Schutz der Kita-Beschäftigten braucht höhere Priorität

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) beobachtet mit großer Sorge die Öffnungsschritte in den Kindertageseinrichtungen. Nach Ansicht von ver.di kommen dabei die Belange des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für die Beschäftigten zu kurz.

„Nur, wenn ausreichend pädagogisches Fachpersonal zur Verfügung steht und die Beschäftigten und Kinder wirksam geschützt werden, kann die Erweiterung des Kita-Angebots gelingen“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle. Allen Beteiligten sei klar, dass die Mütter und Väter auf eine Ausweitung der Kindertagesbetreuung dringend angewiesen seien, um eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gewährleisten. Dabei müsse jedoch der Arbeits- und Gesundheitsschutz der Beschäftigten, wie in jeder anderen Branche, sichergestellt sein.

Als Interessenvertretung der Beschäftigten in den Kitas habe ver.di bereits Mitte April Forderungen formuliert, die darauf hinzielten, die Öffnungsschritte an den realen Möglichkeiten der Einrichtungen zu orientieren. Bisher sei diese Stimme der Kita-Beschäftigten von vielen politisch Verantwortlichen und Trägern jedoch unbeachtet geblieben, kritisiert die Gewerkschafterin. Das müsse sich dringend ändern, da ansonsten beim „Hochfahren“ der Kitas große Risiken für die Kinder und die Beschäftigten entstehen.

Die Ausweitung der Bildungs- und Betreuungsangebote sei in einigen Bundesländern zum Teil schon auf bis zu 100 Prozent der möglichen Kapazitäten im Vergleich zum Vorkrisenniveau erfolgt. Das bedeute ein hohes Risiko in Bezug auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz.

„Momentan erleben wir Beispiele wie durch unverantwortliches Handeln Kinder, Eltern und die Beschäftigten gefährdet werden. Statt in kleinen Gruppen wird in den Kitas teilweise mit Gruppengrößen, bis hin zum Normalumfang gearbeitet“, kritisiert Behle. „Damit werden alle Empfehlungen, die einer Reduzierung des Infektionsrisikos Rechnung tragen, ignoriert.“ Es gebe Beispiele, wo Beschäftigte, die besonders gefährdeten Risikogruppen angehörten, zum Gruppendienst herangezogen werden. Auch sei es vorgekommen, dass Trägern, die darauf Rücksicht nehmen wollen, mit anteiliger Kürzung der Zuwendungen gedroht werde. Ein solches Vorgehen sei unverantwortlich. Ebenso, dass auf die Sorgen und Ängste der Beschäftigten nicht eingegangen werde, da die Bedeutung der Öffnung in den Vordergrund gestellt werde. Die Beschäftigten in den Kitas seien die Experten für frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung. Es sei daher dringend geboten, auf sie zu hören, so die Gewerkschafterin.

Angesichts der gegenwärtigen Situation fordert ver.di regelmäßige Testmöglichkeiten für Beschäftigte und Kinder. Dabei sollen nicht nur Virentests, sondern besonders auch Antikörper-Tests durchgeführt werden. Nur so könne zeitnah und effektiv auf Corona-Ausbrüche in den Einrichtungen reagiert werden, so die ver.di-Forderung.

Behle fordert die Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene nachdrücklich auf, die Einschränkungen, die sich aus den Erfordernissen des Infektionsschutzes ergeben, zu respektieren. Eine Politik in der die gesetzlichen Regelungen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes ignoriert würden, berge die Gefahr, dass die Erfolge bei der Eindämmung von Covid-19 leichtfertig verspielt würden.

 

 

Quelle und Bild: https://www.verdi.de