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Zum Internationalen Frauentag: Gewerkschaft und Frauenpower

Die Forderungen der Tarifrunden im Sozial- und Erziehungsdienst sollten eigentlich schon seit 2009 deutlich über die klassischen Lohnforderungen hinausgehen und vor allem eine wichtige gesellschaftliche Komponente haben: Der Arbeitskampf sollte damals schon den Beschäftigten in diesem Bereich, die unter oft widrigen Bedingungen den Laden am Laufen halten, bessere Arbeitsbedingungen und ein Einkommen ermöglichen, das eine gute Lebensgestaltung und eine ausreichende Rente sichert.

Auch wollte man damit dem Fachkräftemangel in den Sozial- und Erziehungsberufen entgegentreten und die Dauersorgekrise im System beenden. Darüber hinaus ging es bisher aber auch um eine Aufwertung der typisch weiblichen Sorgearbeit, die zwar unverzichtbar ist, aber strukturell geringgeschätzt wird.

Mit der Aufwertungskampagne stellte sich die Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) an die Spitze einer gesellschaftlichen Emanzipationsbewegung, von der eine unglaubliche Kraft und Dynamik ausging und die für die gesamte Bevölkerung sichtbar wurde.

Die Ergebnisse der Auseinandersetzungen zwischen ver.di und den Vertretern der öffentlichen Einrichtungen, hier im Sozial- und Erziehungsdienst, können nur als erbärmlich bezeichnet werden.

Erbärmlich auch deshalb, weil ver.di besonders im Jahr 2015 noch einiges an Frauenpower zugelassen hatte, die in den sich anschließenden Auseinandersetzungen schnell eingehegt wurde. Die Gewerkschaft hatte dann vorgesorgt und mit der Einführung von „Tarifbotschaftern“ und dem Wegfall der kraftvollen Streik-Delegierten-Konferenzen, als gutes Beispiel für Partizipation der Beschäftigten im Arbeitskampf, still und leise innergewerkschaftliche Demokratiestrukturen einfach abgeschafft. Damit hat ver.di in den folgenden Auseinandersetzungen die Entscheidungsmacht den Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst praktisch entzogen.

Man braucht kein Prophet zu sein, um den Ausgang der Tarifauseinandersetzung 2025 im Öffentlichen Dienst wieder als völlig unzureichend zu werten. Vor dem Hintergrund der neuen Burgfriedenspolitik der Gewerkschaften, Unternehmerschaft und Regierung wird auch die Aufwertung der weiblichen Sorge- und Erziehungsarbeit sicherlich wieder einmal auf der Strecke bleiben.

Lassen wir hier noch einmal die vergangenen Arbeitskämpfe der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst Revue passieren, die Erfahrungen aus dem Arbeitskampf 2015 aufzeigen und die Kritikpunkte benennen. Zum Internationalen Frauentag: Gewerkschaft und Frauenpower weiterlesen