Von Heike Langenberg / ver.di-news
Der 19. Juni war ein bitterer Tag für die Beschäftigten von Galeria Kar-stadt Kaufhof. In Betriebsversammlungen erfuhren die Beschäftigten von 62 Filialen, dass diese Häuser geschlossen werden sollen. 172 Fi-lialen gibt es derzeit noch, von den Schließungsplänen betroffen sind nach Angaben von ver.di etwa 6000 Mitarbeiter*innen.In vorhergehenden Tarifverhandlungen hatte ver.di trotz der ange-kündigten Schließungen noch einiges erreichen können. So ist der ur-sprünglich geplante Personalabbau von 10 Prozent auf der Fläche in den verbleibenden Filialen vom Tisch. Auch konnte die Zahl der von Schließung bedrohten Filialen von ursprünglich 80 auf 62 reduziert werden. Dennoch spricht ver.di von einem „dramatischen Arbeitsplatzverlust“, der „auch angesichts der Tatenlosigkeit der Politik ein Riesenskandal“ sei.
Immerhin konnte ver.di durchsetzen, dass die betroffenen Beschäf-tigten für mindestens sechs Monate in eine Beschäftigungs- und Qua-lifizierungsgesellschaft wechseln können. Für sie gelten die mit den Betriebsräten ausgehandelten Sozialpläne. „Für die Schließungsfilialen und die betroffenen Kolleginnen und Kollegen ist das eine bittere Stunde. Deshalb ist die tarifvertragliche Regelung zur Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft in einer Transfergesellschaft ein wesentlicher Punkt der Vereinbarungen“, sagte ver.di-Verhandlungsführer Orhan Akman. ver.di konnte auch er-reichen, dass der Flächentarifvertrag erhalten bleibt und dass Ver-einbarungen für einen Tarifvertrag zu guter, gesunder Arbeit und zur Beteiligung am Zukunftskonzept erzielt wurden.
Bei den Betriebsversammlungen war häufig vom Versagen des Ma-nagements die Rede. Eine Betriebsrätin einer von Schließung bedroh-ten Filiale schreibt zum Beispiel in einem Statement auf Facebook: „Das Management hat in den letzten Jahren wahnwitzige Entschei-dungen getroffen, die für uns als Mitarbeiter nicht nachvollziehbar waren. Man muss nicht studiert haben, um zu wissen, dass das so nicht weiter funktionieren kann.“ Das Interesse der neuen Investoren habe allein den Immobilien gegolten.
„Die Entscheidung zu den Schließungshäusern trifft die Menschen hart, ihnen wird die Existenz unter den Füssen weggerissen“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Sie kündigte an, dass ver.di mit aller Kraft für den Erhalt der Standorte und die Zu-kunft der Beschäftigten kämpfen werde. Die Beschäftigten erwarte-ten, dass alle Möglichkeiten, Chancen und Wege, die es gebe, in die-ser dramatischen Situation ausgeschöpft werden. Unterstützung kommt dabei auch von lokalen Poli-tiker*innen, denn die Kaufhäuser haben in den Innenstädten häufig eine Ankerfunktion. Verschwinden sie, droht auch den betroffenen In-nenstädten und Einkaufszentren ein Verlust an Attraktivität und gefähr-det damit indirekt weitere Arbeitsplätze.
—————————————-
Die untenstehenden 62 Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof will das Unternehmen schließen. Ursprünglich war von 80 zu schließenden Häusern die Rede.
ver.di will weiterhin um jedes Haus, um jeden Arbeitsplatz kämpfen. Sollte es zu Schließungen kommen, werden die von den Betriebsräten ausgehandelten Sozialpläne angewendet. Die von Filialschließungen Betroffenen werden auf ihren Wunsch für mindestens sechs Monate in eine Transfergesellschaft zur Beschäftigung und Qualifizierung überführt, in die sich der Gesellschafter einbringt.
Berlin Charlottenburg (Karstadt), Berlin Gropius-Passage (Karstadt), Berlin Hohenschönhausen (Kaufhof), Berlin Müllerstraße (Karstadt), Berlin Ringcenter (Kaufhof), Berlin Tempelhof (Karstadt), Bielefeld (Karstadt), Bonn (Karstadt), Braunschweig (Kaufhof), Bremen (Kaufhof), Bremerhaven (Karstadt), Brühl (Kaufhof), Chemnitz (Kaufhof), Dessau (Karstadt), Dortmund (Kaufhof), Dortmund (Kar-stadt), Düsseldorf Schadowstraße (Karstadt), Düsseldorf Wehrhahn (Kaufhof), Essen (Kaufhof), Essen (Karstadt), Flensburg (Karstadt), Frankfurt Hessen-Center (Kaufhof), Frankfurt Zeil (Karstadt), Fulda (Kaufhof), Göppingen (Kaufhof), Goslar (Karstadt), Gummersbach (Karstadt), Gütersloh (Karstadt)Hamburg AEZ (Kaufhof), Hamburg Bergedorf (Karstadt), Hamburg Mönckebergstraße (Kaufhof), Hamburg Wandsbek (Karstadt), Hamm (Kaufhof), Hannover Georg-straße (Karstadt), Ingolstadt (Kaufhof), Iserlohn (Karstadt), Köln Weiden (Kaufhof), Landau (Kaufhof), Leonberg (Karstadt), Lever-kusen (Kaufhof), Lübeck (Karstadt), Mainz (Karstadt), Mannheim N7 (Kaufhof), Mönchengladbach Rheydt (Karstadt), München Am Nordbad (Karstadt), München OEZ (Karstadt), München Stachus (Kaufhof), Neubrandenburg (Kauf-hof), Neumünster (Karstadt), Neunkirchen (Kaufhof), Neuss (Kaufhof), Norderstedt (Karstadt), Nürnberg (Karstadt), Nürnberg Langwasser (Karstadt), Osnabrück (Kaufhof), Potsdam (Karstadt), Singen (Karstadt), Stuttgart Bad Cannstatt (Kaufhof), Sulzbach MTZ (Karstadt), Trier Simeonstraße (Karstadt), Witten (Kaufhof), Worms (Kaufhof)
Auch 20 Filialen von Karstadt Sports sind von der Schließung bedroht.
Quelle, Bild und weitere Infos: https://www.verdi.de/