Gewerkschaft im Kampfmodus? – ein Blick auf die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di durch die IW-Unternehmer-Brille

Im Juni 2016 war das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) zu dem Ergebnis gekommen, dass bei uns im Durchschnitt aller Branchen zunehmend mehr gestreikt wird. Neben dem Jahr 2012 zählte auch 2015 sehr viele Streiktage. Im Zeitraum von 2006 bis 2015 fielen im Schnitt wegen Streiks sieben Arbeitstage im Jahr pro 1000 Arbeitnehmern aus. 2014 hatte die IW-Statistik für den Zeitraum von 2005 bis 2014 noch einen Durchschnitt von nur vier Streiktagen pro 1000 Arbeitnehmern im Jahr ergeben.

Im internationalen Vergleich mit Staaten der Industrieländerorganisation OECD streiken die Deutschen aber immer noch selten, so lag im Jahr 2015 überraschenderweise Dänemark an der Spitze, mit durchschnittlich 120 ausgefallenen Arbeitstagen je 1000 Arbeitnehmern, auch in Frankreich waren es mit 117 fast genauso viele.

Dem IW ist aufgefallen, dass die Zahl der Arbeitskämpfe in Branchen, die die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi vertritt, in den vergangenen Jahren kräftig angestiegen ist. Das Institut unterstellt dabei in der Studie ver.di, auf Mitgliederverluste, eine rückläufige Tarifbindung und die zahlreicher werdenden Konkurrenzgewerkschaften „mit einer expansiven Tarifpolitik“ zu antworten. Die Unternehmerschaft verschweigt aber, dass die wesentliche Ursache für die die Arbeitsniederlegungen im Dienstleistungsbereich die Niedriglöhne für einfache Angestellte sind. Besonders lange Streiks gab es beispielsweise bei dem Billigheimer Amazon.

Hagen Lesch: Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di – Tarifpolitische Entwicklungen und Herausforderungen

„Im Jahr 2001 schlossen sich fünf Gewerkschaften zur Vereinten Dienstleis­tungsgewerkschaft (ver.di) zusammen. Fünfzehn Jahre nach der Gründung fällt die ver.di-Bilanz eher gemischt aus. Die Anzahl der Mitglieder sank um 27 Prozent und die Tarifbindung ging in einzelnen Tarifbereichen spürbar zurück. So sank der Anteil der tarifgebundenen Arbeitnehmer im westdeutschen Handel von 69 Prozent im Jahr 2000 auf zuletzt 42 Prozent. Darüber hinaus geriet die Organisation durch die Bildung von Spartengewerkschaften unter Druck und sie musste sich vermehrt Forderungen der Arbeitgeber nach Veränderungen der Manteltarifverträge stellen. Die Gewerkschaft reagierte mit einer expansiveren Tarifpolitik, die mit einer Zunahme der Arbeitskämpfe einherging. Entstehende Konflikte wurden dazu genutzt, neue Mitglieder zu gewinnen. Tatsächlich hat sich der Mitgliederrückgang in den letzten Jahren verlangsamt und es gelang in vielen Tarifbereichen, wieder Anschluss an die allgemeine Lohnentwicklung zu finden…“

 

Hier geht es zur Studie:

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und

http://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/beitrag/gewerkschaften-verdi-im-kampfmodus-319443?highligh

 

Quelle: IW

Bild: ver.di