Dortmunder Fußballmuseum – vom Leuchturmprojekt zum Groschengrab

Die Negativschlagzeilen um das Dortmunder Fußballmuseum reißen nicht ab. Genauso beständig ist auch die miserable Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Dortmund bei diesem Thema. Nun kann man aber den voraussichtlichen Verlust von rund 1,1 Millionen Euro für die Jahre 2020 und 2021 nicht mehr schönreden.

Vertraglich festgelegt war mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB), dass ein Minus bis zu 500.000 Euro pro Jahr sich die Stadt und der DFB teilen, alles was darüber hinausgeht, trägt die Stadt alleine. Vorsorglich hat die Stadt deshalb im Entwurf für einen Doppelhaushalt 2020/21 einen 660.000 Euro umfassenden Verlustausgleich veranschlagt. Auch wollte sie über diese Aufteilung mit dem DFB neu verhandeln, doch der will nicht verhandeln und sich nicht stärker als geplant an den Kosten des Museums beteiligen.

Fragen zum Fußballmuseum am Königswall in Dortmund waren für die Stadt Dortmund immer schon ein rotes Tuch. Während man bei anderen städtischen Betrieben die Zahlen längst offengelegt hat, hält man beim Fußballmuseum immer wieder die Hand darauf.

Wird der Rechtfertigungsdruck zu groß, gibt man im Rahmen der Salamitaktik z.B. für eine gute Statistik erst mal nur die Gesamtbesucherzahl bekannt, wobei alle Beteiligten wissen, dass für die Finanzkraft des Museums nur die Zahl der Besucher entscheidend ist, die tatsächlich Eintritt zahlen.

Diese seltsame Öffentlichkeitsarbeit lädt dazu ein, genauer hinter die Kulissen des Fußballmuseums zu schauen. Auch deshalb, weil Kritiker dieses weiteren „Leuchtturmprojekts“ in Dortmund schon früh angemahnt haben, dass der Vertrag der klammen Stadt Dortmund mit den Zockerprofis des Deutschen Fußballbundes (DFB) ihr schon bald auf die eigenen Füße fallen kann, zumal die Stadt alles daran gesetzt hatte, die Einrichtung unter allen Umständen nach Dortmund zu holen und eine solide Finanzierungsgrundlage offenbar keine Rolle spielte.

Nach der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland hat sich der DFB vorgenommen, die Gewinne aus der Weltmeisterschaft für die Errichtung eines nationalen deutschen Fußballmuseums bereit zu stellen. Aus 14 Städten, die sich für das Fußballmuseum beworben hatten, wählte der DFB die Städte Köln, Oberhausen, Gelsenkirchen und Dortmund aus und entschied sich damit für einen Standort im bevölkerungsreichsten Bundesland NRW. Auf einem außerordentlichen Bundestag des DFB am 24. April 2009 entschieden sich die Delegierten für das innenstadtnahe Areal des Busbahnhofs südlich des Hauptbahnhofs.

Die gesamte Organisation der Planung und Errichtung des Museums wurde von der DFB-Stiftung Fußballmuseum gGmbH mit Sitz in Dortmund ausgeführt. Die Stiftung Fußballmuseum gGmbH wird von den Geschäftsführern Manuel Neukirchner (DFB) und Michael Keßeler (Stadt Dortmund) geleitet. Die Gesellschafterversammlung der Stiftung besteht zu gleichen Teilen aus Vertretern des DFB-Präsidiums und der Stadt Dortmund.

Das Land NRW war mit 18,5 Millionen Euro an dem Museum beteiligt, 11,5 Millionen Euro wurden vom DFB übernommen (Zahlen Stand 2009). Das Land hatte damals vorsorglich erklärt, dass nicht vorgesehen sei, weitere Kosten zu übernehmen.

Zuletzt wurden 36 Millionen Euro als geplantes Budget genannt. Zwischendurch ging das Bauunternehmen in die Insolvenz und verzögerte die geplante Fertigstellung des Museums. Der Schaden für die Stadt Dortmund und dem DFB betrug damals schon jeweils 250.000 Euro für die Verspätung, der Verlust der geplanten Eintrittseinnahmen mal außen vorgelassen.

Das Deutsche Fußballmuseum in Dortmund wurde dann im Sommer 2015 als offizielles nationales Fußballmuseum des Deutschen Fußballbundes eröffnet.

Schon lange bevor das Fußballmuseum startete, stand fest, dass es ohne weitere Gelder von außen nicht möglich ist, den Betrieb in den schwarzen Zahlen zu halten. Dieser Eindruck erhärtete sich dann, als die Verträge unterzeichnet waren.

Die Stadt und der DFB sind beide mit 50-Prozent-Beteiligung die Gesellschafter des Museums. Vereinbart wurde, dass sich die Stadt um jährlich 250.000 Euro Sponsorengelder von Unternehmen kümmern muss, die die laufenden Betriebskosten decken sollen. Hier hatte die Stadt gegenüber dem DFB versucht, ihr Risiko beim Betrieb des Hauses zu mindern, was der DFB aber kategorisch ablehnte. Dortmund steht in der Pflicht, mögliche Jahresverluste auszugleichen und befindet sich damit in einer Kostenfalle, die immer dann zuschnappt, wenn die Museumsbesucher ausbleiben.

Es gibt auch weitere Leistungen, zu denen sich die Stadt im Vertrag verpflichtet hat. Neben möglichen Verlustausgleichen und der Akquise von Sponsoren, muss sie das Museum bei Buchhaltung, Marketing und Programmgestaltung unterstützen, sodass die Sach- und Personalkosten um mindestens 130.000 Euro jährlich gesenkt werden.

Zusätzlich muss sie das Museum auch bei Restaurierungsarbeiten entlasten und beispielsweise Lagerflächen für hochwertige Ausstellungsstücke bereitstellen. Das Museum selbst braucht dafür laut Vertrag weder räumliche Vorkehrungen treffen noch eigenes Personal vorhalten.

Im ersten Durchgang hatte das Klinkenputzen bei den Unternehmen Gelsenwasser, Wilo und DEW Erfolg, die 3 Unternehmen verpflichteten sich über einen Zeitraum von drei Jahren insgesamt 750.000 Euro zu spenden. Die Zeit war im September 2018 um und die Stadt Dortmund hatte ein Problem. Entweder findet man Sponsoren oder die Betriebskosten gehen auf´s Stadthaus.

Wie immer, wenn der städtische Finanzschuh drückt, muss auch der kommunale Energieversorger, die Dortmunder Energie und Wasser (DEW) ran. Die wurden aufgefordert, ihren jährlichen Obolus von 100.000 Euro aufzustocken, was aber gar nicht so einfach sein wird. Die DEW hat nur 2 Möglichkeiten, einmal kann sie ihre Sponsorenkasse auffüllen, was dem Unternehmen aber weh tut oder sie kürzt ihre Sponsorenmittel an anderer Stelle, so wie beim Konzerthaus, das mit mehreren zehntausend Euro pro Jahr gefördert wurde und heute gar nichts mehr bekommt.

Bei der DEW hat man keine Lust, für ein weiteres Groschengrab einzustehen, wie etwa beim Flughafen. Dort finanzieren die Dortmunder Bürger über die Dortmunder Stadtwerke (DSW 21) ständig die Verluste u.a. damit, dass jeder Passagier pro Flugstrecke mit 6,90 Euro bezuschusst wird.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Minus auf rund 335 Millionen Euro angehäuft. Das Geld fehlt der DSW für die überfälligen Investitionen in Bus, Bahn und Schiene und vor dem Hintergrund des wünschenswerten kostenlosen ÖPNV kann auch deshalb daraus in Dortmund nichts werden.

Genauso widersinnig wie diese Querfinanzierungen sind auch die Äußerungen der Stadtspitze beim Management der Betriebskosten des Fußballmuseums.

Für Kämmerer Jörg Stüdemann sind rote Zahlen derzeit kein Thema, auf den Prüfstand sollen einige Punkte aus dem Gesellschaftervertrag mit dem DFB, dort will er „Teile des Konsortialvertrages neu justieren“. Zusätzlich will er an „verschiedenen Stellschrauben drehen“ und das Betriebskonzept auf aktuellen Stand bringen, um damit auch den kommunalen Einsatz zu verringern und das finanzielle Risiko breiter zu verteilen.

Für die Stadt Dortmund ist einerseits nicht erkennbar, dass das Deutsche Fußballmuseum mittelfristig in die roten Zahlen rutscht, andererseits fordert sie die Sponsoren auf, ihre Beiträge zu erhöhen und gleichzeitig will sie mit dem DFB über Änderungen im Gesellschaftervertrag verhandeln. Doch der will nicht verhandeln, sondern er will sich nicht stärker als geplant an den Kosten des Museums beteiligen.

In den nächsten Jahren droht dann eine weitere Belastung für den städtischen Haushalt. Auch muss noch mit sinkenden Besucherzahlen gerechnet werden, da auch die Begeisterung für den DFB und die Nationalmannschaft nach Korruptionsvorwürfen und frühem Aus bei der Weltmeisterschaft stark zurückgegangen ist.

 

 

 

Quelle: WAZ, DFB, Stadt Dortmund

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