Für die Fans des BvB waren die vergangen Monate besonders bitter. Sie mussten miterleben, wie ihr geliebter Verein in der Saison 2014/15 vollkommen abstürzte. Borussia Dortmund fiel nach vier Jahren an der Tabellenspitze sportlich von ganz oben nach ganz unten und wurde zu einem Abstiegskandidaten der 1. Bundesliga. Als Bayernjäger in die Saison gestartet, war der BvB zum Ende der Hinrunde, punktgleich mit dem Schlusslicht SC Freiburg auf den 17. Tabellenplatz angekommen und musste dort überwintern.
Besonders bitter auch, weil der BvB für ganz viele Dortmunder mehr ist, als ein Fußballverein. Er hat ihnen immer auf der Erfolgspur gezeigt, wo oben ist – da wo viele Fans nicht hinkommen können. Bei wenig Brot gibt es für sie nun auch noch schlechte Spiele.
Trotz zukünftigem Abstiegskampf geht es dem BvB Konzern und seinen gut bezahlten Angestellten finanziell glänzend, was man von vielen seiner Fans leider nicht behaupten kann.
Der BvB Konzern
Borussia Dortmund macht über die Geschäftszahlen im abgelaufenen Geschäftsjahr folgende Angaben:
„Borussia Dortmund erzielt im dritten Geschäftsjahr in Folge zweistelligen Millionengewinn:
Borussia Dortmund erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2013/2014 (1.7.2013 – 30.6.2014) einen Konzernumsatz von EUR 260,7 Mio. (Vorjahr EUR 305,0 Mio.). Bereinigt um Transfererlöse stieg der Konzernumsatz von EUR 253,4 Mio. um EUR 2,8 Mio. auf EUR 256,2 Mio. trotz des im Vergleich zum Vorjahr vergleichsweise frühen Ausscheidens in der UEFA Champions League im Viertelfinale. Das Konzernergebnis nach Steuern betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr EUR 12,0 Mio. (Vorjahr EUR 51,2 Mio.).
Die Konzernumsatzerlöse betrugen EUR 260,7 Mio. (Vorjahr EUR 305,0 Mio.). Diese betreffen mit EUR 40,5 Mio. (Vorjahr EUR 44,8 Mio.) Spielbetrieb, EUR 81,4 Mio. (Vorjahr EUR 87,6 Mio.) TV-Vermarktung, EUR 73,0 Mio. (Vorjahr EUR 69,3 Mio.) Werbung, EUR 4,5 Mio. (Vorjahr EUR 51,6 Mio.) Transfer, EUR 26,3 Mio. (Vorjahr EUR 20,3 Mio.) Catering / Sonstiges sowie EUR 35,0 Mio. (Vorjahr EUR 31,4 Mio.) Merchandising.
Die Konzerngesamtleistung betrug EUR 266,0 Mio. (Vorjahr EUR 307,8). Die sonstigen betrieblichen Erträge haben sich von EUR 2,8 Mio. um EUR 2,4 Mio. auf EUR 5,2 Mio. gesteigert.
Die Personalaufwendungen im Konzern erhöhten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr von EUR 106,2 Mio. um EUR 1,6 Mio. auf EUR 107,8 Mio. Die Abschreibungen im Konzern stiegen von EUR 22,4 Mio. um EUR 8,3 Mio. auf EUR 30,7 Mio. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen des Konzerns haben sich im Vergleich zum Vorjahr von EUR 96,6 Mio. um EUR 7,9 Mio. auf EUR 88,7 Mio. verringert.
Das Konzernfinanzergebnis verbesserte sich von EUR -5,1 Mio. um EUR 1,2 Mio. auf EUR -3,9 Mio. Insgesamt erzielte Borussia Dortmund im Geschäftsjahr 2013/2014 ein Konzernergebnis von EUR 12,0 Mio. (Vorjahr EUR 51,2 Mio.).
Das Konzernergebnis vor Steuern (EBT) belief sich auf EUR 14,6 Mio. (Vorjahr EUR 60,0 Mio.), das operative Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf EUR 49,1 Mio. (Vorjahr EUR 87,5 Mio.).
Bei vorstehenden Angaben handelt es sich um nach International Financial Reporting Standards (IFRS) ermittelte Kennzahlen des Konzernabschlusses von Borussia Dortmund.
Die Umsatzerlöse im Einzelabschluss der Gesellschaft betrugen im abgelaufenen Geschäftsjahr (1.7.2013 – 30.6.2014) EUR 223,8 Mio. (Vorjahr EUR 272,4 Mio.). Im Einzelabschluss hat die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ein Jahresergebnis nach Steuern in Höhe von EUR 10,6 Mio. (Vorjahr 53,3 Mio.) erwirtschaftet.
Das Ergebnis vor Steuern (EBT) im Einzelabschluss belief sich auf EUR 12,4 Mio. (Vorjahr EUR 61,5 Mio.), das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im Einzelabschluss belief sich auf EUR 40,8 Mio. (Vorjahr EUR 73,2 Mio.).
Angesichts der Ergebnislage beabsichtigt die Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat für den gemeinsam zu fassenden Gewinnverwendungsvorschlag an die ordentliche Hauptversammlung 2014 u.a. die Ausschüttung einer Dividende in Höhe von 0,10 EUR je für das Geschäftsjahr 2013/14 dividendenberechtigte Aktie vorzuschlagen. Hierüber wird der Aufsichtsrat in seiner Sitzung am 9.9.2014 einen Beschluss fassen.
Dortmund, den 14. August 2014“
Ein stolzes Ergebnis für die GmbH & Co. KGaA.
Über die BvB „GmbH & Co. KGaA“ muss man wissen, dass im November 1999 die Jahreshauptversammlung des Vereins beschloss, den steuerpflichtigen wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb auszugliedern. Anschließend wurde rückwirkend zum 1. Juli 1999 die Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien gegründet. Komplementär – das ist der persönlich haftende Gesellschafter einer Kommanditgesellschaft – ist die Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, eine 100 prozentige Tochter des Vereins. Der BvB musste die Struktur einer GmbH & Co. KGaA wählen, da dies eine Auflage des Ligaverbands ist und sicherstellen soll, dass der Verein die Kontrolle über die Lizenzspielerabteilung besitzt. Auf der Jahreshauptversammlung des BvB Anfang 2000 wurde dann der Gang an die Börse der KGaA – Kommanditgesellschaft auf Aktien – beschlossen.
Am 31.Oktober 2000 war der Börsenstart. Die Aktie wurde zu einem Ausgabekurs von elf Euro unter Führung der Deutschen Bank AG (gemeinsam mit der WGZ-Bank, Dresdner Kleinwort Benson, der WestLB, der Sparkasse Dortmund und der Dortmunder Volksbank) herausgegeben.
Es zeigte sich damals schnell, dass dieser Weg nicht der erfolgreichste war.
Schon ab dem Jahr 2003 ächzte der BvB unter erheblichen finanziellen Lasten, die besonders auf die viel zu hohen Kosten für den Spielerkader und ausbleibende sportliche Erfolge nach der Meisterschaft 2002 zurückzuführen waren. Allein im Geschäftsjahr 2003/2004 erwirtschaftete der BvB ein Minus von über 65 Millionen Euro und der Schuldenstand wuchs auf mehr als 118 Millionen Euro.
Die „Mitteldeutsche Zeitung“ hat im Jahr 2005 eine Chronologie des BvB Untergangs aufgezeichnet:
„31. Oktober 2000: Borussia Dortmund geht als erster Fußball-Bundesligist an die Börse. Der Ausgabekurs der 13,5 Millionen Aktien betrug pro Stück 11 Euro und brachte dem BVB 305,4 Millionen DM ein.
- November 2000: Auf der ersten Jahreshauptversammlung nach dem Börsengang wird ein Rekordumsatz von 184,4 Millionen DM verkündet.
- November 2001: Zum Zeitpunkt der ersten Aktionärsversammlung ist der Kurs der BVB-Aktie auf 5,18 Euro gesunken. Im Geschäftsjahr 2000/2001 verbuchte die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA einen Fehlbetrag von rund 9 Millionen Euro.
- September 2002: Im Geschäftsjahr 2001/2002 erwirtschaftet der BVB einen Reingewinn von 755 000 Euro.
- September 2003: Die BVB-Spieler einigen sich mit dem Verein auf einen Gehaltsverzicht um 20 Prozent.
- Dezember 2003: Der BVB bestätigt Gespräche mit dem Investment-Unternehmen Schechter & Co. über eine Anleihe in Höhe von 80 bis 100 Millionen Euro.
- Februar 2004: In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2003/2004 hat der BVB ein Rekordminus von 29,4 Millionen Euro erwirtschaftet.
- September 2004: Der BVB beschließt eine Kapitalerhöhung, die dem Club einen Mittelzufluss in Höhe von 25 Millionen Euro beschert.
- Oktober 2004: Die Dortmunder Führung teilt auf der Bilanzkonferenz mit, dass sich im Geschäftsjahr 2003/2004 der Konzernverlust auf 67,7 Millionen Euro belief. Die Schulden stiegen auf 118,8 Millionen Euro.
- November 2004: BVB-Clubchef Gerd Niebaum gibt sein Präsidentenamt auf. Nachfolger wird Reinhard Rauball.
- Februar 2005: Niebaum tritt auch als Geschäftsführer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA zurück. Nachfolger wird BVB-Schatzmeister Hans-Joachim Watzke.
- Februar 2005: Borussia Dortmund teilt in einer Pflichtmitteilung mit, in einer «existenzbedrohenden Ertrags- und Finanzsituation» zu stecken. Allein für das erste Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres 2004/2005 sei mit einem operativen Verlust von 27,2 Millionen Euro zu rechnen. Ohne Sanierungsmaßnahmen droht ein Fehlbetrag für das gesamte Geschäftsjahr von rund 68,8 Millionen Euro“
Gerd Niebaum, der über 15 Jahre Präsident und Teil der Geschäftsführung von Borussia Dortmund war, führte den Konzern an den Rand des Bankrotts. Als er im Jahr 2005 von allen Ämtern zurücktrat, ging es damals auch persönlich für ihn bergab.
Er steht derzeit vor dem Landgericht Dortmund. Die Staatsanwaltschaft Dortmund wirft dem Angeklagten unter anderem Untreue, Kreditbetrug und Urkundenfälschung vor. Er hatte damals mit am großen Rad bei Immobiliengeschäften im Osten Deutschlands drehen wollen und ist dabei vollkommen gescheitert.
Zu erwähnen ist hier auch noch die schillernde Person Florian Homm. Ihm gehörten Hedgefonds auf den Kaimaninseln und er verwaltete in seiner besten Zeit 3 Milliarden Euro Anlegervermögen. Er beteiligte sich am BvB mit 20 Millionen Euro und verband dieses Engagement mit der Entmachtung der BvB Führung. Homm sagt von sich selbst, er habe eigentlich mit dem BVB richtig viel Geld machen wollen, auch dadurch, dass er vorhatte, den BvB an zwei russische Oligarchen zu verkaufen. Dann merkte er aber, wie schlecht es dem Fußballverein ging und beschloss, ihn zu retten, da er sich damals schon weitere Verluste nicht erlauben konnte.
Allerdings waren die Geschäfte von Florian Homm doch nicht so sauber, wie er sie gern darstellte. Im September 2007 tauchte Homm unter. Seine Nachfolger beim ACM-Fonds warfen ihm vor, dass viele „Investments“ einen weit geringeren Wert hatten, als ausgewiesen. Die Aktien des Hedgefonds verloren bis Juni 2008 rund 93 Prozent ihres Wertes. Es wurde gemunkelt, dass er bei seiner Flucht über 150 Millionen Euro mitgenommen hat.
Mit dem BvB ging es dann erst mit Hans-Joachim Watzke als Geschäftsführer wirtschaftlich langsam wieder bergauf.
Im Jahr 2012 schüttete die Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA zum ersten Mal überhaupt eine Dividende aus. Im Geschäftsjahr 2011/2012 gab es einen Nettogewinn von 34,3 Millionen Euro, von denen 3,7 Millionen Euro als Dividende an die Aktionäre ausgezahlt wurden, die Ausschüttung betrug sechs Cent pro Aktie.
Mittlerweile gehört der BvB wirtschaftlich gesehen zu den erfolgreichsten Vereinen Europas: Nach der Saison 2012/2013 belegte er mit einem Umsatz in Höhe von 256,2 Millionen Euro Rang elf in der Liste der umsatzstärksten Fußballklubs.
Ende 2013 hat die Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA ihre Konzerngesellschaften BvB Stadion Holding GmbH, BvB Beteiligungs-GmbH sowie BvB Stadion GmbH auf sich verschmolzen und das bisher der BvB Stadion GmbH gehörende Erbbaurecht am Stadiongrundstück erhalten.
Im Mai 2014 erhielt der BvB mit Wirkung zum 30. Mai 2014 die Zulassung zum Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse und wurde somit in den Auswahlindex SDAX der Deutschen Börse AG aufgenommen.
Im November 2014 sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, dass der Verein schuldenfrei sei und er den Spieleretat anheben will.
Aber warum denn den Spieleretat anheben?
Die BvB Beschäftigten
Den meisten Fans ist gar nicht bekannt, wie hoch das Entgelt für die jungen beschäftigten Fußballmänner beim BvB ist.
Einblick in die „Tarife“ beim BvB bekamen viele erst, als Marco Reus letztens wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis vor Gericht stand und zu einer Geldstrafe in Höhe 540 000 Euro bei 90 Tagessätzen verurteilt wurde.
Das Gericht ging von einem Tagesverdienst von 6 000 Euro aus und einem Netto Jahresverdienst von 2,16 Millionen Euro. Ganz schön viel für einen 25-jährigen jungen Mann.
Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über Spielergehälter 2014/2015 bei Borussia Dortmund und die Kosten der Personalabteilung für die früheren Ablösen:
Die hohen Ablösesummen weisen den Geldbetrag aus, der vom neuen an den alten Verein für den Vereinswechsel, dem Transfer eines Spielers, gezahlt wird. Das Herauskaufen eines Spielers aus einem bestehenden Vertragsverhältnis, hat sich als Zusatzgeschäft entwickelt und wird von den Sportverbänden schon seit vielen Jahren unterstützt. Der betreffende Spieler muss bei dem Deal natürlich zustimmen, da ohne seine Zustimmung gegen EU-Recht verstoßen wird.
Der Handel mit Fußballspielern beginnt schon in der hintersten Kreisklasse. Dort werden aber noch kleine Summen gezahlt oder als Währung gelten Naturalien, Sachgeschenke, Jobs oder ein paar Vergünstigungen.
Beim BvB Konzern ist man in diesem Geschäftszweig mittlerweile in den 2-stelligen Millionen Bereichen angekommen.
Der Verein als Arbeitgeber hat nichts dagegen, dass die BvB Spieler im vertretbaren Rahmen noch andere Beschäftigungen nachgehen. Meistens sind dies hochdotierte Werbeverträge, bei denen man das Entgelt vom BvB mehr oder weniger als Grundgehalt ansehen kann.
Damit dass alles nicht ganz so frech daherkommt, sind viele Spieler auch noch in gemeinnützigen Aktionen unentgeltlich unterwegs.
Das reiche sport- und verbandspolitische Umfeld des BvB
Beispiel FIFA
Die Fédération Internationale de Football Association (FIFA) mit Sitz in der Schweiz spielt schon seit langem in der oberen Milliarden Euro Liga. Da wo viel Geld gemacht wird, geht es auch um Korruption. Auf diesem Feld hat sich die FIFA aber einen besonders frechen Stil angewöhnt, bei dem es mittlerweile den hohen Funktionären egal ist, ob die Schweinereien bekannt werden oder nicht. Für die Funktionäre ist ihre Organisation der reine Selbstbedienungsladen in ständiger Champagnerstimmung.
Es ist unglaublich, aber wahr: die FIFA ist eine „nicht gewinnorientierte Organisation“. Bei jährlichen Erträgen von über von einer Milliarde Dollar und Reserven von 1,3 Milliarden Dollar, die zuletzt im Finanzbericht für 2011 ausgewiesen wurden, nicht als gewinnorientiert zu gelten, ist schon ein Kunststück. Auch dann, wenn man von einem Korruptionsskandal zum anderen taumelt und dann auch noch die Steuerbefreiung erhält.
So forderte die FIFA für die Ausrichtung der WM in Deutschland eine vollständige Steuerbefreiung – und bekam sie auch.
Spricht man die FIFA aber zum Thema der Arbeitsbedingungen bei den Bauten der Stadien in Katar für die zukünftige Weltmeisterschaft an, trifft man auf taube Ohren. Es gab bereits 44 Todesfällen auf den Baustellen von WM-Stadien in Katar, aber bei dem Organisator wird eine Verantwortung rigoros von sich geschoben.
Die Journalistenvereinigung „Netzwerk Recherche“ hatte 2012 den Weltfußballverband mit dem Negativpreis „Verschlossene Auster (für Auskunftsverweigerer in Politik und Wirtschaft)“ ausgezeichnet, weil die FIFA bisher „alle Versuche kritischer Journalisten, über Korruption und Ungereimtheiten bei der Postenvergabe zu recherchieren, abgeblockt habe“.
Beispiel UEFA
Die Union of European Football Associations (UEFA) ist der europäische Fußballverband. Er ist eine der sechs „Kontinental-Konföderationen“ des Weltfußballverbandes FIFA.
Die UEFA umfasst insgesamt 54 nationale Verbände einzelner Länder und Gebiete Europas und ist ein im Handelsregister eingetragener Verein im Sinne des schweizerischen Zivilgesetzbuches.
Jeder Fußballfan kennt die UEFA als Veranstalter der „UEFA Champions League“, von der Berti Vogts als „die Geldbeschaffungsmaschine“ sprach.
Auch der BvB weiß, dass die Champions League der wichtigste Zugang zu den ganz großen Fleischtöpfen des Fußballgeschäfts geworden ist. Diese Liga kann man sogar dafür verantwortlich machen, dass die wirtschaftlichen und machtpolitischen Unterschiede zwischen den Vereinen der Bundesliga immer gravierender werden. Derjenige Verein, der regelmäßig an dem europäischen Wettbewerb teil nimmt gehört, zu den Platzhirschen des Fußballs. Er kann dadurch seine Vormachtstellung festigen und vor allem seine Marktposition stärken.
Sagenhafte 59 Millionen Euro bekam der FC Bayern im vergangenen UEFA Spieljahr, obwohl er doch im Halbfinale gegen den späteren Gewinner Real Madrid scheiterte. Dem BvB ging im Turnier noch früher die Puste aus, trotzdem gab es für ihn noch 48 Millionen Euro.
Die Vereine, die draußen bleiben müssen, werden kontinuierlich wirtschaftlich schwächer.
Die UEFA selbst natürlich nicht: Sie rechnet allein 2014/2015 mit Werbe- und Fernseheinnahmen in astronomischen Sphären von 1,75 Milliarden Euro, Tendenz weiter stark steigend.
Beispiel DFB
Der Deutsche Fußballbund (DFB) ist auf der nationalen Ebene die kleine FIFA.
Im Jahr 2012 hatte er Einnahmen in Höhe von 79,4 Millionen Euro und 2013 sogar 85,9 Millionen Euro. Diese Einnahmen stammen natürlich nicht von den Mitgliedsbeiträgen der 6.851.892 Mitglieder, sondern hauptsächlich aus Werbemaßnahmen, Verpachtungen und Vermögensverwaltungen (allein hier circa 69 Mio. Euro). Der Etat wird durch Gelder aus Fernsehübertragungen und Zuschüssen von FIFA/UEFA komplettiert.
Wir in Dortmund müssen wissen, dass das Deutsche Fußballmuseum im Sommer 2015 als offizielles nationales Fußballmuseum des Deutschen Fußballbundes eröffnet wird.
Die gesamte Organisation der Planung und Errichtung des Museums wird von der DFB-Stiftung Fußballmuseum gGmbH mit Sitz in Dortmund ausgeführt. Die Stiftung Fußballmuseum gGmbH wird von den Geschäftsführern Manuel Neukirchner (DFB) und Michael Keßeler (Stadt Dortmund) geleitet. Die Gesellschafterversammlung der Stiftung besteht zu gleichen Teilen aus Vertretern des DFB-Präsidiums und Vertretern der Stadt Dortmund.
Das Land NRW ist mit 18,5 Millionen Euro an dem Museum beteiligt, 11,5 Millionen Euro werden vom DFB übernommen (Zahlen Stand 2009). Das Land hat nun vorsorglich erklärt, dass nicht vorgesehen sei, weitere Kosten zu übernehmen.
Zuletzt wurden 36 Millionen Euro als geplantes Budget genannt. Zwischendurch ging das Bauunternehmen in die Insolvenz und verzögerte die geplante Fertigstellung des Museums. Der Schaden für die Stadt Dortmund und dem DFB beträgt jetzt schon jeweils 250 000 Euro für die Verspätung, der Verlust der geplanten Eintrittseinnahmen mal außen vorgelassen.
Das zukünftige Museum findet regelmäßig Platz im Schwarzbuch des Bundes der Steuerzahler (BdST) und der fragt die Stadt Dortmund, ob sie genau wisse, was da finanziell auf sie zukomme, da sie beim späteren Museumsbetrieb finanziell mit im Boot ist.
Zu hoffen bleibt, dass der Vertrag der klammen Stadt Dortmund mit den Zockerprofis des DFB ihr nicht schon bald auf die eigenen Füße fällt.
Die Wettmafia
Im Jahr 2013 war in der Sportpresse zu lesen, dass Untersuchungen zum Fußballwettskandal zeigten, dass mehr als 380 verdächtige Spiele in Europa, rund 300 neue Fälle weltweit und 425 Personen aus dem Fußballumfeld involviert waren.
Es handelt sich hier um ein dichtes kriminelles Netzwerk, das Spielmanipulationen auf einem nie dagewesenen Niveau betreibt. An den Manipulationen und dem Wettbetrug sollen allein im Jahr 2013 insgesamt 425 Club-Funktionäre, ehemalige oder heute noch aktive Spieler und Schiedsrichter in 15 Ländern beteiligt gewesen sein. 151 von ihnen hatten nach Angaben der Bochumer Staatsanwaltschaft ihren Wohnsitz in Deutschland. Bei uns flossen damals mehr als zwei Millionen Euro an Bestechungsgeldern an Spieler und Offizielle, europaweit strichen sich die Manipulierer 8 Millionen Euro an Wettprofit ein.
Meist fängt es für die Spieler, Schiedsrichter und Sportfunktionäre, die später Spiele beeinflussen, ganz harmlos an. Erst sind sie normale Zocker in dem Wettgeschäft. Dann verlieren sie beim Wetten viel Geld und verschulden sich gegenüber der Wettmafia. Wenn dann der Besitzer des Wettbüros massiv auf Rückzahlung drängt, werden sie schwach und sind ein leichtes Opfer. Nach der Spielmanipulation wird oft das Geld an sie nicht ausgezahlt, sondern als Schuldenerlass benutzt.
Damit ist der Manipulator gänzlich in der Hand seiner Gläubiger, da er sich nun auch noch strafbar gemacht hat und völlig erpressbar geworden ist.
Ist der ganze Spuk dann herausgekommen, hört er aber für den Manipulator immer noch nicht auf. Wenn der DFB-Sportausschuss entscheidet, dass es kein Wiederholungsspiel geben wird, da oft schon das Turnier sich in weiteren Runden befindet, wir dem geschädigten Verein eine Entschädigung, manchmal in Millionen Höhe zugesprochen.
Diese Summen kann sich der DFB beim Manipulator wiederholen, der dann endgültig in die Knie geht und für die Wettprofis kann das Spiel wieder von vorn beginnen, dann mit dem nächsten Opfer.
Sponsoring durch die öffentliche Hand
Beispiel Sicherheits-, Fahndungs- und Ermittlungskosten
Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) kosten die Polizeiansätze bei Fußballspielen rund 100 Millionen Euro pro Saison. Die durchschnittlichen Polizeikosten eines Bundesligaspiels beziffert die Gewerkschaft auf 100.000 Euro. Dabei legt sie einen Wert von 50 Euro pro Stunde und Polizist zugrunde. Müsste die Bundesliga diese Kosten selbst übernehmen, kämen auf die 18 Vereine insgesamt mehr als 30 Millionen Euro pro Saison zu.
In der Saison 2011/2012 haben Bundes- und Landespolizisten 1.884.525 Stunden allein damit verbracht, Fußballspiele zu sichern. Dazu kommen die Kosten für die rund 6 000 Strafverfahren pro Saison.
Beim Bundesligaspiel im März 2014 BvB gegen Schalke 04 waren 4 000 Polizisten im Einsatz. Borussia Dortmund selbst setzte zusätzlich 1 000 Sicherheitskräfte ein. Rund 100 Gewalttäter durften das Dortmunder Stadtgebiet nicht betreten, dafür waren personalintensive Personenüberprüfungen im Vorfeld erforderlich. Laut WAZ-Bericht vom 07.01.2015 wird der technische Überwachungsaufwand für die Dortmunder Polizei immer höher. Allein für Ermittlungsverfahren rund um den Fußball seien 64 Beamte abgestellt. Allein das Revierderby am 20.10.2012, bei dem es zwischen Schalkern und Dortmundern rund um das Stadion fast zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen kam, bescherte den Ermittlern fast ein Jahr lang Arbeit mit der Auswertung von Videos und Handydaten.
Beispiel Transport der Fans zu den Spielen
Fast jeden Tag findet mittlerweile irgendwo ein erstklassiges Fußballspiel mit vielen Fanbewegungen statt. Die Kosten der Bundespolizei für Fan-Eskorten betrugen in der vergangenen Fußballsaison etwa 38 Millionen Euro. Bundesweit sind etwa 3 Millionen Fans an den einzelnen Spieltagen unterwegs.
Wer als Bahnreisenden zur falschen Zeit am falschen Ort ist, das heißt in einen Bahnwaggon mit Fußballfans gerät, erinnert sich noch lange mit Grausen daran.
Er ist in einen rechtsfreien Raum geraten, den die Angestellten der Bahn AG und die Polizisten schon vor einigen Jahren wegen eigener Sicherung nicht mehr betreten haben. Das wird auch von offizieller Seite so bestätigt. Nach dem Fahrausweis zu fragen, wäre sowieso müßig. Bei diesen Transporten gilt grundsätzlich die Freifahrt. Aggressives Gegröle, ekelhafte Verschmutzung und sinnlose Zerstörungswut begleiten den Reisenden, der oft zum letzten Mal als Bahnkunde auf Reisen geht.
Das Angebot der Bahn an die Vereine, spezielle Züge zu buchen, wird kaum in Anspruch genommen, da es sich für die Vereine nicht rechnet und der öffentliche Personenverkehr für sie jetzt noch für lau ist. Als fadenscheiniges Argument führen sie immer wieder an, dass sie als Verein nur für ihre Stadien verantwortlich seien.
Beispiel kostenlose Werbung durch die öffentlich-rechtlichen Medien
Schaltet man das Radio an und hört die Sender des Westdeutschen Rundfunks (WDR) läuft immer irgendwo etwas über den Fußball. Sind es nicht die reinen Spielberichte, dann hört man „Hintergrundinformationen“, Vorankündigungsbeiträge für den kommenden Spieltag oder man kann mit dem Fachredakteur eine Ergebniswette der einzelnen Spiele eingehen.
Vor zwei Jahren ließ sich das ZDF die für drei Spielzeiten ausgeschriebenen Übertragungsrechte der Fußball-Champions-League im Free-TV stattliche 54 Millionen Euro kosten. Genau genommen für die nur 18 Begegnungen innerhalb einer Saison. Der Vertrag wurde inzwischen bis zum Jahr 2018 verlängert.
Der DFB und die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ARD und ZDF haben sich auf eine Verlängerung ihres bestehenden TV-Vertrags auch bis 2018 verständigt. Der Vertrag umfasst Freundschaftsspiele der Nationalmannschaft, die dritte Liga, die Frauen-Bundesliga und Frauen-Länderspiele. Obwohl die Sender sich überwiegend aus Beiträgen der Bürger finanzieren, wurde über die finanzielle Ausgestaltung des Vertrags Stillschweigen vereinbart.
ARD und ZDF werden auch die Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar übertragen. Als letztes Gremium hat der WDR-Rundfunkrat dem Erwerb der Übertragungsrechte zugestimmt. Die Sender hatten den Vertrag mit dem internationalen Fußballverband Fifa bereits im Sommer geschlossen. Wie viel die Sender für die Übertragungsrechte aus Katar bezahlt haben, wurde nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass die FIFA jährliche Erträge von über einer Milliarde Dollar und Reserven von 1,3 Milliarden Dollar hat.
ZDF-Intendant Thomas Bellut rechtfertigt die hohen Ausgaben so „ die Übertragungen sind ein wichtiger Bestandteil des Sportangebots und gleichzeitig wesentlicher Faktor für die Zuschauerakzeptanz im Zweiten“.
Dass dafür alle anderen „Randsportarten“ nun noch weniger Beachtung erfahren und noch mehr vernachlässigt werden, verriet er nicht.
Und die Fans
Nach wie vor ist Fußball die beliebteste Sportart in Deutschland. Sechseinhalb Millionen Menschen (über acht Prozent der Bevölkerung) sind Mitglied in einem der über 27.000 Fußballvereine. 24 Millionen Menschen sagen von sich, dass sie Fußballfan sind und sich ganz besonders für diese Sportart interessieren.
Es ist allgemein bekannt, dass die Fans von Borussia Dortmund eine ganz besondere emotionale Beziehung zu ihrem Verein haben. Sie durchleben jeden Punkt der gewonnen oder an den Gegner abgegeben wird innerlich mit. Selbst der sonst härteste Hüne weint, wenn das Spiel verloren geht und weint auch, wenn der Meisterschaftstitel gewonnen wird. Das Thema BvB bietet ihnen Gesprächsstoff mit völlig fremden Menschen, ermöglicht es schichten- und stadtteilübergreifend zu kommunizieren. Es bietet klare Orientierungen an, wie z.B. eine Abgrenzung nach Gelsenkirchen hin. Der Samstagnachmittag ist über die gesamte Saison reserviert, um mal für einige Stunden den eigenen Frust zu vergessen. Die schwarz gelben Devotionalien werden wie Gegenstände der religiösen Andacht stolz zur Show getragen. Jahrelang konnte der Fan auch selbst auf der Erfolgswelle des BvB mit schwimmen, genau sehen, wo bei uns oben ist und von denen dort oben, selbst ein Teil zu sein.
Aber was ist, wenn dem Fan die unaussprechlichen Wörter wie Abstieg, Klassenerhalt, 17. Platz, vorletzter Tabellenplatz und 2. Bundesliga zu Ohren kommen?
Dann ist es aus, ganz aus. Keine Glückshormone und Aufheller der Seele mehr, der eigene Abstieg wird wieder bewusst, die Realität und der Alltag haben einen wieder und Schuldige müssen gesucht und gefunden werden.
Aber vielleicht tröstet es den Fan, wenn er das Ganze als ein riesiges Finanzspiel sieht, bei dem ihm Illusionen verkauft werden, die vielen Spiele das wenige Brot vergessen lassen sollen und alles eine große Inszenierung ist. Bei dieser Aufführung muss es aber ab und an Abwechslung geben, eine Dramatik muss ins Spiel und der große Aufstieg endet im tiefen Fall aus großer Höhe.
Die Formel 1 macht es uns doch immer wieder vor, wie das große Geldspiel läuft.
Da es nichts Langweiligeres gibt, als dass Autos immer im Kreis herumfahren, muss immer mal wieder Aufsehen und Tragik rein, um den Geldfluss nicht versiegen zu lassen.
Dafür gibt es bei der Formel 1 den Bernie, genau der Bernie Ecclestone ist gemeint, der Mann mit einem Vermögen von über 2 Milliarden englischen Pfund. Er ist der Geschäftsführer der Formel-1-Holding SLEC und stand wegen Bestechung und Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall in München vor Gericht. Aber der Bernie weiß wie das Spiel geht: gegen Zahlung einer Geldauflage in Höhe von 100 Millionen US-Dollar (ca.75 Millionen Euro) wurde das Verfahren eingestellt.
Dieser Bernie versteht es gut, das Interesse am Motorsport vor allem bei der Werbung und Investoren aufrecht zu halten. Tragische Unfallszenen, harte Rempler und grobe Regelverstöße sollen die Leute am Fernsehen und die Zuschauerzahlen hochhalten, um damit die teuren Übertragungsrechte verkaufen zu können.
Vielleicht ist es ja beim Fußball ähnlich, wo doch eigentlich auch nur 20 Leute hinter einem Ball herlaufen.
Soll eventuell diesmal der BvB Konzern für etwas ganz tragisches und dramatisches sorgen, für etwas total abgedrehtes, damit die Geldströme weiter fließen?
Nämlich, nach dem totalen Abstieg auf den 17. und vorletzten Platz der Bundesliga, der mutige Kampf mit dem Drachen mit dem Namen Abstieg, trotz Schweiß, Mühe, Schmerzen und Verletzungen, wo am Ende alles gut wird und der BvB am letzten Spieltag den 5. Platz in der Liga einnimmt!
Ob so eine These die Fans etwas beruhigt, bleibt ungewiss. Und wer gibt den Bernie?
Quellen: WAZ, Kicker, RN, Fußballgeld de.
Bild: BvB