GdP = DPolG ? Ist für die Gewerkschaft der Polizei noch Platz im Deutschen Gewerkschaftsbund?

Am 24. April 2018 verabschiedet sich Arnold Plickert beim Landesdelegiertentag der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Düsseldorf aus dem Amt und tritt 2019 nach mehr als 40 Jahren Polizeidienst in den Ruhestand.

Unter den Fernsehzuschauern in NRW sind viele Menschen, die ihn vermissen werden, denn vor allem in den öffentlich-rechtlichen Medien, die ihr Programm nun auch an den gefühlten Ängsten der Zuschauer ausgerichtet haben und diese oftmals schüren, gehört Arnold Plickert zum Alltag. Fast scheint es, dass die öffentlichen-rechtlichen Magazine und Nachrichtensendungen die Pressesprecherfunktion der örtlichen Polizeidienststellen und des Düsseldorfer Innenministeriums einnehmen und unablässig über die drohende Terrorgefahr, radikalen Islamismus, Kapitalverbrechen und Kriminalitätstatistiken berichten. Immer dann tritt der rührige Polizeigewerkschafter mit der Krawattennadel in Handschellenform vor die Kamera. Er sagt, die Polizei habe alles im Griff und beruhigt die Menschen an Rhein und Ruhr, so wie die Comic Figur der 1960er Jahre – „Oskar der freundliche Polizist“.

Doch das gepflegte Bild der GdP hat durch das Verhalten und die Äußerungen ihrer Funktionsträger mittlerweile Risse bekommen und viele Gewerkschafter fragen sich, ob die GdP eigentlich noch als Mitgliedsgewerkschaft im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) richtig am Platz ist.

Die im folgenden aufgezeigten Vorkommnisse lassen die Fragen aufkommen: Auf welcher Seite die GdP eigentlich noch steht und wen ihre Mitglieder schützen.

Da gibt es den Polizeihauptkommissar Dietmar Schilff (GdP), der die Rechtsbrüche und Körperverletzungen durch Polizisten während einer friedlichen Blockade gegen den AfD-Parteitag in Hannover „verhältnismäßig“ findet, ebenso den NATO-Stacheldraht gegen Antifaschisten und Gewerkschafter. Dieser Gewerkschafter soll in Bremen am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, für den DGB, also in Namen aller Gewerkschafter, sprechen.

Damit dies verhindert wird, hat sich eine Initiative gegründet, die eine Erklärung und Unterschriftensammlung mit vielen gewerkschaftlichen Erstunterzeichnern am kommenden Donnerstag um 16.00 Uhr im Bremer DGB-Haus übergeben wird.

 

Erklärung

„Keine Polizei auf der DGB-Kundgebung! Der 1. Mai ist unser Tag!

  • Hannover im Dezember 2017: Polizisten brechen einem IG Metaller während einer friedlichen Blockade gegen den AfD-Parteitag doppelt den Unterschenkel und setzen bei einer Temperatur von 0 Grad Wasserwerfer ein. Die IG Metall protestiert in einer Presseerklärung – der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Niedersachsen, Dietmar Schilff, will daraufhin der IG Metall den Mund verbieten, indem er erklärt: „Eine solche Kritik ist unangebracht“. Er findet vielmehr Rechtsbruch und Körperverletzung „verhältnismäßig“, ebenso den NATO-Stacheldraht gegen Antifaschisten und Gewerkschafter. „Die Polizei hat das Grundrecht der Versammlungs- und Demonstrationsfreiheit zu schützen“ (Schilff).
  • Gleichzeitig greift die GdP (Mitgliedsgewerkschaft im DGB!) den DGB an, weil dieser in München und in Frankfurt Räumlichkeiten für Antifaschisten zur Verfügung stellt. Wen also schützt die GdP?
  • Die GdP schweigt zu den Polizeieinsätzen gegen streikende Metaller, wie z.B. bei Zumtobel im hessischen Usingen oder Federal Mogul im niedersächsischen Beckedorf. Schließlich hat sie für die Kapitalisten das „Grundrecht auf Eigentum“ und damit den Streikbruch durchzusetzen.
  • Die GdP verteidigt den hundertfachen Rechtsbruch durch die Staatsorgane während des G20-Gipfels, der sich unter anderem auch gegen Gewerkschaftsjugendliche aus NRW richtet, die drangsaliert, schikaniert, gedemütigt und kriminalisiert werden.
  • Die GdP schweigt zu den gewaltsamen Übergriffen der Polizei gegen Jugendliche, die ihre Mitschüler davor zu schützen versuchen, dass sie aus ihren Klassen heraus zur Abschiebung gebracht werden.
  • Die GdP tritt ein für die massive militärische Aufrüstung der Polizei mit Panzerwagen und Maschinengewehren – gegen wen wohl?
  • Die GdP setzt sich ein für den berüchtigten §114, der monatelange Gefängnisstrafen vorsieht, wenn z.B. die Polizei sich angegriffen fühlt. Das kann schon dann sein, wenn eine geschlossene Demonstration streikender Arbeiter auf eine Polizeikette zumarschiert oder wenn ein Demonstrant den Arm hebt zur Abwehr eines Gummiknüppels.

Polizeihauptkommissar Dietmar Schilff (GdP) soll in Bremen am 1. Mai, dem internationalen Kampftag der Arbeiterklasse, für den DGB, also in unserem Namen sprechen! Das können wir nicht hinnehmen. Wir haben vielmehr die Diskussion in unseren Gewerkschaften darüber zu führen, die Gegner (geschichtlich wie auch aktuell) der Arbeiterbewegung und unserer Jugend aus unseren Reihen auszuschließen. Dies ist ein unerlässlicher Schritt, wenn wir die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen machen wollen.“

 

Erstunterzeichner:

Julia Nanninga (IGM-Vertrauensfrau, Delegierte), Dagobert Speit (IGM-Vertrauensmann, Delegierter), Harald Heine (IGM-Vertrauensmann), Sarah Hänsel (IGM), Regine Albrecht (ver.di FB05, VVN-BdA), Rüdiger Bahr (IGM, Rote Hilfe), Marcus Krull (IGM), Gerhard Kupfer (IGM, Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD), Susann Lange (IGM-Vertrauensfrau), Marlene Stanschus (IGM-Vertrauensfrau), Z. Biyikli-Öksüz (IGM), Consuelo Blanco, Stefan Hellig (IGM), Angela Kammrad (ver.di, FB10, Roter Pfeffer), Christian Holländer (IGM), Jörg Salzwedel (ver.di, FB10), Rolf Weichmann (IGM-Vertrauensmann), Gerwin Goldstein (IGM-Vertrauensmann, Delegierter), Torsten Roland (ver.di)

Weitere Unterzeichner ( nach Eingang): Andreas de Jong, Thomas Langenbach (IGM-Vertrauensmann), Georg Henschel (ver.di FB7), Lina Sager (GEW), Felix Busch-Geertseme (GEW), Tiziana Ratcheva (GEW), Lilja Girgensohn (GEW), Anna Müller (IG Metall), Lukas Bund (IG Metall), Melike Lülle (ver.di), Sandra Schöpke, Max Gabel (ver.di), T. Bielefeld (GEW), H. Diers (ver.di), Jan Robin Hoffmann (GEW), Bernd Cyrus (IGM), Jochen Kohrt (IGM-Vertrauensmann, Delegierter, Mitgl. der Tarifkommission), Kattrin Kammrad (ver.di, FDJ), Jürgen Karbe (ver.di), Tobias Schilling (IGM), Nico Richmann (IGM), Thorsten Janßen (IGM), Edim Mosic (IGM), Markus Hertwig (Freigeist), Torres, Frank Joao (IGM), Cihencic, Ibis (IGM), M. Wenzel (IGM), Patrick Lücke (IGM), Heiko Reute (IGM), Angela Speit (ver.di), Manfred Seitz (IGM), Erich Neumann (Montagsdemo), Rüdiger Siems (ver.di), Andrea Spangenberg, Michael Junger (ver.di), Drago Petrovic (IGM), Alex Ljamin, Fabian Kasper (IGM), Mehmet Arda, S. Arnolds (IGM), Leonid Schneider, Anton Jäns (IGM), Lieselotte Niemetz, Sebastian Rave (ver.di, Linke, SAV), Elisa Mellin (SAV, Linksjugend solid, Linke), Marcel Julian Gaytan Maniquez (IGM, Linke), Tobias Hagel IGM), Oliver Lorenz (IGM), Thomas Ong (Linke), Bettina Fensel (ver.di), Karl-Heinz Kotulla (ver.di), Elisa Suwa, Michele Davdes (IGM), Peter Schymiczek (IGM), Wilfried Schartenberg (ver.di), Antje Steinberg (GEW), Ingo Lukas (IGM), Jan Boy (IGM), Marc Krimmet (IGM), Mesut Kocaman (IGM), Andreas Boy, Javad  Pajand, Nikolas Prange (ver.di), Prof. Dr. Rudolph Bauer (Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di, Mitglied des Landesverbandvorstands Niedersachsen-Bremen),Wieland von Hodenberg (Bremer Friedensforum), U. Janssen-Weerts, Heide Franz, Christian Harde (ver.di), Piet Woyczechowski (Roter Pfeffer), Margit Hebeda (IGM), Ian Guthrie (ver.di), Wilfried Schwartz, Andrea Kolling, Hartmut Stinton (GEW), Matthias Henk (ver.di),Jochen Dyduca (ex-ver.di, 30 J.), Roderich Reidick (GEW), U. Hofbauer (ÖTV), Wolfgang Domeier (IGM), Conny Kröger, Reiner Meister (IGM), Gisela Boywitt (ver.di), Heike Ella Maria Riemann (ver.di), Hartmut Behrens (GEW), Ulrich Stuwe (VVN-BdA), Bardo Wetter (DGB), Brigitte Bejenke-Teichmann, Dr. Wolfram Grams (GEW), Dagmar Grams (GEW), Peter Erlansson (Linke/ver.di/Bürgerschaft), Marko Hinrichs (Linksjugend/ solid), Sedan Görgü (solid), Gert Woyczechowski, Susanne Drees (NGG), S. Weyandt (Ex-ver.di), Ingrid Marek, Thomas Landwehr, Holger Kurtz, Claus Wessels (IGM), Jürgen Willner (IGM), Wolfgang Brauer (IGM), Ole Kadelka, Traudel Kassel (ver.di), Hüseyin Aksoy (IGM), Christiane Kransch (ver.di), Johann Bergmann,  Gerd-Rolf Rosenberger (ver.di), Regine Voß (ver.di), Holger Bühling, Helmut Behnsen (ver.di), Große-Brockmann-Koop (IGM), Hans-Joachim Felten (IGM), Axel Westhoff-Liebner (IGM), Linksjugend ( solid)  Bremen, Louis Stoeßel (Azubi), Markus Faul (IGM), Frank Kotte (IGM-Vertrauensmann), Carmen Roland (ver.di), René Kolkmann (ver.di), Mirko Basa (Vertrauensmann ver.di), Nurretin Ipek (Vertrauensmann ver.di), Thorsten Schomaker (Vertrauensmann ver.di), Amadou Corrah  (Vertrauensmann ver.di), Benno Klinge (Vertrauensmann ver.di), Joachim Schaper (Vertrauensmann ver.di), Daniel Forquignon (Vertrauensmann ver.di), Jules Malyssek (Vertrauensmann ver.di), Amany Prächter (Vertrauensmann ver.di), Eric Wunderlich (Vertrauensmann ver.di), Kurt Scherbaum (Vertrauensmann ver.di), Holger Morstein (Vertrauensmann ver.di), Armin Stolle (GEW), Fritz Storim (GEW), Stefan Ehlert (ver.di), Eva Böller (ver.di), Cornelius Hertz (BBK), Hartmut Drewes (GEW), Jan Leifbeck (ver.di), Laura Stephens (NGG), Jendrik Hilgerloh (GEW), Jan-Eric Hahn (ASTA Uni), Bettina Magull (ver.di),  …

 

Hier geht’s zur Erklärung und Unterschriftenliste:

http://www.labournet.de/wp-content/uploads/2018/04/bremen010518.pdf

 

Quelle: labournet.de, waz, wdr

Bild: gdp