Die „wilden Streiks“ im September 1969 forderten die Arbeiter_innenbewegung in dreifacher Weise heraus: Sie waren erstens Ausdruck betrieblicher Sozialkonflikte zwischen Kapital und Arbeit, aber auch zweitens Ausdruck einer Vertretungs- und Repräsentationslücke, die etwa durch die Zentralisierung der Tarifpolitik ausgelöst wurde. Waren sie insofern auch Konflikte zwischen gewerkschaftlich hochorganisierten Belegschaften und der Haupttendenz der gewerkschaftlichen Politik, so repräsentierten die Septemberstreiks jedoch drittens auch bestimmte Beschäftigtengruppen eher als andere: Im Hoesch-Fall handelte es sich vor allem um qualifizierte, männliche Arbeiter.
Der folgende Text argumentiert, dass sich alle drei Konfliktlinien in den Formen wiederfinden, in denen an die Septemberstreiks erinnert wird: Dies gilt für die historische Literatur, es gilt aber auch für die konkreten, physischen Orte der Ereignisse wie das Union-Gelände und die Westfalenhütte, die einerseits durch „Nachnutzung“, „Umnutzung“ sowie in dem vorliegenden Falle auch „new built gentrification“ neu definiert werden, andererseits zu Erinnerungsorten werden, was hier am Beispiel des Hoesch-Museums vor Tor 1 der ehemaligen Westfalenhütte gezeigt wird. Und es gilt schließlich, last but not least, für die Erinnerungsarbeit der Gewerkschaften, wie am Beispiel der IG Metall gezeigt werden kann. In Bezugnahme auf die Erinnerungsarbeit der genannten Akteur_innen fragt der Text, wie die erwähnten Konfliktlinien aufgenommen werden und wie sie in einer an Demokratisierung interessierten Erinnerungsarbeit aufgenommen werden könnten. Demokratisierung von Erinnerungskultur – Der Septemberstreik 1969 bei Hoesch weiterlesen