Envio-PCB-Skandal: die Stadt Dortmund hat das verseuchte Gelände an der Hacke und die Bezirksregierung mauert bei den Depositionsmesswerten im Fredenbaumpark

Auf dem ehemaligen Betriebsgrundstück der Envio Recycling GmbH im Dortmunder Hafen stehen in diesem Jahr umfangreiche Sanierungsmaßnahmen an. Die Bezirksregierung Arnsberg hat mit dem letzten Schritt der Sanierung des ehemaligen Envio-Geländes begonnen.

Zeitgleich haben die Gläubiger des insolventen Besitzers des Grundstücks dem Kauf des früheren Envio-Gelände durch die Stadt Dortmund zugestimmt. Mit dem Kauf will die Stadt bestimmen, wer das belastete Gelände nach der Sanierung als Industriefläche nutzen wird.

Bei der Multiplikatorenkonferenz zur Sanierung hatte die Bezirksregierung Arnsberg wie üblich die Luftbelastungsmessungen dargestellt. Allerdings hatte sie eine Folie des Messstandortes Fredenbaumpark nicht gezeigt, die für November/Dezember 2017 sehr hohe Werte dort aufwies, sie lagen sechs- bis achtmal so hoch wie im Jahresverlauf.

Die Stadt Dortmund kauft das verseuchte Envio-Gelände

Bei dem derzeitigen Abschnitt der Sanierung des verseuchten Envio-Geländes werden die Hallen 1 und 2 abgerissen und die befestigten Freiflächen saniert. Vorher erfolgt im Bereich einiger unversiegelter Freiflächen ein Bodenaustausch.

Neben den Sanierungsmaßnahmen, die von der Bezirksregierung Arnsberg in Ersatzvornahme vorgenommen werden, werden Sanierungsmaßnahmen im Bereich der wenigen unversiegelten Freiflächen von der Stadt Dortmund durchgeführt.

Es ist davon auszugehen, dass auf die Stadt Dortmund noch mehr Kosten zukommen werden, auch deshalb, weil die Grundbesitz Kanalstraße GmbH zahlungsunfähig ist und das Insolvenzverfahren durchläuft. Die insolvente GmbH besitzt das PCB belastete Envio-Grundstück als „Erbbauberechtigte“ bis zum Jahr 2048, Eigentümerin der fünf Hektar großen Fläche ist die Stadt Dortmund.

Bereits im Jahr 2010, nach dem der Umweltskandal bekannt wurde, ist als Sofortmaßnahme die kontaminierte obere Bodenschicht der unversiegelten Freiflächen abgetragen und entsorgt worden. Zunächst wurde dies durch die Envio Recycling GmbH selbst durchgeführt. Nach der Insolvenz des Unternehmens wurde die Maßnahme im Rahmen der Ersatzvornahme durch die Stadt Dortmund fortgeführt.

Das PCB-belastete Envio-Grundstück selbst gehört der Grundbesitz Kanalstraße GmbH als „Erbbauberechtigte“ der Stadt Dortmund. Auch diese Firma ging Anfang 2016 in die Insolvenz und die Sanierung wird wohl bei der Stadt Dortmund hängen bleiben.

Nun haben die Gläubiger des insolventen Besitzers des Grundstücks dem Kauf des frühere Envio-Geländes durch die Stadt Dortmund zugestimmt. Mit dem Kauf will die Stadt bestimmen, wer das belastete Gelände nach der Sanierung als Industriefläche nutzen wird.

Unregelmäßigkeiten bei Depositionsmessungen des LANUV im Fredenbaumpark – Grüße vom Weihnachtsma(rkt)nn

Bei der Veranstaltung Multiplikatorenkonferenz zur Sanierung am 26.04.2018 hatte der Vertreter der Bezirksregierung Arnsberg, Herr Schmied, die Luftbelastungsmessungen dargestellt. Allerdings hatte er eine Folie des Messtandortes Fredenbaumpark nicht gezeigt, die für November/Dezember 2017 sehr hohe Werte aufwies, nämlich sechs- bis achtmal so hoch wie im Jahresverlauf.

 

Die Vertreterin der Bürgerinitiative gegen den PCB-Skandal in Dortmund monierte das und erhielt die folgende schriftliche Antwort:

„Sehr geehrte Frau …,

bei der Veranstaltung am 26.4.2018 haben Sie auf die auffälligen PCDD/F-Werte an der Messstelle 11 (Fredenbaumpark) im November/Dezember 2017 aufmerksam gemacht.

Zwischenzeitlich haben wir mit der Stadt Dortmund weitere Recherchen durchgeführt.

Zunächst ist zu berücksichtigen, dass derartige Belastungen in der Regel durch thermische Prozesse verursacht werden. Derzeit liegen Hinweise vor, dass eine Verbindung zum „Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt“ bestehen könnte, der im Fredenbaumpark stattfand. Dieser Weihnachtsmarkt begann zwar erst am 14.12.2017, jedoch wurden bereits mehrere Wochen vor der Eröffnung (ab Mitte November 2017) bei umfangreichen Aufbau und Vorbereitungsarbeiten auch zahlreiche Feuer abgebrannt. Die Auffanggläser standen unmittelbar neben der Zeltstadt, in der bei offenen Feuern übernachtet wurde. Bemerkenswert ist, dass beim Weihnachtsmarkt im Jahr 2016 die PCDD/F-Belastung nicht derartig auffällig war. Dies könnte mit abweichenden Abläufen des Weihnachtsmarktes zu erklären sein. Im Jahr 2018 werden vor Ort Überprüfungen im Umfeld der Messstelle erfolgen.

Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Joachim Schmied

Bezirksregierung Arnsberg
Hauptdezernent
Dezernat 52 – Abfallwirtschaft
59821 Arnsberg

Tel.    02931 822591
joachim.schmied@bra.nrw.“

 

Für die Stadt Dortmund und die Bezirksregierung Arnsberg wird der PCB-Skandal weiter auf der Tagesordnung stehen. Sie hatten schon bei der Aufklärung des PCB-Skandals und beim Krisenmanagement kein glückliches Händchen.

Zu dem ganzen Malheur kommt noch hinzu, dass ein Blindgänger, eine Weltkrieg -2-Bombe im geräumten, südlichen Bereich der Halle 55 liegt.

Wie sagte noch Ex- Bayern-Profi Jürgen Wegmann: „Zuerst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu.“

 

 

Quellen: Stadt-Pressedienst, BI PCB Skandal in Dortmund, WAZ, Amtsgericht Dortmund, HRG 

Bild: der westen.de