Die Menschen in Griechenland mussten sich für die sogenannten Hilfsaktionen unter dem Druck der Troika, bestehend aus Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission, seit 2012 rund 50 Milliarden Euro aus der Tasche ziehen lassen. Zwar wurden in den „Rettungspaketen“ bis 2019 rund 275 Milliarden Euro nach Athen überwiesen, angeblich, um die „Pleitegriechen vor dem Untergang zu retten“, doch um Hilfe für die elf Millionen Menschen an der Ägäis ging es allerdings nie.
Gerettet wurden mit dem vielen Geld vor allem die dem internationalen Kapitalmarkt verpflichteten Banken. Die dann folgenden Sparmaßnahmen zielten auf Löhne, Arbeitszeiten, Sozialausgaben, ebenso auf Werte des Landes, wie Häfen, Airports, Bahnen, Infrastruktur und alles, mit dem Geld zu machen ist, wurde privatisiert.
Für mindestens 57 Menschen waren die Sparmaßnahmen tödlich, als am 28. Februar 2023 kurz vor einem Tunnel auf der Höhe der Ortschaft Evangelismos im Tempi-Tal in Nordgriechenland der aus dem Süden kommende Intercity ungebremst mit einer Geschwindigkeit von 163 Stundenkilometern gegen einen aus dem Norden mit 80 bis 90 Stundenkilometern fahrenden Güterzug raste. Es war ein Unglück mit Ansage.
In der Folge protestierten in Athen Tausende von Arbeitern und Jugendlichen. Die Proteste richten sich gegen die Versuche der Nea-Dimokratia-Regierung und der Medien, ausschließlich menschliches Versagen eines Bahnhofsvorstehers in Larissa für die Katastrophe verantwortlich zu machen. Dabei ist das griechische Schienennetz aufgrund der jahrelangen Etatkürzungen, des Personalmangels und der späteren Privatisierung in unsicherem Zustand. Griechenland ist das einzige Land der Europäischen Union (EU), das kein nationales automatisiertes Sicherungssystem für seine Züge besitzt. Zur neueren deutschen Kolonialpolitik in Griechenland – Das Eisenbahnunglück mit 57 Toten und was die deutschen Regierungen damit zu tun haben weiterlesen