Wie würde uns die „Medizin“ für Griechenland schmecken?

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Bild: 20zwölf.de

Nach den Richtlinien der Troika, d.h. der Europäischen Kommission, dem Internationalen Währungsfonds und der Europäischen Zentralbank soll der Lohn- und Sozialabbau in Griechenland weiter andauern, obwohl Griechenland mit 40,0 Wochenstunden über denen in Deutschland (37,7) und Frankreich (35,5) liegt. Die jährliche Gesamtarbeitszeit weist in Griechenland einen Mittelwert von 1.816 Stunden gegebenüber Deutschland mit 1.658 und Frankreich mit 1.601 Stunden auf.

Durch die „Medizin“ der Troika ist schon die Wirtschaftsleistung im Jahr 2011 um 6,8 % geschrumpft, die Staatsschulden um 350 Milliarden Euro gestiegen und das private Geldvermögen hat sich verdoppelt.

Die Umsetzung der Sparvorgaben hat jetzt schon dramatische Auswirkungen gezeigt und bedroht die Existenzbedingungen großer Bevölkerungsgruppen.

Einige bisherige Auswirkungen:

  • Die Tarifautonomie und das bisheriges Tarifrecht sollen nicht mehr gelten.
  • 150.000 Staatsbedienstete sollen bis Ende 2015 entlassen werden (auf Deutschland übertragen wären das 1,1 Millionen Beschäftigte im Öffentlichen Dienst).
  • Alle Löhne, die nach dem nationalen Tarifvertrag gezahlt werden, sinken um 22 Prozent.
  • Der Mindestlohn sinkt von 751 auf 586 Euro brutto im Monat.
  • Neueingestellte, unter 25 Jahren, sollen nur 510 Euro brutto erhalten.
  • Im Gesundheitswesen sollen im Jahr 2012 1,1, Milliarde Euro eingespart werden.
  • Die offizielle Arbeitslosigkeit stieg bis Ende 2011 auf 21 Prozent.
  • Das Arbeitslosengeld sinkt von 461 auf 323 Euro monatlich.
  • Die Arbeitslosigkeit bei den 15-24jährigen liegt bei 24 Prozent.
  • 40 Prozent der Griechen leben zzt. an und unter der Armutsgrenze.
  • Armut und Obdachlosigkeit gehören neuerdings zum Straßenbild in den Städten, allein in Athen gibt es mittlerweile über 20.000 Obdachlose.
  • Schulen verteilten Lebensmittelkarten an bedürftige Kinder und Jugendliche.
  • Ganz neu sind „Tafeln“, die von der sehr vermögenden Orthodoxen Kirche betrieben werden.
  • Die Selbstmordrate ist dramatisch gestiegen – bisher galt Griechenland als leuchtendes Schlusslicht in Europa.
  • Erstmals in den letzten Jahrzehnten ist die Lebenserwartung für die arm gewordenen Bevölkerungsteile gesunken.
  • Im Jahr 2011 gingen 68.000 Betriebe in die Insolvenz, eine von drei Firmen ist mit der Zahlungsverpflichtung in Verzug.

 

Es ist zu bedenken, dass die Lebenshaltungskosten in Griechenland fast genau so hoch sind, wie bei uns in Deutschland!

Die 73 Milliarden Euro Hilfskredite, die nach Griechenland überwiesen wurden, dienen nur zur Bedienung der Kreditgeber.

Böse Zungen behaupten, dass das Fiasko in Griechenland geplant ist, um beispielgebend den Sozial- und Demokratieabbau in der gesamten Euro-Zone zu forcieren mit dem Ziel, die Profite und die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen, vor allem der deutschen Unternehmen, zu stärken.

Quelle: ISW-Bericht 21.01.2012

erschienen im Info-Brief Juni 2012