Bei der aktuellen Diskussion um den Ausbau der Krippenplätze geht es ja auch immer um die geringe Wertschätzung der Arbeit der Erzieherinnen. In diesem Zusammenhang lohnt es sich, genauer auf die gesellschaftliche Bewertung der Arbeit die Frauen verrichten, zu schauen.
Der Bruttostundenlohn von Frauen in Deutschland ist durchschnittlich 23 Prozent geringer als der der Männer. Damit eine Frau das durchschnittliche Jahresentgelt eines Mannes erreicht, muss sie 3 Monate länger arbeiten als er.
Die weitere Wertigkeit zeigt sich bei den realen Zahlen und der eigenen Wahrnehmung:
In ganz Deutschland arbeiten lediglich 712 000 Beschäftigte, mehrheitlich Männer, in der Autoindustrie. Allein in NRW sind 800 000 Beschäftigte, mehrheitlich Frauen, in dem Sozial- und Gesundheitsbereich tätig. Im Bereich Gesundheitswesen arbeiten 420 000 Beschäftigte in 400-Eurojobs. Zwei Drittel der Beschäftigten in den gesamten „Minijobs“ sind Frauen.
Aber auch bei der „Rettung“ von Arbeitsplätzen wird mit zweierlei Maß gemessen.
Nach der Insolvenz von Schlecker wurde insgesamt 13 200 Personen gekündigt, davon etwa 11 000 Frauen, überwiegend in „Minijobs“. ver.di forderte von der Politik, die Frauen durch die Verlängerung des Insolvenzgeldes und die Einrichtung einer Transfergesellschaft zu unterstützen – ohne Erfolg. Ganz anders läuft es bei den typischen „Männerbereichen“ z.B. im Maschinenbau ab: der Maschinenhersteller Heidelberger Druck mit 18 300 Beschäftigten bekam bei seiner Flaute sofort ein Hilfspaket vom Staat in Höhe von 1,7 Milliarden Euro finanziert.
Die Wertigkeit von Arbeit macht der Normalbürger auch daran fest, ob der Staat sich für bestimmte Jobs einsetzt oder nicht.
Wird gesellschaftlich wertvolle Arbeit entsprechend bezahlt, ist auch der Anreiz für Frauen und Männer höher, solche Jobs anzunehmen. Eine Neubewertung und Wertschätzung bestimmter Arbeit, auch über die finanzielle Entlohnung hin- aus, ist zwingend erforderlich.
Sonst bleibt nämlich die Frage ohne Antwort: Tut nicht jede Erzieherin gesellschaftlich nützlichere Arbeit, als ein Investmentbanker? Quelle: ver.di, Lunapark 21
erschienen im Info-Brief Dezember 2012