Von Wolf Stammnitz
Seit einigen Jahren geistert durch die Medien das Schlagwort „Industrie 4.0“. In einem weit gefassten Sinn soll es eine neue „technologische Revolution“ verkünden: nach der Dampfmaschine, der Eisenbahn, der Elektrizität und Großchemie, dem Automobil jetzt die digitale Vernetzung aller Lebensbereiche über das Internet. Und mit ihr einen weiteren tiefgreifenden Strukturwandel der Wirtschaft und Gesellschaft.
Im engeren Sinn bezeichnet „Industrie 4.0“ ein Programm, mit dem die Bundesregierung, gemeinsam mit Großunternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Wirtschaft steigern will.
Dies Regierungsprojekt hat sich inzwischen auch bis Dortmund herumgesprochen.
Vor anderthalb Jahren (im Februar 2016) sprang der Stadtrat auf den Zug auf, den die (NRW-) Landesregierung mit Fördermitteln der EU auf die Schiene setzte, und beschloss ein Modellprojekt „Kompetenznetzwerk Digitale Produktion“.
Im Juli 2016 folgte ein „Masterplan Digitales Dortmund“. Er soll, weit über die Industrie hinaus, „Dortmund als bundesweite Modellregion für intelligente Vernetzung von Basissektoren (Bildung, Gesundheit, Energie, Verkehr und Verwaltung) etablieren.“
Inzwischen scheint sich das zu einem Mammutvorhaben auszuwachsen, für das der Stadtvorstand jetzt nicht weniger als drei eigenständige Masterpläne auflegt.
Soeben, am 1.Juni beschloss der Stadtrat, aus unserer Stadt eine „Smart City“ zu machen. Der Normal-Bürger schüttelt den Kopf und schaut vorsichtshalber im Duden nach, was das neue Modewort der Marketingstrategen bedeutet: clever, gewitzt, listig, raffiniert, schlau, trickreich, gewieft, geschäftstüchtig, gerissen, schlitzohrig, durchtrieben, ausgekocht. – Und so soll unser Dortmund werden???
Zitat aus dem Ratsbeschluss: „Gemeinsam mit Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sollen Projekte zur intelligenten und vernetzten Stadtentwicklung initiiert und umgesetzt werden, die die Stadt zum Innovationslabor für neue Konzepte und Projekte machen…“