Wieder einmal schien die Welt bis vor Kurzem in Ordnung. Zumindest wenn man den vielen ökonomischen Erfolgsmeldungen glauben wollte, denen man überall begegnete. Steigende Aktienkurse, niedrige Arbeitslosenquoten, Reallohnzuwächse, hohe Auftragseingänge, gute Wachstumsraten – in vielen Industrieländern waren das die Schlagzeilen der Wirtschaftspresse. Und man konnte sich diesem Sog von Meldungen saturiert überlassen, man konnte wie ein Sportsmann dem alten Schlawiner Kapitalismus erneut für seine erstaunliche Dynamik gratulieren, wäre da nicht ein seltsames Phänomen. Hatte nämlich ein Immobilienboom in den USA insbesondere durch die Vergabe sogenannter Subprime-Kredite die Weltwirtschaft 2008 an den Rand des Abgrundes gebracht, dann muss man irritiert feststellen, dass wir uns nur ein Jahrzehnt später 2019 in einem erneuten, nur diesmal ungleich größeren Immobilienboom befinden. Egal, wohin man global auch blickt: die Preise für Wohnungen, Büroräume oder Land steigen und es scheint kein Ende der Nachfrage in Sicht.
Wie kam es zu dieser blitzartigen Wiederkehr des Immobilien-Kapitalismus, diesmal in globalem XXL-Maßstab? Welche sozialen Entwicklungen gingen mit ihm einher? Gibt es Gründe zu befürchten, dass auch dieser Immobilien-Boom ähnlich wie 2009 in eine Finanzkrise mündet? Und deuten etwa die sich inzwischen eintrübenden Konjunkturmeldungen an, dass eine solche Finanzkrise XXL sehr bald kommen könnte? Klar ist: der folgende Text kann diese Fragen nur umreißen und sein Autor kann auch nicht in die Zukunft blicken. Dennoch soll der Titel des Aufsatzes unterstreichen, dass viele der folgenden Überlegungen darauf hindeuten, dass die Zukunft des globalen Immobilien-Kapitalismus nicht nur am seidenen Faden hängt, sondern dass sein Ende mit Blick auf die mit ihm einhergehenden sozialen und ökologischen Verwüstungen dringend nötig wäre. Einstürzende Neubauten – Zu Entstehung und Verlauf des Immobilien-Kapitalismus weiterlesen