IAB: Schon im November sah sich jeder dritte vom Teil-Lockdown betroffene Betrieb in seiner Existenz bedroht

Mit der Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ erforscht das IAB laufend die Lage der Betriebe während der Corona-Krise. Im November dieses Jahres wurde die wirtschaftliche Lage der Betriebe nach dem Beginn des teilweisen Lockdowns abgefragt. Demnach mussten in der zweiten Novemberhälfte rund 12 Prozent aller Betriebe aufgrund des erneuten Lockdowns schließen. Im besonders betroffenen Gastgewerbe waren es sogar 90 Prozent. Jeder dritte vom Lockdown betroffene Betrieb gab an, akut in seiner Existenz bedroht zu sein.

Der Lockdown im März dieses Jahres hatte drastische Folgen für die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt. Dies dürfte dazu beigetragen haben, dass ein erneuter Lockdown angesichts wieder steigender Fallzahlen im Oktober nur zögerlich in Betracht gezogen wurde und die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, die Anfang November in Kraft traten, zunächst nicht so gravierend ausfielen wie im März. Mitte November wurde jedoch deutlich, dass der bisherige „Lockdown light“ die hohe Zahl der Infektionen nicht wirksam reduzieren konnte. Daher wurden die Eindämmungsmaßnahmen inzwischen deutlich verschärft. Der „harte Lockdown“ ist zunächst bis zum 10. Januar 2021 terminiert.

Um zeitnah Informationen über die Entwicklung der Lage der Betriebe zu gewinnen, führt das IAB die Befragung „Betriebe in der Covid-19-Krise“ durch. Seit August dieses Jahres wird eine repräsentative Stichprobe von Betrieben im dreiwöchigen Rhythmus befragt. Die jüngste Befragung erfolgte im Zeitraum vom 16. bis 27. November und umfasst damit weitestgehend die Lage nach den Beschlüssen der Konferenz der Ministerpräsidenten und der Bundesregierung vom 16. November. Dort war eine Verlängerung des teilweisen Lockdowns zunächst bis zum 20. Dezember vereinbart worden. Die hier präsentierten Ergebnisse spiegeln also noch nicht die erneute Verlängerung und die Verschärfungen des Lockdowns wider, die im Dezember beschlossen wurden.

Der November-Lockdown konzentrierte sich sehr stark auf das Gastgewerbe

Der Erhebung zufolge gaben fast 12 Prozent der Betriebe an, unter die Regelungen des Lockdowns zu fallen. Sie mussten ihre Geschäftstätigkeit daher vorübergehend ganz oder teilweise einstellen. In den betroffenen Betrieben arbeiten etwa 4,5 Millionen Beschäftigte. Allerdings sind die einzelnen Branchen sehr unterschiedlich betroffen: So mussten beispielsweise rund 8 Prozent der Betriebe im Bereich „Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen“ schließen, im Bereich „Verkehr und Lagerei“ waren es dagegen weniger als 2 Prozent. Mit Abstand am stärksten ist aber mit etwa 90 Prozent das Gastgewerbe betroffen (siehe Abbildung).

10 Prozent aller Betriebe sahen sich in ihrer Existenz akut bedroht

Wie sehr die Eindämmungsmaßnahmen zumindest einen Teil der Wirtschaft treffen, wird daran deutlich, dass gut jeder dritte Betrieb, der vom Lockdown betroffen ist, seine Existenz schon im November akut gefährdet sah (siehe Abbildung 2). Bei den Betrieben, die nicht unter den Lockdown fallen, waren es dagegen knapp 7 Prozent.

Insgesamt sahen sich 10 Prozent aller Betriebe in ihrer Existenz bedroht. In der Gastronomie traf dies auf etwa 47 Prozent der Betriebe zu, im Verarbeitenden Gewerbe auf etwa 5 und im Baugewerbe auf 3 Prozent (ohne Abbildung). Von allen Betrieben, die ihre Existenz bedroht sahen, gab etwa jeder vierzehnte an, dass eine Geschäftsaufgabe oder eine Insolvenz unmittelbar bevorsteht (ohne Abbildung). Da dieses Ergebnis nur auf einer kleinen Zahl an Beobachtungen beruht, ist diese Angabe aber mit Unsicherheiten behaftet und eher als grobe Größenordnung zu verstehen.

Zum Erhebungszeitpunkt hatten 68 Prozent der vom Lockdown betroffenen Betriebe Wirtschaftshilfen beantragt oder entsprechende Anträge geplant

Um die wirtschaftlichen Folgen der Eindämmungsmaßnahmen abzumildern, hat die Politik ein neues Unterstützungspaket geschnürt. 68 Prozent der Betriebe, die unter den Lockdown fielen, hatten entsprechende Mittel zum Zeitpunkt der Erhebung bereits beantragt oder zumindest geplant, diese zu beantragen. Die Regelungen des Hilfspakets lassen auch einen Antrag von Betrieben zu, die zwar ebenfalls schwer, aber nur indirekt unter dem Lockdown leiden, also nicht schließen mussten. Das können zum Beispiel Zulieferbetriebe sein, deren Geschäftspartner direkt durch den Lockdown betroffen waren. Bezogen auf alle Betriebe lag der Anteil derjenigen Betriebe, die bereits Mittel beantragt haben beziehungsweise dies zum Befragungszeitpunkt geplant hatten, bei rund 13 Prozent (ohne Abbildung).

Fazit

Die hier vorgestellten Ergebnisse stellen nur eine Momentaufnahme dar. Da der Lockdown im Dezember nochmals verschärft und verlängert wurde, dürfte der Anteil der gefährdeten Betriebe im Vergleich zum November nochmals gestiegen sein. Über das genaue Ausmaß werden weitere Befragungswellen Aufschluss geben.

Literatur

Bellmann, Lutz; Kagerl, Christian; Koch, Theresa; König, Corinna; Leber, Ute; Schierholz, Malte; Stegmaier, Jens; Aminian, Armin (2020): Was bewegt Arbeitgeber in der Krise? Eine neue IAB-Befragung gibt Aufschluss. In: IAB-Forum, 25.9.2020.

 

 

 

Quelle und Grafik: http://www.iab-forum.de/