Die größten Automobilkonzerne, wie VW, haben zum ersten Mal seit Jahren sinkende Verkaufszahlen; die Luxusmarke Audi drosselt die Produktion, und etliche Zulieferer mussten mittlerweile Beschäftigte entlassen – oder gingen insolvent. Sinkende Verkaufszahlen, Diesel-Skandal und Klimawandel zwingen die Branche zum Umdenken, sowohl darüber, wie produziert wird, als auch was.
Die Antwort besteht in der Regel in einer Elektromobilitäts-Offensive sowie in der digitalen Weiterentwicklung von Produktion und Logistik. Letztere wird zurzeit forciert; indes hat sie in Deutschland schon 2010 öffentlichkeitswirksam unter dem Label »Industrie 4.0« begonnen. Gemessen an den Beschäftigungszahlen, Umsätzen, ihrem Einfluss und ihrer Verwobenheit mit anderen Sektoren, ist die Automobilindustrie weltweit die wichtigste In-dustriebranche. Insofern haben die Veränderungen in Produktion und Logistik hier eine Vorbildfunktion für andere Industriezweige – was in der Automobilindustrie heute umgesetzt wird, ist der Standard der Industrie von morgen.
Vor diesem Hintergrund sehen wir eine Notwendigkeit, sich mit der veränderten Klassen-zusammensetzung in der digitalisierten Automobilindustrie auseinanderzusetzen. Wir haben dazu in einem Automobilwerk Interviews mit Beschäftigten geführt und diese ausgewertet; auch waren wir mehrmals vor Ort.
Ziel der folgenden Thesen ist einerseits zu verstehen, was das Programm »Industrie 4.0« bedeutet, welche Konsequenzen sich für die Beschäftigten ergeben und schließlich, welche nationalen und globalen Auswirkungen dieser Schritt der Produktivkraftentwicklung hat. Andererseits hoffen wir, mit den gewonnenen Erkenntnissen die Beschäftigen und ihre Betriebsräte unterstützen zu können und mögliche Strategien im Umgang mit »Industrie 4.0«-Innovationen aufzuzeigen. Nationales Erneuerungsprogramm, nachgeholt – Hintergründe und Konsequenzen von »Industrie 4.0« weiterlesen
Schlagwort-Archive: Industrie 4.0
Die Vermessung der Belegschaft
Seit Jahrzehnten verändern informations- und kommunikationstechnische Systeme die Arbeitswelt, immer schneller, immer radikaler. Es ist ein umfassender Prozess der digitalen Transformation im Gange, der die gesamte Gesellschaft und insbesondere die betriebliche Arbeitsrealität erfasst hat.
Die mit Industrie 4.0, Big Data und Data Mining aufgeworfenen Fragen sind nicht völlig neu. Sie werden aber in einer neuen Radikalität gestellt. Zu diesen Fragen gehört weiterhin diejenige nach dem Schutz der Beschäftigten bei der Verarbeitung ihrer personenbezogenen Daten und nach der Eindämmung der möglichen Leistungs- und Verhaltenskontrollen. Die betrieblichen Interessenvertretungen haben sehr viele Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt, aber die damit verbundenen Herausforderungen sind immer nur gewachsen. Die Vermessung der Belegschaft weiterlesen
Geldinstitute als Vorreiter der Industrie 4.0 – ein Branchenbericht
Ende 2016 zählte die Deutsche Bundesbank 1.888 Geldinstitute mit 32.026 inländischen Zweigstellen. Hierin eingeschlossen sind Bausparkassen, nicht aber Kapitalanlagegesellschaften. Charakteristisch für das Bankwesen in Deutschland ist die Drei-Säulen-Struktur. Damit wird die strikte Trennung in die Säulen Genossenschaftsbanken (975 Kreditgenossenschaften und eine genossenschaftliche Zentralbank), öffentlich-rechtliche Institute (403 Sparkassen und neun Landesbanken) sowie 500 Kreditbanken und sonstige Institute (darunter vier Großbanken, 189 Regional- und sonstige Banken sowie 188 Zweigstellen ausländischer Banken) bezeichnet. Diese Aufteilung ist nach dem Kreditwesengesetz (KWG) geregelt. Geldinstitute als Vorreiter der Industrie 4.0 – ein Branchenbericht weiterlesen
Industrie 4.0 x Office 2.0 = Arbeitsplatzabbau 8.0 – Digitalisierung bewirkt Monopolisierung
Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) hat ihren Bericht „World Employment and Social Outlook – Trends 2016 (WESO)“ kürzlich in Genf veröffentlicht. Der Tenor des Berichts ist, dass die weltweit anhaltende hohe Arbeitslosigkeit und chronisch prekäre Beschäftigung besonders in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern zunimmt und dass die globale Jobkrise anhält.
Laut Bericht hat die deutliche konjunkturelle Abkühlung in den Schwellenländern und der starke Rückgang der Rohstoffpreise dramatische Auswirkungen auf die Welt der Arbeit. Viele arbeitende Frauen und Männer in Schwellen- und Entwicklungsländern müssen geringfügige Beschäftigung annehmen. Dies trifft auch in steigendem Maße auf die Industrieländer zu.
Die ILO spricht von einer globalen Jobkrise, mit dramatischen Folgen für die Bevölkerung.
Die sich schnell ändernden Produktionsabläufe durch die Digitalisierung wird vor allem in den Industrieländern stattfinden und weitere Flexibilisierung und Abbau von Arbeitsplätzen bewirken.
Die ILO fordert dringend Maßnahmen zur Schaffung menschenwürdiger Arbeit zu ergreifen, da ansonsten die Gefahr erhöhter sozialer Spannungen und Unruhen bestehen würde. Aber es ist derzeit kein Beschäftigungsbereich in Sicht, der diese Arbeitsplatzverluste kompensieren könnte.
Auch von dem Weltwirtschaftsforum 2016 in Davos hörte man neue Töne. So wurde von den Vertretern der Industrie erstmals zugegeben, dass es bei „Industrie 4.0“ demnächst auch mächtig um Arbeitsplatzabbau und Massenmigration gehen wird. Man munkelt von dem Verlust von sieben Millionen Arbeitsplätzen, die in den nächsten fünf Jahren durch die Digitalisierung vernichtet und geht von nur zwei Millionen Arbeitsplätze aus, die durch den Technikschub neu entstehen werden. Industrie 4.0 x Office 2.0 = Arbeitsplatzabbau 8.0 – Digitalisierung bewirkt Monopolisierung weiterlesen
Zukunft der Arbeit – was wird Industrie 4.0 den Beschäftigten bringen?
Es ist in aller Munde, das Schlagwort „Industrie 4.0“. Was es aber genau damit mit auf sich hat, bleibt jedoch häufig unklar. Vor allen steht dabei um sich greifende Digitalisierung und Automatisierung der Produktion im Vordergrund, es ist von der smarten Fabrik die Rede, von der Vernetzung von Mensch und Maschine. Auch hört man immer wieder von der vierten industriellen Revolution und einem neuen Maschinenzeitalter.
Peter Ittermann, Jonathan Niehaus und Hartmut Hirsch-Kreinsen von der Technischen Universität Dortmund haben in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Expertise den Wandel hin zur Industrie 4.0 genauer untersucht und geben einen Überblick über den Stand der Debatte. Sie gehen auch der Frage nach, ob die neuen Technologien eher Chance oder Risiko bedeuten und haben dabei den besonderen Blick auf die Auswirkungen für die Beschäftigten gerichtet.
In der Expertise sollen laufende Forschungs- und Unternehmensaktivitäten bilanziert werden, um erste Erkenntnisse zum möglichen Wandel von Arbeit in der Industrie 4.0 abzuleiten. Zukunft der Arbeit – was wird Industrie 4.0 den Beschäftigten bringen? weiterlesen
Von Click- und Crowdworkern – der digitale Arbeiter in der Industrie 4.0
Die Wortschöpfung Industrie 4.0 soll die vierte industrielle Revolution nach Mechanisierung, Massenfertigung und Computerisierung der Produktion zum Ausdruck bringen.
Bei der vierten industriellen Revolution geht es darum, dass die individuellen Konsumenten und ihre Wünsche, die Produkte, die Produktionsanlagen und die übrigen Unternehmensfunktionen alle über das Internet verbunden werden.
Durch automatische Verarbeitung von Unmengen digitaler Daten sollen Einkauf, Produktion, Transport und Vertrieb gesteuert werden. Je höher der Grad der Automatisierung und Digitalisierung aller Prozesse, desto besser funktioniert das. Der Mensch mit seiner geringen Datenverarbeitungskapazität und Datengeschwindigkeit ist bisher noch für viele Tätigkeiten unentbehrlich. Die Bemühungen gehen derzeit aber dahin, immer mehr von diesen Tätigkeiten computergesteuerten Maschinen und Fahrzeugen zu überantworten.
Aber bei den Crowdworkingfirmen ist das nicht der Fall, die werden immer dann aktiv, wenn bei anderen Unternehmen große Mengen an Daten, Inhalten, Texten oder Adressen bearbeitet werden müssen, dies nicht automatisiert erfolgen kann und dafür menschliche Arbeit und vor allem menschliche Intelligenz notwendig ist. Von Click- und Crowdworkern – der digitale Arbeiter in der Industrie 4.0 weiterlesen
Speed- und Smartfactory – Industrie 4.0 auf dem Vormarsch
Die Wortschöpfung Industrie 4.0 soll die vierte industrielle Revolution nach Mechanisierung, Massenfertigung und Computerisierung der Produktion zum Ausdruck bringen. Bei der vierten geht es darum, dass die individuellen Konsumenten und ihre Wünsche, die Produkte, die Produktionsanlagen und die übrigen Unternehmensfunktionen alle über das Internet verbunden werden.
Waren im Jahr 2003 noch rund 500 Millionen Geräte weltweit miteinander verbunden sind es diesem Jahr bereits 25 Milliarden Alltagsgegenstände die miteinander in Verbindung stehen.
Durch automatische Verarbeitung von Unmengen digitaler Daten sollen Einkauf, Produktion, Transport und Vertrieb gesteuert werden. Je höher der Grad der Automatisierung und Digitalisierung aller Prozesse, desto besser funktioniert das. Der Mensch mit seiner geringen Datenverarbeitungskapazität und Datengeschwindigkeit ist bisher noch für viele Tätigkeiten unentbehrlich. Die Bemühungen gehen derzeit aber dahin, immer mehr von diesen Tätigkeiten computergesteuerten Maschinen und Fahrzeugen zu überantworten.
Kein Wunder, dass die Industrie 4.0 das zentrale Thema auf der diesjährigen Hannover Messe war, denn die Bereiche Maschinen- und Anlagebau, Autokonzerne, Stahl- und Technologieherstellern und der Pharma- und Chemiebranche erhoffen sich für die Zukunft durch den Technologievorsprung kostengünstigere und maßgeschneiderte Produktionen und damit einen Konkurrenzvorteil. Diese Entwicklung wird seitens des Staates erheblich unterstützt.
Die Auswirkungen für die Beschäftigten sind jetzt in der Anfangsphase schon durch den Wegfall von Arbeitsschritten, Veränderungen von Arbeitsprozessen und notwendigen komplexeren Fähigkeiten erheblich. Speed- und Smartfactory – Industrie 4.0 auf dem Vormarsch weiterlesen