch später bei der Rente auswirkt. Zudem laufen sie schneller Gefahr, arbeitslos zu werden.

Was sich hier an Problemen aufgestaut hat, ist das Resultat einer jahrzehntelangen Politik des Wegsehens vor der Zukunft und des neoliberalen Marktes, hier „Arbeitsmarkt“ genannt. Berufsbildungsbericht 2024: Fast jeder fünfte junge Mensch in Deutschland hat keinen Berufsabschluss weiterlesen

Medien. Macht. Meinung. – Auf dem Weg in die Kriegstüchtigkeit

Die Bombardierung von Krankenhäusern ist in den Nachrichten der deutschen Leitmedien mal Kriegsverbrechen, mal unvermeidlicher Kollateralschaden und mal legitimes Kriegsmittel. Es gibt »brutale völkerrechtswidrige Angriffskriege«, über die intensiv und mit medialer Empörung berichtet wird; es gibt aber auch mit Beifall begleitete »Missionen«, »Einsätze« und »humanitäre Interventionen«. Und es gibt »vergessene Kriege«. Manchmal geht »Staatswohl vor Aufklärung«. Tote sind nicht gleich Tote und Flüchtende nicht gleich Flüchtende – es kommt darauf an, wer wo stirbt und wer woher flüchtet. In einem Fall ist von Evakuierung die Rede, in einem anderen von Entführungen. Ein Putsch gegen eine demokratisch gewählte Regierung kann auf Verständnis in der Presse stoßen, aber auch eine abzulehnende Gewalttat oder ein terroristischer Akt sein. Undsoweiterundsofort. Medien. Macht. Meinung. – Auf dem Weg in die Kriegstüchtigkeit weiterlesen

„Unsichtbar und unterbezahlt“: Der tägliche Kampf der Reinigungskräfte

Von Christian Bunke

Niedrige Löhne, schlechte Arbeitszeiten, gesundheitliche Belastungen: Die Reinigung ist ein prekärer Sektor mit vielen Problemen.

Frau K. arbeitet seit über 30 Jahren in einer großen Reinigungsfirma. In dieser Zeit hat sie viel gesehen. Die Abgründe ihrer eigenen Branche, aber auch die der Gesellschaft. „Wir Reinigungskräfte kriegen keine Anerkennung“, sagt Frau K., die ihre Aussagen nur unter Zusicherung von Anonymität tätigt. „Und wir kriegen zu wenig Lohn. Wir leisten mehr als die meisten Büroangestellten, in der Pandemie waren wir systemrelevant. Doch wir haben keinen Bonus bekommen. Wir sind schon wieder leer ausgegangen.“ „Unsichtbar und unterbezahlt“: Der tägliche Kampf der Reinigungskräfte weiterlesen

Frieden oder Burgfrieden? – Gewerkschaften und Friedensbewegung – ein „schwieriges Thema“

Von Norbert Heckl

Die Friedensfrage ist „ein hochemotionales, aber auch schwieriges Thema“, so die DGB-Vorsitzende Yasmin Fahimi bei einer Videokonferenz im Februar des Jahres.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine wurde es noch sehr viel schwieriger, als es in den letzten Jahren schon war. Während im Arbeitsausschuss der Initiative „abrüsten statt aufrüsten“ noch 2021 offizielle Vertreter des DGB, von ver.di und der IG Metall mitarbeiteten, gemeinsam mit Vertretern von Greenpeace, Welthungerhilfe, BUND und Repräsentanten der Friedensbewegung das 2%-Ziel der NATO verurteilten und sich für ein „System gemeinsamer Sicherheit“ einsetzten, war es damit nach Kriegsbeginn vorbei.

Die vom Bundeskanzler ausgerufene „Zeitenwende“ beeinflusste auch sehr viele Gewerkschafter/innen, nicht nur in den Vorständen: ihre Haltung zu NATO und Bundeswehr veränderte sich. Wurde vor Jahren auf ver.di-Kongressen noch über die ablehnende Haltung der Gewerkschaften gegenüber Remilitarisierung und Gründung der Bundeswehr in den 1950er Jahren diskutiert, so spielt das in den heutigen Diskussionen keine Rolle mehr. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass die Bundeswehr eine Organisation ist, „die sich als Arbeitgeberin umfassend an Tarifverträge hält, die Regeln der Mitbestimmung einhält und bei der alle Beschäftigten einschließlich der Soldat*innen so ausgestattet sind, dass sie ihre Aufgaben erfüllen können.“ Frieden oder Burgfrieden? – Gewerkschaften und Friedensbewegung – ein „schwieriges Thema“ weiterlesen

Gewerkschaft und kommunale öffentliche Daseinsvorsorge

Der Begriff der kommunalen Daseinsvorsorge meint, dass die Gemeinde oder Stadt wirtschaftliche, soziale und kulturelle Dienstleistungen ursprünglich mittels eigener Einrichtungen für alle Einwohner bereitstellt. Sie ist dazu durch das Sozialstaatsprinzip gemäß Art. 20 I des Grundgesetzes verpflichtet. Kommunale Daseinsvorsorge fasst entsprechend alle Aufgaben und Leistungen zusammen, die Stadt oder Gemeinde erbringt, um ihren Einwohnern die Grundversorgung zu gewährleisten.

Die Auswüchse des Neoliberalismus seit rund 50 Jahren mit dem Credo des Sparens und Maßhaltens und dem Einsetzen der Privatisierungswelle haben kaputt gesparte Stadt- und Gemeindeeinrichtungen zur Folge. Ganze Abteilungen und Betriebe sind aufgrund von eingesparten Stellen nicht mehr arbeitsfähig, die Menschen können ihre rechtlich zugesicherten Dienstleistungen nicht mehr in Anspruch nehmen und rutschen zunehmend in Armut und unsichere Lebenssituation ab.

Bis heute hat die zuständige Dienstleistungsgewerkschaft keine wirkliche Gegenwehr organisiert. Spricht man die Personal- und Betriebsräte in den Einrichtungen der Daseinsvorsorge darauf an, wird von ihnen als Mitverantwortliche vor Ort nur auf die drückenden Sachzwänge, wie die klammen öffentlichen Haushalte, die keine kreative Politik erlauben, Vorgaben der EU und neue Steuerungsmodelle in der Verwaltung hingewiesen. Auch seien moderate Lohnabschlüsse erforderlich gewesen, um die in öffentlicher Hand verbliebenen Bereiche abzusichern.

Aufgabe der Gewerkschaften wäre es aber, breite Kampagnen für massive Investitionen in das Gesundheitswesen, die Bildung, Soziales und einen Umstieg auf öffentlichen Verkehr zu führen und der Profitlogik in all diesen Bereichen inklusive der Zusammenarbeit mit Investoren ein Ende zu bereiten. Gewerkschaft und kommunale öffentliche Daseinsvorsorge weiterlesen

Zur Erinnerung: Aus Hartz-IV wird Bürgergeld – Eine „Jahrhundertreform“ für den staatlich betreuten Pauperismus

Knapp zwanzig Jahre nach Einführung von Hartz IV wird der deutsche Sozialstaat reformiert. Und zwar nicht nur ein bisschen. Darauf legt die SPD jedenfalls großen Wert. Wie gut, dass manche daran denken, was das für sie bedeutet: „Süddeutsche Zeitung: Herr Heil, kaum eine Reform wurde im Land so kontrovers diskutiert wie Hartz IV, kaum eine hat der SPD so geschadet. Viele Sozialdemokraten hatten das Gefühl, der Neoliberalismus sei in ihre Partei und in ihr Land eingefallen… Die SPD hat dadurch den Ruf verloren, die Partei der kleinen Leute zu sein. Die Hartz-Gesetze haben viele Genossen wütend gemacht, so entstand überhaupt erst die Linke… Offensichtlich konnte sich die SPD vom Hartz-IV-Fluch nur lösen, indem sie etwas Neues erfand.“ (SZ-Interview mit Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil, 24.11.22)

Ja, was hat die SPD sich da angetan – die Partei, die über Deutschlands Arbeitslose das berühmt-berüchtigte soziale Betreuungsregime verhängt hat? Und was gesteht diese Partei eigentlich über ihr damaliges Werk ein, wenn sie sich nun nach eigener Auskunft daranmacht, es im großen Stil umzukrempeln? Bei der zweiten Frage denkt ein verantwortungsbewusster Journalist auch im größeren Rahmen: „Nun ist Hartz IV bald Geschichte. War es letztlich denn gut für Deutschland?“ (Ebd.)

Ja, wie verfährt die Nation mit der Betreuung ihrer unteren Schichten? Hat es wenigstens ihr was gebracht? Zur Erinnerung: Aus Hartz-IV wird Bürgergeld – Eine „Jahrhundertreform“ für den staatlich betreuten Pauperismus weiterlesen

Eine Hausärztin in Sorge: Wie Amazon & Co die ärztliche Versorgung verdrängen wollen

Von Vittoria Braun

Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns mit ihnen. Das mag für viele Ereignisse des Lebens zutreffen. Aber wenn Geschehnisse passieren, die Selbstverständlichkeiten vom Fuß auf den Kopf stellen und schwerwiegende existentielle Bedrohungen mit sich bringen, darf man sie nicht schweigend und duldend zur Kenntnis nehmen. Es ist der Zeitpunkt gekommen, sich ihnen zu stellen. Ich spreche von den Veränderungen im deutschen Gesundheitswesen.

Schon 2022 stellte der Präsident der Bundesärztekammer, Herr Dr. Reinhardt fest: „Unser Gesundheitswesen gerät immer mehr in eine Schieflage. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Kommerzialisierung der Medizin, die von der Politik seit Jahrzehnten vorangetrieben wird“.

Was passierte in den letzten 25 Jahren? Eine Hausärztin in Sorge: Wie Amazon & Co die ärztliche Versorgung verdrängen wollen weiterlesen

Neuer Verteilungsbericht des WSI: Einkommensungleichheit und Armut haben seit 2010 deutlich zugenommen – Sorgen um Lebensstandard strahlen bis in Mittelschicht aus

Seit 2010 ist die Ungleichheit der Einkommen in Deutschland deutlich gestiegen und in den letzten Jahren haben sich Ängste, den eigenen Lebensstandard nicht mehr halten zu können, in der Bevölkerung stark ausgebreitet. Die Quote der Menschen, die in Armut leben, hat nach den neuesten verfügbaren Daten ebenfalls erheblich zugenommen und liegt auf einem Höchststand (detaillierte Daten unten). Hinzu kommt, dass Arme während der 2010er Jahre gegenüber anderen Einkommensgruppen wirtschaftlich noch weiter zurückgefallen sind, denn von der insgesamt positiven Wirtschafts- und Einkommensentwicklung im vergangenen Jahrzehnt haben sie nur vergleichsweise wenig abbekommen.

Das prägt den Alltag und schränkt soziale Kontakte von Menschen mit niedrigem Einkommen ein: Schon 2021, also vor dem Beginn der Inflationswelle, hatten mehr als 40 Prozent der Armen und über 20 Prozent der Menschen in der Gruppe mit „prekären“ Einkommen etwas oberhalb der Armutsgrenze keinerlei finanzielle Rücklagen, um kurzfristige finanzielle Notlagen zu überbrücken. Rund zehn Prozent der Armen waren zudem finanziell nicht in der Lage, abgetragene Kleidung zu ersetzen. Über die Coronakrise und den Inflationsschub zwischen 2020 und 2023 haben sich Sorgen um die eigene wirtschaftliche Lage bei vielen Menschen noch einmal deutlich verschärft, und zwar unter Ärmeren sowie bis weit in die Mittelschicht hinein: Deutlich mehr als die Hälfte der Menschen in der unteren Einkommenshälfte, aber auch knapp 47 Prozent in der oberen Mittelschicht fürchteten im vergangenen Jahr, ihren Lebensstandard zukünftig nicht mehr halten zu können. Zu diesen Ergebnissen kommt der neue Verteilungsbericht des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.* Neuer Verteilungsbericht des WSI: Einkommensungleichheit und Armut haben seit 2010 deutlich zugenommen – Sorgen um Lebensstandard strahlen bis in Mittelschicht aus weiterlesen

VKG: Eine Meinung anlässlich der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2024

„Wer den Streik vermeiden möchte, muss ihn gut vorbereiten!“ (Willi Bleicher)

Wir[1] stellen uns allerdings die Frage, ob das überhaupt das Ziel sein sollte, „den Streik zu vermeiden“. Oder ob es nicht besser wäre, als Gewerkschaft regelmäßig Kampfbereitschaft und Stärke zu zeigen?

Ist ein Streik nicht mehr als nur ein Mittel zu dem Zweck, einen „guten Tarifabschluss“ durchzusetzen? Lässt ein Streik nicht auch unsere Klasse ihre kollektive Stärke spüren? Und verschafft uns[2] damit – im Erfolgsfall – für viele Jahre im Voraus den nötigen „Respekt“ der Unternehmer für künftige Verhandlungen? Auch auf betrieblicher Ebene?!

Wer für seine Interessen gegen „die da oben“ kämpft, muss nicht nach unten treten, um sich zu erhöhen. Gewerkschaften, die den Kampf für eine soziale Alternative zu den alltäglichen Gewalttaten des Kapitalismus organisieren, bieten damit eine wirkliche „Alternative für Deutschland“. Ein solcher Kampf ist praktischer Antifaschismus und wirkt mehr als hundert gut gemeinte „Resolutionen gegen rechts“! Denn die Streikenden können anhand ihrer eigenen Erfahrung erkennen, dass es egal ist, welche Hautfarbe der Kollege oder die Kollegin neben ihnen hat. Oder wo jemand geboren ist. Die Klasse ist das, was zählt in einem Streik; nicht die Herkunft oder die Hautfarbe.

Ja. Ein Streik ist immer das letzte Mittel. Aber doch ein Mittel! Nicht nur eine theoretische Möglichkeit. Nie oder nur äußerst selten angewandt wird dieses „letzte Mittel Streik“ zur leeren Drohung. Mit einem schwachen oder müden Gegner nimmt man es nun mal einfacher auf als andersherum. Und jedes Zögern, wenn es darum geht Stärke zu zeigen, lässt die „Falken“ im Unternehmerlager mutiger werden. VKG: Eine Meinung anlässlich der Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie 2024 weiterlesen

Keine Besserung in Sicht – Neue Studie beleuchtet soziale Lage südosteuropäischer Zuwanderer in Duisburg

Vor 10 Jahren erweiterte sich der Raum der europäischen Arbeitnehmerfreizügigkeit auf Rumänien und Bulgarien. Heute leben etwa 1,3 Mio. Menschen aus diesen Ländern in der Bundesrepublik, das sind etwa 10 Prozent der ausländischen Bevölkerung. Doch oft wird die Migration aus diesen beiden Ländern noch immer als Armutszuwanderung stigmatisiert. Polina Manolova, Thorsten Schlee und Lena Wiese vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen beleuchten in einer neuen Studie die vielfältigen, sich gegenseitig bedingenden Diskriminierungserfahrungen südosteuropäischer Migrant*innen in Duisburg. Keine Besserung in Sicht – Neue Studie beleuchtet soziale Lage südosteuropäischer Zuwanderer in Duisburg weiterlesen