Zur Geschichte und Struktur der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung

Von Jane McAlevey

Als im ausgehenden 19. Jahrhundert in den USA eine organisierte Arbeiterbewegung entstand, gehörte sie zu den damals dynamischsten der Welt. So ist es kein Zufall, dass der 1. Mai als internationaler Kampftag der Arbeiterklasse auf eine Auseinandersetzung in den USA zurückgeht: Am 1. Mai 1886 begann ein landesweites Streik für den 8-Stunden-Tag, an dem sich bis zu einer halben Million ArbeiterInnen beteiligten und der in Chicago in Auseinandersetzungen der Streikenden mit der Polizei mündete, die auf beiden Seiten zahlreiche Opfer forderten (»Haymarket Riot«).

Noch im selben Jahr wurde die American Federation of Labor (AFL) als nationaler Gewerkschafts-Dachverband gegründet. Je mehr sie sich allerdings institutionalisierte, desto stärker tendierte die AFL dazu, bestehende Spaltungslinien in der Arbeiterklasse zu reproduzieren, statt zu überwinden. Dies lag insbesondere an ihrem Organisationsmodell. Sie zielte auf die Bildung von Berufsgewerkschaften ab, sodass es in einem einzelnen Betrieb zahlreiche Gewerkschaften für die verschiedenen Berufsgruppen geben konnte. Dies beförderte soziale und rassistische Spaltungen innerhalb eines Betriebes und erschwerte gemeinsame Kämpfe. Den Kapitalismus und den Privatbesitz an den Produktionsmitteln stellte die AFL nicht grundsätzlich infrage.

Vorwiegend sozialistisch oder anarchistisch orientierte GewerkschafterInnen schufen zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Industrial Workers of the World (IWW; auch als wobblies bezeichnet) als alternativen Gewerkschaftsverband. Im Gegensatz zur AFL verstand sich die IWW nicht als Berufsgruppen-, sondern als Industriegewerkschaft, die die ganze Klasse über alle Spaltungslinien hinweg zu organisieren versuchte und ein radikal antikapitalistisches Selbstverständnis aufwies. Allerdings ebbte die anfängliche Dynamik der IWW bereits in den 1920er Jahren wieder ab.

Der große Aufschwung an Arbeiterkämpfen, den die USA in Folge der Weltwirtschaftskrise in den 1930er Jahren erlebte, machte die Bildung neuer und kämpferischerer Gewerkschaften erforderlich. Sie strukturierten sich nach dem Modell einer Industriegewerkschaft mit den Grundprinzipien »ein Betrieb – eine Gewerkschaft, eine Branche – eine Gewerkschaft« und schlossen sich in einem neuen Dachverband, dem Congress of Industrial Organizations (CIO) zusammen. Die CIO folgte einem Ansatz verbindender Klassenpolitik und wollte den Arbeiter als ganzen Menschen – nicht nur als Ausgebeuteten im Betrieb, sondern auch als Mitglied seiner Community – organisieren und gleichzeitig die Arbeiterklasse als Ganzes, über alle Qualifikations- und Herkunftsunterschiede hinweg. Die CIO verdichtete und systematisierte die bisherigen Organisierungserfahrungen der amerikanischen Gewerkschaftsbewegung hin zu einem spezifischen Deep Organizing-Modell, in dessen Fokus der Aufbau von betrieblicher Arbeitermacht durch die Selbstaktivität und Selbstermächtigung der Beschäftigten in unmittelbaren Klassenauseinandersetzungen gegen das Kapital stehen. Im Deep Organizing steuern die Beschäftigten selbst ihre Kampagne und sind vom Anfang bis zum Ende – von der Entwicklung der Gewerkschaftsstrategie bis hin zu den Tarifverhandlungen – deren zentrale Akteure. So werden sie in die Lage versetzt, eigenständig kollektiv zu handeln, was wiederum einen nachhaltigen Aufbau von Gegenmacht im Betrieb ermöglicht.

Mit diesem Organizing-Modell gelang es der CIO in zäher Arbeit, zahlreiche Industriezweige (darunter die boomende Automobilindustrie auch in den gewerkschaftsfeindlichen Südstaaten) zu organisieren. Zahlreiche AktivistInnen aus der kommunistischen Partei, aber auch trotzkistischen und anderen linksradikalen Organisationen strömten in die CIO und wurden zu den Trägern ihres äußerst erfolgreichen Organizing-Modells. Die Führung der CIO um ihren eigentlich antikommunistisch eingestellten Präsidenten John L. Lewis wusste die Fähigkeiten der linken Organizer klug zu nutzen. Die Macht der organisierten Arbeiterklasse war in den 1930ern schließlich so groß, dass sich das amerikanische Kapital zu umfangreichen sozialstaatlichen Zugeständnissen gezwungen sah, die sich in Roosevelts Politik des New Deal niederschlugen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erlahmte auch der Schwung der CIO. Starkes Wirtschaftswachstum erleichterte Konzessionen der Unternehmer, und als sich die AFL bereit erklärte, sich dem offensichtlich weit erfolgreicheren Modell der Industriegewerkschaften zu öffnen, fusionierten beide Verbände 1955 zur AFL-CIO, die damals 35% der Beschäftigten in den USA gewerkschaftlich organisierte.

Die 1950er Jahre waren in den USA eine Periode extremer Reaktion, die insbesondere mit dem Namen des rechten Senators Joseph McCarthy verbunden ist. In ihnen kam es im Kulturbetrieb wie an den Universitäten, in den Verwaltungen wie in den Betrieben und Gewerkschaften zu einer regelrechten Hexenjagd auf KommunistInnen und andere Linke. Im Tausch gegen die Konzessionsbereitschaft von Staat und Arbeitgebern ging die AFL-CIO eine politische Allianz mit dem McCarthyismus ein: Die Gewerkschaften wurden systematisch von linken Organizern »gesäubert«, und mit ihren radikalen Trägern verschwand auch das CIO-Modell des Deep Organizing weitgehend aus der Gewerkschaftsbewegung.

Hinzu kam, dass in diesen Jahren der ehemalige CIO-Aktivist Saul Alinsky ein Modell unter dem Begriff Organizing popularisierte, das sich ganz erheblich vom Deep Organizing der CIO unterschied. Sein Ziel war die Verbesserung der Situation der Communities der am meisten ausgeschlossenen und unterdrückten Gruppen in den USA. Sein Organizing-Ansatz enthält vor allem Elemente des Mobilizing als Kampagnen, die von einem hauptamtlichen Apparat gesteuert werden, in denen die Betroffenen/Beschäftigten selbst eher eine Statisten-Rolle spielen und bei denen vor allem bereits überzeugte AktivistInnen zu öffentlichkeitswirksamen Aktionen mobilisiert werden. In diesem stellvertreterischen Ansatz ist der größte Schaden in unseren sozialen Bewegungen durch die Verlagerung der handelnden Hauptfigur entstanden – weg von der Basis und normalen Menschen hin zu verwegenen Hauptamtlichen, die als einsame Rächer im Namen der guten Sache agieren.

Inspiriert von den Erfolgen aus der radikalen Phase der CIO und bewaffnet mit den Schriften Alinskys zog in den 1950er und 1960er Jahren eine neue Generation von Organizern los, um die schwarzen Communities zu organisieren und so die Bürgerrechtsbewegung voranzutreiben. Auch beim Aufbau der radikalen Students for a Democratic Society, dem amerikanischen SDS, kamen solche Organizing-Methoden sehr erfolgreich zum Einsatz – ein Hinweis darauf, dass sie auch für den Aufbau sozialer Bewegungen und linker Organisationen wichtige Instrumente bieten können.

Auch in den 1970er Jahren blieben die US-Gewerkschaften insgesamt sozialpartnerschaftlich orientiert. Allerdings strömten viele in den Antikriegs- und Bürgerrechtsbewegungen des vorherigen Jahrzehnts politisierte AktivistInnen neu in die amerikanischen Gewerkschaften und setzten sich – punktuell durchaus erfolgreich – für ein Wiederanknüpfen an das Erbe einer klassenkämpferischen und internationalistischen Arbeiterbewegung ein.

Die in den späten 1970ern einsetzende Verschiebung der globalen Kräfteverhältnisse weg von der Arbeiterklasse hin zum Kapital machte sich jedoch auch in den USA bemerkbar, wo Ronald Reagan 1981 die Wahlen gewann und die Wende zum Neoliberalismus durchsetzte. Ähnlich wie Margaret Thatcher in England musste auch Reagan zunächst die Gewerkschaften schlagen, um seinen extrem beschäftigtenfeindlichen Kurs verwirklichen zu können. Und so wie Margaret Thatcher die britischen Gewerkschaften im großen Bergarbeiterstreik bezwang, triumphierte Reagan in einer Auseinandersetzung um einen Streik der Fluglotsen im Sommer 1981 über die US-Gewerkschaften. Obwohl hunderttausende zu den Demonstrationen zur Unterstützung der Streikenden strömten, blieb Reagan hart und setzte Massenentlassungen der Fluglotsen durch – eine historische Niederlage der amerikanischen Arbeiterbewegung. Auf diese einseitige Aufkündigung der Sozialpartnerschaft folgten fast vier Jahrzehnte der Defensive und Schwächung der Gewerkschaften: Mitgliederzahlen und Tarifbindung brachen ein, während der prekäre Niedriglohnsektor explodierte und ganze Branchen heute fast gewerkschaftsfrei sind. Eine Entwicklung, wie sie in einigen Bereichen auch in Deutschland zu beobachten ist, in den USA aber weit ausgeprägter stattfindet.

Angesichts dieser existenziellen Herausforderungen erfasste die Debatte um eine Erneuerung und strategische Neuausrichtung schon frühzeitig auch die US-amerikanischen Gewerkschaftsführungen. 1995 setzte sich in einer Kampfabstimmung in der AFL-CIO eine als New Labor oder New Voices bezeichnete Strömung durch, die sich für den ressourcenstarken Einsatz aggressiver Organizing-Kampagnen aussprach. Insbesondere die Dienstleistungsgewerkschaft Service Employees International Union (SEIU) konnte durch erfolgreiche Organizing-Kampagnen ihre Mitgliedschaft gegen den Trend zeitweise sogar verdoppeln und wurde unter ihrem Präsidenten Andy Stern zur größten Gewerkschaft in der AFL-CIO. Bekannt ist in Deutschland durch den Ken-Loach-Film »Brot und Rosen« vor allem die SEIU-Kampagne im Reinigungsgewerbe (Justice for Janitors). Insgesamt gelang es New Labor aber auch wegen starker innergewerkschaftlicher Widerstände nicht, die AFL-CIO substanziell zu stärken und neu aufzustellen, und 2005 sahen sich die SEIU und sechs weitere Gewerkschaften zu einer Spaltung der AFL-CIO und der Gründung eines neuen Dachverbandes veranlasst, der Change to Win-Coalition (CTW), um eine ganz dem Organizing verschriebene Gewerkschaftsarbeit zu ermöglichen. Allerdings konnte trotz aller Anstrengungen und trotz ressourcenstarker Kampagnen keine umfassende Trendwende erreicht werden: Insgesamt gehen die Mitgliedszahlen der Gewerkschaften und die Tarifbindung nach wie vor zurück und viele Tarifverhandlungen erzielen weiterhin eher bescheidene Ergebnisse.

Heute liegt der Organisationsgrad der US-Beschäftigten bei nur etwa 11% (35% im öffentlichen Sektor, unter 7% in der Privatwirtschaft). Die Hälfte der Gewerkschaftsmitglieder lebt in gerade einmal sieben der 50 Bundesstaaten. Insbesondere die Südstaaten sind weitgehend »weiße Flecken« auf der gewerkschaftlichen Landkarte. Auch das Streikgeschehen ist deutlich zurückgegangen. Gab es in den 1950ern noch durchschnittlich 352 größere Arbeitsniederlegungen (mit jeweils mehr als 1.000 Streikenden) pro Jahr, waren es im vergangenen Jahrzehnt nur durchschnittlich 16 größere Streiks im Jahr. Während 1952 noch 2,7 Mio. Beschäftigte an Streikmaßnahmen beteiligt waren, ging diese Zahl bis 2013 auf nur 55.000 zurück.

Um ein Niveau von Arbeitermacht wiederherzustellen, das an die 1930er Jahre heranreicht, bedarf es eines inner- wie außerbetrieblichen Organizing-Modells, das auf der CIO-Praxis der 1930er und 1940er Jahre basiert, jedoch an heutige Bedingungen angepasst ist.

Struktur der US-Gewerkschaften

Insgesamt ist die Gewerkschaftslandschaft in den USA deutlich unübersichtlicher als in Deutschland.6

Gibt es hier mit dem DGB einen einzigen Dachverband, sind es in den USA seit 2005 zwei – die AFL-CIO und die Change to Win-Coalition (CTW). In Deutschland sind acht Einzelgewerkschaften im DGB zusammengeschlossen, in der AFL-CIO sind es 56 Einzelgewerkschaften und in der CTW gegenwärtig vier. Hinzu kommen noch weitere Gewerkschaften außerhalb der Dachverbände. Während die DGB-Gewerkschaften Industriegewerkschaften sind, organisieren viele US-Gewerkschaften auch weiterhin nur bestimmte Branchen oder sogar nur Berufszweige. Entsprechend vorprogrammiert sind zwischengewerkschaftliche Abgrenzungskonflikte.

Grundeinheit der Einzelgewerkschaften ist das Local, in der sich je nach Gewerkschaft bestimmte Betriebe, Beschäftigtengruppen oder geographische Standorte organisieren. In einigen Gewerkschaften sind diese Locals wiederum in branchenspezifischen, regionalen oder bundesstaatlichen Strukturen zusammengefasst. In den Betrieben gibt es keine Doppelstruktur aus Gewerkschaften und Betriebsräten. Da, wo eine Gewerkschaft im Betrieb als Arbeitnehmervertretung anerkannt wird, übernimmt ihr Local auch einige der Aufgaben, die in Deutschland von Betriebsräten übernommen werden.

Anders als in Deutschland kennt man in den USA formell keine Branchentarifverträge, sondern nur Tarifverträge für einzelne Betriebe. Eine individuelle Gewerkschaftsmitgliedschaft ist weitgehend unbekannt. Wenn eine Gewerkschaft für einen Betrieb erfolgreich einen Tarifvertrag abschließt, übernimmt sie damit gleichzeitig die Vertretung aller Beschäftigten. Im Gegenzug für diese Vertretungsleistung werden sämtliche Beschäftigten automatisch zu Gewerkschaftsmitgliedern und ihr Mitgliedsbeitrag wird ihnen direkt vom Lohn abgezogen und der Gewerkschaft überwiesen.

Um allerdings einen Tarifvertrag überhaupt verhandeln zu können, muss eine Belegschaft sich zunächst mehrheitlich dafür entscheiden, eine Gewerkschaft als ihre Vertretung anzuerkennen (Anerkennungswahl). Um eine solche Anerkennungswahl bei der dafür vorgesehenen Schlichtungsstelle, dem National Labor Relations Board (NLRB), beantragen zu können, benötigt sie wiederum schon im Vorfeld eine Unterstützungsbekundung von 30% der Belegschaft, die die »Authorization Cards« der Gewerkschaften unterschrieben haben müssen. Diese erste Hürde ist sehr hoch. Beschäftigte sind gesetzlich kaum vor einer Kündigung wegen gewerkschaftlicher Betätigung geschützt, und Gewerkschaftsvertreter haben kein Anrecht darauf, das Firmengelände eines unorganisierten Betriebs zu betreten. Kommt das Anerkennungsverfahren trotzdem in Gang, versuchen viele Unternehmen mit Einsatz von Union Buster (auf die Bekämpfung der Gewerkschaften spezialisierte Kanzleien und Agenturen), es zu verhindern und in den Belegschaften und in der Öffentlichkeit Stimmung gegen die Gewerkschaft zu entfachen.

Ein sogenanntes Card-Check-Abkommen bedeutet dagegen, dass die »Autorisierungskarten« nicht der NLRB, sondern direkt dem Arbeitgeber vorgelegt werden, der daraufhin die Gewerkschaft freiwillig als Verhandlungspartner anerkennt. Manchmal sind Arbeitgeber zu diesem für die Gewerkschaft weit unkomplizierteren Verfahren bereit, wenn sie dafür entsprechende Zugeständnisse erhalten. Da sich die Gewerkschaften über Mitgliedbeiträge finanzieren (und die gesamte Belegschaft bei Tarifvertragsabschluss automatisch zu zahlenden Mitgliedern wird), ist es gerade aus der gegenwärtigen Defensivposition heraus durchaus verlockend, entsprechende Card-Check-Deals mit den Arbeitgebern einzugehen, anstatt den mühevollen Weg des Aufbaus einer Mehrheitsgewerkschaft im Betrieb zu versuchen. Allerdings ist diese Herangehensweise umstritten, sie führt sie häufig zu Kompromissen mit sehr geringen Verbesserungen für die Belegschaft.

In Deutschland hat eine gewerkschaftliche Betriebsgruppe auch dann das Recht, offen im Betrieb aufzutreten, wenn sie nur von einer Minderheit unterstützt wird. Zusätzlichen Schutz gewerkschaftlich Aktiver bietet zudem in der Regel die Institution des Betriebsrates. In den USA ist die Zustimmung der Mehrheit in einem Betrieb zu einer Gewerkschaft die Voraussetzung dafür, dass diese überhaupt im Betrieb agieren kann. Dieser Aufbau einer Mehrheit ist mühevoll und für die kaum vor Kündigung geschützten Beschäftigten auch gefährlich. Entsprechend spielt das Konzept der Leadership Identification – also die gezielte Gewinnung von in einer Belegschaft besonders respektierten KollegInnen als AnführerInnen der gewerkschaftlichen Organisierung – eine zentrale Rolle.

Bei allen Unterschieden zwischen Deutschland und den USA gilt auch hierzulande: Echte gewerkschaftliche Handlungs- und Durchsetzungsmacht entsteht erst dann, wenn eine Mehrheit der Beschäftigten hinter der Gewerkschaft steht.

Das ohnehin für Gewerkschaften unvorteilhafte Regelwerk der Arbeitsgesetze in den USA ist in den letzten Jahren noch einmal verstärkt unter Beschuss geraten. Immer mehr republikanisch regierte Bundestaaten – insbesondere im Süden – haben antigewerkschaftliche Right to Work-Gesetze erlassen. Die Begründung für diese irreführende Bezeichnung: Die Gewerkschaften würden die Schaffung von Arbeitsplätzen gefährden, da sie die Profite der Unternehmen schmälern. In diesen Right to Work-Staaten wurde die Regelung aufgehoben, dass Mitarbeiter eines tarifgebundenen Betriebes für die erbrachte Vertretungsleistung automatisch Mitgliedsbeiträge an die Gewerkschaft zahlen, was starke finanzielle Einbußen zur Folge hat. In einigen Bundesstaaten wird der antigewerkschaftliche Kampf auf der politischen Ebene derart extrem geführt, dass die Behörden Druck gegen Arbeitgeber ausüben, die freiwillig zu Card-Check-Abkommen bereit sind. Der Kampfes der Beschäftigten der größten Fleischverarbeitungsfabrik der Welt hat gezeigt, dass auch in den Südstaaten erfolgreiches gewerkschaftliches Organizing möglich ist, wenn die ArbeiterInnen zu den zentralen Protagonisten einer Kampagne werden und ihre Community einbinden.

Auch um den Beschränkungen des Arbeits- und Streikrechtes (welches Gewerkschaften zum Beispiel Solidaritätsstreiks verbietet) und um den Restriktionen der Right to work-Gesetze zu entgehen, sind in den letzten Jahren zunehmend sogenannte Worker Centers entstanden, die sich insbesondere um die Organisierung prekärer und migrantischer Beschäftigter bemühen und sich oft hüten, als Gewerkschaft definiert zu werden, um nicht unter die antigewerkschaftlichen Gesetze zu fallen.

 

 

Die Autorin:
Jane McAlevey ist Autorin (sie schreibt u.a. für die linke US-Zeitschrift Jacobin), Wissenschaftlerin und seit mehr als 20 Jahren Organisatorin von Gewerkschafts- kampagnen, lebt in den USA.

 

 

 

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Bild: marx21.de