Corona-Krise im Betrieb – Empirische Erfahrungen aus Industrie und Dienstleistungen

Im Januar 2020 wurden beim Automobilzulieferer Webasto bei München die Tore geschlossen. Das Virus SARS-CoV-2 war auch in Deutschland angekommen. Ein Mitarbeiter hatte sich während eines Arbeitsmeetings bei einer Kollegin aus China infiziert. Was danach folgte, stellt alle bis dahin bekannten Krisenentwicklungen in den Schatten. Das schließlich als «Pandemie» eingestufte Infektionsgeschehen legte Teile der globalen Wirtschaft lahm. Der starke Sozial- und Steuerstaat wurde zum «Game changer». Mit öffentlichen Ausgabenprogrammen, die sich weltweit auf Billionen summieren, wird seitdem versucht, die Weltmärkte flott zu machen und soziale Reproduktionskreisläufe zu stabilisieren.

Im Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit stehen die Einschränkungen des privaten und gesellschaftlichen Lebens. Nicht zu Unrecht: Die privaten Haushalte haben sich als Infektionsherde par excellence erwiesen. Andere Orte kollektiven Lebens, darunter große Bereiche der Arbeitswelt, blieben hingegen weitgehend eine Terra incognita. Allenfalls in spektakulären Fällen wie in der Fleischindustrie konnten gesundheitsgefährdende und inhumane Arbeitsverhältnisse nicht mehr ignoriert werden.

Um zu erfahren, wie die Pandemie in den arbeitsweltlichen Bezügen erlebt wird, haben die Autoren mit Betriebs-, Personalrät*innen und Gewerkschaftssekretär*innen ausführliche Interviews zu folgenden Fragen geführt: Beschäftigungssicherung: mit welchen sozialen Bruchkanten? Gesundheitsschutz: mit welcher Reichweite? Stecken im Applaus für die «Held*innen der Arbeit» neue Ansätze der Aufwertung von Arbeit, gerade auch in den prekären Bereichen? Homeoffice: Veränderungen in der Arbeitsorganisation von Dauer? Wie wurde in den Betrieben die «Stunde der Exekutive» erlebt: autoritär, kooperativ, konfliktuell?

Die Auswertung der Befragung erlaubt Einblicke in ein noch längst nicht abgeschlossenes Prozessgeschehen, die mehr als temporäre Bedeutung haben.

Für die Gewerkschaften kommt es darauf an, diese Formen selbstbestimmten individuellen Handelns in ihre Strategien einzubauen. Sie zu unterstützen, wenn die Beschäftigten als Anwälte in eigener Sache auftreten, ist schon deshalb nötig, weil Betriebsräte und Gewerkschaften bei neuen Arbeitsformen zunehmend weniger institutionellen Einfluss haben.

 

 

Das Buch als pdf: Corona-Krise im Betrieb

und hier: VSA_Detje_Corona_Betrieb.pdf (rosalux.de)

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Richard Detje / Dieter Sauer

Corona-Krise im Betrieb - Empirische Erfahrungen aus Industrie und Dienstleistungen

144 Seiten | 2021 | EUR 12.80
ISBN 978-3-96488-097-0

Die Herausgeber*innen:

Richard Detje ist Mitarbeiter von WISSENTransfer.

Dieter Sauer ist Sozialforscher am Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung (ISF) in München.

Dieses Buch wird unter den Bedingungen einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Attribution-NonCommercial-NoDerivs 4.0 International. 

Das gedruckte Buch ist bei VSA: Verlag erhältlich.