Der DGB-Rentenreport schlägt Alarm – die Altersarmut steigt weiter an

Rentnerin 2Der DGB in Nordrhein-Westfalen prognostiziert, dass für die künftigen Rentner die Renten sinken werden und die Altersarmut weiter ansteigt. Während 1990 die Rentner noch 50,2 Prozent ihres durchschnittlichen Einkommens erhielten, sind es 2014 nur noch 45 Prozent ihres Erwerbseinkommens.

Die Rente der Dortmunder Rentner ist von 2003 bis 2013 schon von durchschnittlich 1.007,71 Euro auf 946,47 Euro gesunken, für die Rentnerinnen in Dortmund hat sich deren Rente in den letzten 10 Jahren von 408,50 Euro auf extrem niedrigen Niveau von 479,97 Euro geringfügig erhöht.

Der DGB befürchtet, dass zukünftig auch Durchschnittsverdiener immer größere Probleme haben, nach Renteneintritt ihren Lebensstandard auch nur annähernd aufrecht zu erhalten. Wenn in Nordrhein-Westfalen kein massives Rentenproblem entstehen soll, muss unverzüglich gehandelt werden. Die o.g. Entwicklung ist das vorläufige Ergebnis einer verfehlten Arbeitsmarkt-, Einkommens- und Sozialpolitik. Während die Menschen in NRW immer länger arbeiten müssen, sinken ihre Rentenansprüche. Der Neu-Rentner, der 2013 erstmals in Rente ging, bekam rund 145,00 Euro weniger als die Alt-Rentner. Die Neu-Rentnerin erhielt 2013 durchschnittlich 502,99 Euro, sie lag damit schon unter der Grundsicherung.

Im Jahr 2013 erhielten bereits 250 000 Menschen in NRW Leistungen der Grundsicherung im Alter, das ist eine Steigerung von 7,8 Prozent innerhalb nur einen Jahres.  Bedingt durch die Deregulierung der Beschäftigungsverhältnisse gibt es immer mehr Menschen, die dauerhaft geringfügig beschäftigt sind und gar keine Beiträge in die Rentenversicherung einzahlen.

In NRW ist mittlerweile fast ein Viertel der Erwerbstätigen nicht in der Lage, eine eigenständige Alterssicherung aufzubauen, es gibt hier allein 1,8 Millionen Minijobber. Rein rechnerisch brauchen diese Menschen in den Minijobs 150 Berufsjahre, um eine Rente zur erreichen, die über der Grundsicherung liegt.

Der Anteil der Menschen, die zu Hause einen Angehörigen pflegen und dadurch Rentenansprüche erwerben, wächst ständig an. Es handelt sich hier nur um eine geringe Anzahl von Beitragszahlern, die aber in Zukunft erheblich zunehmen wird. Heute gibt es bereits 550.000 pflegebedürftige Menschen im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes in NRW, von denen 70 Prozent zu Hause betreut werden.

Zunehmend mehr Menschen schaffen es nicht, bis zur regulären Altersgrenze arbeiten zu können, weil es ihre Gesundheit nicht mehr zulässt. Knapp 16 Prozent der Renten sind jetzt schon Erwerbsminderungsrenten. Das durchschnittliche Alter dieser Rentenbezieher liegt bei knapp 51 Jahre. Wer 2013 erstmals eine Erwerbsminderungsrente bekam, musste als Mann mit 655,10 Euro und als Frau sogar nur mit 576,20 Euro auskommen. In Kombination mit dem frühen Renteneintrittsalter bedeutet besonders diese Rentenart in jedem Fall Armut. Für den Bezug von Erwerbsminderungsrente ist zunehmend die Diagnose „psychische Probleme“ auf dem Vormarsch. Innerhalb der letzten 10 Jahre stieg der Anteil der psychischen Erkrankungen bei der Bewilligung der Erwerbsminderungsrente von 29 Prozent auf 45,5 Prozent. Das Eintrittsalter bei dieser Rentenart lag bei Männern und Frauen gleichsam bei durchschnittlich 48,8 Jahren.

Das Rentensystem braucht weiterhin finanzielle Polster, um das Niveau nicht noch weiter absinken zu lassen. Der Kostentreiber „Mütterrente“ wird allein in diesem Jahr 3,3 Milliarden Euro zusätzliche Ausgaben verursachen, mit zukünftig noch steigender Tendenz. In den Folgejahren wird es jährlich über 6,5 Milliarden sein. Bei der Mütterrente geht es um die Honorierung einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe, die systemgerecht nur aus Steuern finanziert werden sollte.  

Um die Situation der zukünftigen Rentner zu verbessern, fordert der DGB folgende Maßnahmen:

  • Dort, wo viele gut bezahlte Arbeitsplätze sind oder waren, gibt es auch gute und auskömmliche Renten. Deshalb muss die Grundbedingung des Rentensystems, nämlich die Seite der Einkünfte, stärker als bisher in den Fokus genommen werden. Faire und gute Arbeit muss durch Tarifverträge abgesichert werden.
  • Die Finanzierung des Rentensystems muss nachhaltig gestärkt werden. Statt den Beitragssatz permanent abzusenken, muss er schrittweise auf 22 Prozent im Jahr 2035 angehoben werden.
  • Dem moderat steigenden Beitrag stehen dann sogar Leistungsverbesserungen gegenüber. Bei einer zunehmend alternden Gesellschaft wäre es folgenschwer dies nicht zu tun.
  • Der Kostentreiber„Mütterrente“ muss aus Steuermitteln finanziert werden.
  • Die Anzahl der Minijobs steigt und steigt. Doch ist diese Beschäftigungsform keine Grundlage für eine auskömmliche Rente, Altersarmut ist vorprogrammiert. Deshalb muss Arbeit vom ersten Euro an rentenversicherungspflichtig sein. Die Ausweitung der geringfügigen Beschäftigung muss gestoppt werden. Dies gilt auch für alle anderen Formen prekärer Beschäftigung und schlecht bezahlter Erwerbsarbeit.
  • Die nach wie vor niedrigen Renten der Frauen sind eine Folge der mangelnden Erwerbsbeteiligung. Frauen sind wesentlich häufiger als Männer mit reduzierten Arbeitszeiten beschäftigt. Aber viele Frauen finden aus familienbedingter Teilzeit nicht in eine Vollerwerbstätigkeit zurück. Deshalb ist ein Rechtsanspruch auf Rückkehr in die Vollzeitbeschäftigung dringend notwendig, um das laufende Einkommen und die spätere Rente zu stärken.
  • Die hohe Anzahl der Erwerbsminderungsrenten muss drastisch durch gute Arbeit reduziert werden. Besonders im Hinblick auf die alternde Gesellschaft – der Anteil der über 50-jährigen wird in den nächsten Jahren stark steigen – muss die Arbeitsgestaltung in den Betrieben alters- und alternsgerechter werden.
  • Um dem Phänomen der psychischen Belastungen entgegenzuwirken, brauchen die Beschäftigten einen größeren Schutz. Die Gewerkschaften drängen auf eine Anti-Stress-Verordnung.

weitere Infos: http://nrw.dgb.de/presse/++co++6e98a51a-2c31-11e4-adee-52540023ef1a

Quellen: DGB NRW; WDR;WAZ

Bild: dapd