Über 3 Millionen Menschen in Deutschland hatten 2019 einen befristeten Arbeitsvertrag. Das sind doppelt so viele wie 1996 – und es gibt keine Anzeichen, dass sich dieser Aufwärtstrend wendet. Wenn man nur die Neueinstellungen im ersten Halbjahr 2019 betrachtet, waren knapp 45 Prozent davon befristet. Das heißt: Fast jede zweite Neueinstellung erfolgt befristet.
Dieses Wachstum wird größtenteils vom rasanten Anstieg der sachgrundlosen Befristungen angetrieben. Während Befristungen mit Sachgrund seit 2001 anteilig auf mehr oder weniger demselben Niveau der Gesamtbeschäftigung bleiben, hat sich der Anteil derer ohne Grund verdreifacht.
Nicht nur Geringverdiener betroffen
Frauen, junge Menschen, Beschäftigte in Teilzeit und solche ohne einen deutschen Pass finden sich überdurchschnittlich oft in befristeten Arbeitsverhältnissen wieder. Deutlich wird auch, dass Befristungen lange nicht mehr nur ein Problem von Geringqualifizierten und jungen Menschen sind, sondern alle Gruppen auf dem Arbeitsmarkt betreffen.
Qualifikation kein Schutz vor Unsicherheit
Gravierend ist vor allem, dass eine berufliche Qualifikation oder ein Studium nicht einmal in Zeiten von verstärktem Fachkräftemangel vor befristeten Verträgen und Unsicherheit schützen. Der Anteil der Befristungen bei Neueinstellungen ist bei Hochqualifizierten am größten und absolut gesehen sind die meisten befristet Neueingestellten ausgebildete Fachkräfte (knapp zwei Millionen).
Größter Wunsch: Sicherheit
Für die Beschäftigten in Deutschland ist aber ein sicherer Arbeitsplatz laut einer Umfrage des Statistischen Bundesamtes der Wunsch Nr. 1. Unabhängig von Region oder soziodemographischen Merkmalen steht der Wunsch nach einem sicheren Arbeitsplatz bei Weitem über Wünschen nach flexiblen Arbeitszeiten oder einem hohen Einkommen. Eine Befragung des DGB Index Gute Arbeit stellt außerdem fest, dass Zukunftssorgen bei befristet Beschäftigten deutlich stärker verbreitet sind als bei unbefristeten.
Regierung muss handeln
Die Regierungsparteien haben im Koalitionsvertrag vereinbart den Missbrauch von jahrelangen Kettenbefristungen und von Befristungen ohne Sachgrund abzuschaffen. Dem müssen jetzt endlich auch Taten folgen.
Der DGB fordert:
- die Abschaffung von sachgrundlosen Befristungen
- die Einschränkung von Befristungsgründen
- eine Maximaldauer von Kettenbefristungen mit einer Maximalanzahl von Vertragsverlängerungen.
Quelle und Bild: www.dgb.de