Die Methoden zur Aufstellung der Arbeitslosenstatistiken sind in der Vergangenheit zig Mal verändert worden. Immer zu Gunsten der Bundesagentur und der jeweiligen Bundesregierung.
Um den immens hohen Sockel von Langzeitarbeitslosen zu kaschieren und die Menschen unerwähnt zu lassen, denen der erste Arbeitsmarkt versperrt bleibt und die seit Jahren in Hartz-IV festsitzen, fallen fast eine Million Erwerbslose aus der Statistik heraus. Dagegen werden Veränderungen im Null-Komma-X-Bereich als Erfolg und positive Entwicklung verkauft.
Die Grundausgangslage der Arbeitslosenstatistik stimmt seit einigen Jahrzehnten nicht mehr, wie das Titelbild eindeutig zeigt.
In den vergangenen 10 Jahren hat es einen enormen Wandel am Arbeitsmarkt gegeben. Mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze begann der Trend weg vom gut bezahlten Vollzeitarbeitsverhältnis hin zu prekärer Beschäftigung. Doch die Bundesregierung feiert sich selber, wie gut es am Arbeitsmarkt läuft. Sie spricht von 43 Millionen Erwerbstätige, so viele Menschen in Arbeit wie nie zuvor.
Wenn man sich aber die Zahlen näher anschaut, wird ganz schnell deutlich, dass bei uns der größte Niedriglohnsektor in Europa aufgebaut wurde und dass sich parallel dazu die Armut massenhaft ausgebreitet hat.
Begleitet wird das Ranking um Null-Komma-X-Prozent von den flotten Sprüchen, die Regierung, Bundesagentur und Arbeitgeber ablassen. Es werden Nonsenbegriffe erfunden, die von der Realität ablenken sollen. So sagt z.B. die Bundesagentur „Insbesondere bei den Männern war ein Anstieg der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen, der sich auf ihre verstärkte Beschäftigung in witterungsabhängigen Branchen zurückführen lässt“. Der Vergleich November 2015 mit dem Dezember 2015 ist Quatsch, damals hatten wir den wärmsten November und den wärmsten Dezember seit der Wetteraufzeichnung.
Es geht um „Großbaustellen“ auf denen man „gut gerüstet“ ist, dem neuen „Integration Point“, die Initiative „Arbeit in unserer Stadt“, das „Neue Jugendberufshaus“, die „Sockelarbeitslosigkeit“, „demografischen Wandel“, ein „gutes Jahr“ und man will die Jugendlichen noch besser motivieren, „damit sie dem betrieblichen Alltag standhalten“.
Anstelle die Erwerbslosigkeit zu bekämpfen, werden die Erwerbslosen bekämpft und es wird getrickst, damit sie aus der Statistik herausfallen. Sie sind nicht nur überflüssige Arbeitskräfte, sondern es gibt sie gar nicht mehr, sie sind nicht mehr da.
Bei den neusten Zahlen der Bundesregierung fehlen fast eine Million Erwerbslose in der Statistik.
Offizielle Arbeitslosigkeit im November 2016: 2.531.975
Nicht gezählte Arbeitslose verbergen sich hinter:
– Älter als 58, beziehen Arbeitslosengeld I und/oder ALG II: 160.834
– Ein-Euro-Jobs (Arbeitsgelegenheiten): 87.668
– Förderung von Arbeitsverhältnissen: 8.041
– Fremdförderung: 200.959
– Bundesprogramm Soziale Teilhabe am Arbeitsmarkt: 8.160
– berufliche Weiterbildung: 173.782
– Aktivierung und berufliche Eingliederung (z. B. Vermittlung durch Dritte): 242.580
– Beschäftigungszuschuss (für schwer vermittelbare Arbeitslose): 2.704
– Kranke Arbeitslose (§146 SGB III): 74.866
Nicht gezählte Arbeitslose gesamt: 959.594
Tatsächliche Arbeitslosigkeit im November 2016: 3.491.569
Es gibt kaum eine Bewegung am Arbeitsmarkt mehr, trotz eines vermeintlichen Fachkräftemangels. Es gibt auch keine Ideen aus dem Arbeitsministerium zur Bekämpfung der Langzeiterwerbslosigkeit.
Es ist müßig, immer wieder Forderungen zum Abbau der Erwerbslosigkeit zu stellen, weil das nicht das Ziel der rot-grünen Agenda 2010/Hartz-I-IV war, sondern – wie sagte noch Bundeskanzler Gerhard Schröder 2005 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos:- „Wir haben einen der besten Niedriglohnsektoren aufgebaut, den es in Europa gibt.“
Quelle: BA, die linke
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