Sieben Berichte von KollegInnen zur Corona-Pandemie

Von Gewerkschaftslinke Hamburg

Wir haben vor kurzem KollegInnen aus unserem Jour Fixe-Umkreis gebeten, uns Berichte aus ihrem Betrieb, aus ihrer Arbeitswelt zuzusenden: Wir bitten alle Kolleginnen und Kollegen: Schickt uns Berichte aus euren Betrieben, wie sich die Corona-Krise in eurem Betrieb auswirkt, durch Maßnahmen der Geschäftsleitung und die Reaktionen der KollegInnen! Auch von KollegInnen im home-office. Auch Berichte von Solo-Selbständigen!
Sieben KollegInnen haben schon geantwortet! Danke!
Es gibt viele, viele Artikel und Interviews zur Corona-Pandemie – von Journalisten zum Thema. Es gibt viele, meistens sekundenlange statements im Fernsehen und Rundfunk bei Interviews. Uns geht es um mehr: Um authentische Berichte von ihren Arbeitsplätzen wie sich Corona an ihren Arbeitsplätzen für die KollegInnen auswirkt!
Seit 2005 ist es unser Prinzip bei unseren monatlichen Jour Fixes – jetzt machen wir eine Zwangspause – authentische Berichte von KollegInnen zu hören zur Betriebssituation, zu Streiks und zu diskutieren. Was liegt näher, als KollegInnen in dieser Situation um Berichte zu bitten?

Bremer Krankenhaus: Vorbereitung auf die Pandemie? Wir spüren nur planloses Chaos
Von M.A., Bericht von zwei Intensivstationen einer Bremer Klinik, Teil 1

Seit Wochen bereitet sich dieses Krankenhaus auf die mittlerweile dritte große Welle von Corona-Patient*innen, die intensiv-medizinisch betreut werden müssen, vor. Eine gewisse Anspannung und Unbehagen ist zu spüren. Die beiden ersten Wellen blieben aus. Krankenhausbetten werden aufgerüstet, so dass in diesem Krankenhaus über 100 PatientInnen beatmet werden können/sollen. Wie sollen im Falle eines Falles die vielen Kranken dann versorgt werden, wenn das entsprechende Pflegepersonal nicht vorhanden sind und die bestellten Beatmungsgeräte noch gar nicht eingetroffen sind?

Erst mal soll die eine Intensivstation in erster Linie für die Corona erkrankten Menschen bereit stehen. Die andere wurde auf die schnelle mit weiteren Intensivbetten aufgerüstet. Op-Narkosegeräte stehen für die Beatmungen bereit, obwohl diese Geräte nur für maximal 24 Stunden zum Einsatz kommen sollen. Normale Beatmungsgeräte sind ganz einfach (noch) nicht da und wir fragen uns: wer soll all diese PatientInnen betreuen? Wir sollen jetzt pro Pflegekraft vier PatientInnen versorgen, nachdem Spahn ja dieses Gesetz außer Kraft gesetzt hat. Der Pflegedienstleitung ist es durchaus bewusst, dass so mit diesem Personalschlüssel diese Menschen nicht adäquat betreut werden können. Da auch hier die angeblich nicht notwendigen (!?) Op´s radikal reduziert worden sind, sollen dann diese Pflegekräfte aus dieser Abteilung einschließlich Anästhesie den Intensivpflegekräften zuarbeiten. Nur wo sind sie? In vielen Schichten sind sie nicht zu sehen. Also, schreibt man dann auch weiterhin Gefährdungs- bzw. Überlastungsanzeigen.

Auch die Logistik und die Ausstattung kann nicht Schritt halten mit den schnell zusätzlich aufgestellten Intensivbetten. Nur ein Beispiel: Ein Verbandswagen muss für vier PatientInnen ausreichend sein.

Die Pflegekräfte waren schon vorher am Limit. Die Krankheitsrate und die Kündigungen bzw. Versetzungen sind schon seit längerem hoch. Und jetzt kommt auch noch die Pandemie auf uns zu. Ich kann mich mich noch sehr gut an die Situation bei uns auf der Intensivstation erinnern, wie nach der Ehec-Epidemie in 2010 etliche KollegInnen vollkommen ausgebrannt waren und lange ausfielen.

Für etliche KollegInnen ist es klar. Geht dieser Zustand noch eine längere Weile, werden weitere mit einer „Flucht“ aus dem Krankenhausalltag versuchen, sich den krankmachenden Arbeitsbedingungen zu entziehen.

Die Krankenhausleitung (Direktion, Geschäftsführung) und die Krisenleitung erwähnen immer wieder in ihren Mitteilungen, wie strukturiert und planvoll sie vorgehen. Die Beschäftigten dagegen empfinden und spüren nur dieses: ein planloses Chaos!

Fortsetzung folgt, bald Teil II

M.A.

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Wichtig ist die Aufstockung der unteren Lohngruppen! … und ich mache mir Gedanken über die Corona-Krise

H., VW-Kollege, (Niedersachsen)

Ich bin seit Wochen in Kurzarbeit und genieße das Leben und den Klimawandel. Ich habe jede Menge zu tun und schaffe endlich viele Arbeiten am und im Haus. Täglich gehe ich mit dem Kajak auf den Fluß und fahre Fahrrad, halte einen Klönsnack mit den Nachbarn und lese viel. Und das alles bei 95% meines Lohnes. Die erste Woche musste ich gemäß den Kurzarbeitsgeldregeln erst mal Überstunden entnehmen. In den Lohnbereichen der westdeutschen Metall- und Elektroindustrie läßt sich damit ganz gut leben. Das Problem liegt eindeutig in den Bereichen, in denen der Lohn eh schon nicht zum Leben reicht.

Aber in vielen Dingen muss ich natürlich die Einschätzung von H.S. teilen. Bei meinen Kolleg*innen gab es kurz vor der Schließung keine Stimmung unter den Leuten, die Verständnis für diese Schließung hatte. Im Normalfall kommen viele Kolleginnen und Kollegen noch mit Fieber, Gliederschmerzen und Schnupfen zur Arbeit. Dies liegt einerseits in einer tatsächlich unbegründeten Angst vor Repressionen (es sei denn, Du bist wirklich sehr oft krank) zum anderen aber auch oftmals daran, das die Leute dermaßen geldgierig sind, dass sie ungern in der Nachtschicht auf die Überstunden und den Steueranteil der Zuschläge verzichten. Einen Streik zum Wohle der Gesundheit halte ich mit meinen KollegInnen für völlig unrealistisch.

Ich persönlich halte die jetzigen Maßnahmen aber auch für völlig überzogen. Den Link, den M. vor einer Woche gesendet hat, mit der allgemein gesunkenen Mortalitätsrate finde ich tatsächlich realistisch. Als ich meinen 15 monatigen Zivildienst im Altenheim verbracht habe, sind von den gut 100 Bewohnern 53 gestorben. Menschen, die ohne jede Lebenskraft vor sich hin vegetieren sterben an solchen Infektionen wie die Fliegen. Dabei sterben sie nicht unbedingt an der Lungenentzündung, sondern es reicht der leichte Angriff eines Virus auf den Körper. Da ist einfach keine Power mehr. Wenn diese Menschen an einer „normalen“ Grippe sterben, wird niemand auf die Idee kommen sie nachträglich auf einen Virus zu untersuchen. Herzstillstand wird zu 90% die Diagnose sein. Niemand stirbt am Alter. Den zweiten Teil aus dem Video von M., über die „Euthanasie“ in französischen Heimen halte ich wiederum für echten Schwachsinn. Natürlich ist es so, dass so ein Heim im Normalfall höchstens zwei Sauerstoffflaschen hat. Wenn jemand seit Jahren im Bett liegt und vor sich hinsiecht, wird so ein Virus sehr schnell sehr tödlich. Wenn sich aber eine Lungenentzündung entwickelt, ist es aber völlig normal, Schlafmittel und Opiate zu geben, um die Schmerzen zu lindern. Der Tod einer Lungenentzündung ähnelt wie gesagt einem Ertrinken. Wenn ich hier keine Medikamente gebe, würde ich das als Quälerei benennen.

Nichtsdestotrotz glaube ich, dass es sinnvoll wäre, z.B. die Schulen und Kitas viel normaler laufen zu lassen. Nur wenn sich viele Kinder infizieren, läßt sich ein „Normalzustand“ erreichen. Solange gesagt wird, dass die Kinder nicht zu Oma und Opa dürfen, sollten die Kinder krank werden dürfen. Wenn sie nicht krank werden, dürfen sie natürlich auch weiterhin nicht zu Oma und Opa. Wie lange wollen wir denälteren Menschen das antun? Es klingt hart, wenn man sagt, dass kranke und „alte“ Menschen besonders geschützt werden müssen. Das trifft dich natürlich genauso wie Millionen andere. Aber so lange ich nicht krank geworden bin, bin ich eine Gefahr für dich und sollte mich mit dir nicht treffen. 1 Jahr, 2 Jahre? Die Altenheime abzuriegeln ist unglaublich hart und führt zu einem schnelleren Sterben der Menschen, weil sie Lebensfreude verlieren. Siehe hierzu auch die aktuelle Stellungnahme der Diakonie.

Ohne Zweifel werden auch Menschen meines Alters sterben, aber doch in einem verschwindend geringem Ausmaß. Wenn im Grippejahr 2017/18 alle Toten auf den Virus getestet worden wären und die Zahlen jeden Tag in der Titelzeile der Zeitung gestanden hätten, wäre schon längst eine absolute Panik ausgebrochen. Allein wenn die Zeitungen jeden Tag die Zahl der Krebstoten auf Seite eins vermelden würden, hätten wir eine unfassbar hohe Anzahl an Menschen mit Angststörungen. 1980 rund 193.000 Todesfälle, 2014 etwa 224.000. Die Schlagzeile würde lauten:
„Wieder über 600 Menschen an Krebs gestorben“ und das jeden Tag.

Das alles darf aber natürlich nicht dazu führen, dass keine sinnvolle Kritik am Gesundheitswesen formuliert wird. Das eine ist natürlich die Ausrüstung mit Intensivbetten. Aber der Grundsatz ist und bleibt die Menge des Personals. Es wird immer wieder Krankheiten geben, wo spezielle Dinge in Krankenhäusern fehlen. Was soll da alles auf Lager liegen? Die Beatmungsgeräte, die jetzt gebaut und gebraucht werden, werden danach 20 Jahre im Regal liegen und müssten doch regelmäßig gewartet werden.

Wichtig finde ich viel eher die Erkenntnis, dass die Krankenhäuser pleite gehen, weil sie die geplanten Operationen nicht durchführen. Hier wird noch einmal deutlich, dass die Häuser operieren um sich zu finanzieren und nicht um Menschen zu helfen. Gleichzeitig führt das Absagen vieler OP´s natürlich zu einer geringeren Sterberate. Operationen sind insbesondere für kranke und ältere Menschen immer auch lebensgefährlich. Das soll natürlich nicht heißen, das all die OP`s unnötig sind. Aber es ist definitiv so, das sich viele Leiden auch anders beheben ließen, als mit OP’s.

Hier muss die Grundkritik ansetzen. Wir brauchen mehr medizinisches und Pflegepersonal, welches großzügig finanziert werden muss, ohne das sie sich rentieren müssen.

Gleichzeitig finde ich in der jetzigen Situation aber sehr gut erkennbar, dass die Verschwörungstheorien dort unhaltbar sind. Das Video, das von dem Berliner Ökonomen rumgeschickt wurde, halte ich in vielen Punkten für echten Schwachsinn. Natürlich profitieren die Kraken wie Amazon und Google von der jetzigen Situation und versuchen sie auszunutzen. Selbstverständlich gab es auch vor der Coronakrise eine absolute Überproduktion in der Autoindustrie und natürlich versuchen auch diese jetzt eine neue Abwrackprämie ins Gespräch zu bringen. Das wäre ökologischer Wahnsinn und dies gilt es unbedingt zu verhindern. Aber zu behaupten, dass irgendjemand den shutdown mit Absicht vorangetrieben hat, damit sich die Zahlen bereinigen, halte ich echt für unglaublichen Unsinn.

Da Volkswagen riesige Probleme hat, den Golf 8 und den ID3 auf die Straße zu kriegen (beide sind seit fast einem Jahr überfällig) kommt ihnen die Pause recht und die ganzen Forschungs- und Entwicklungsbereiche arbeiten in Wolfsburg unter Volldampf weiter.

Dabei sind die Schichten entzerrt, so dass Früh- und Spätschicht nicht zusammen treffen. Die Arbeiter arbeiten 6h am Tag und bekommen 7,5 bezahlt. Aber insgesamt kostet den Konzern die ganze Situation unglaublich viel und das Management würde lieber heute als morgen wieder ans Netz gehen. Hat also Amazon mehr Einfluss auf die Bundesregierung als Volkswagen, Mercedes und BMW zusammen? Watt nen Unsinn. Der Schaden den große Teile der Wirtschaft nehmen, ist dermaßen immens, dass es wahrlich abenteuerlich ist, zu behaupten, es gäbe irgendwelche Leute bei der WHO die mit Absicht den Shutdown provozieren.

 

Ich denke, die Politik steht mit dem Rücken an der Wand. Niemand will öffentlich für Tote verantwortlich gemacht werden auch wenn das in vielen Stellen unsinnig wäre. Verantwortlich ist die deutsche Politik mit Sicherheit für die ruinierten Gesundheitsysteme in Italien und Spanien und in diesem Sinne auch für etliche Tote, aber das wirft ihnen ja leider keiner vor. Hier wird der Arsch an die Wand gebracht, auch auf Kosten der Wirtschaft.

Auch wenn Sie Schweine sind, es sind doch auch nur Menschen.

Liebe Grüße aus dem kleinen Paradies

H.

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Wie die Kapitalisten bei Kurzarbeit ihren Schnitt machen

Von H.S., Medizintechnischer Betrieb (Norddeutschland)

Ich mache gerade das erste Mal in meinem Leben Erfahrung mit Kurzarbeit und wie der Unternehmer versucht auch daraus Profit zu schlagen. Zum 01.04. wurde bei uns im Betrieb Kurzarbeit beantragt. Die Führungskräfte kommen mit klaren Anweisungen um die Ecke. So sollen die ArbeiterInnen mit einer Personalstärke von 30% weiter arbeiten, während der Arbeitsaufwand bei ca. 65% liegt. Dazu kommt, dass zu den 30% die Urlauber voll rein gerechnet werden. Es gab keinen, der das nur im Ansatz kritisierte. Nur ich habe allen vorgerechnet was bei dieser Planung nicht stimmt. Die Antwort des Geschäftsführers war, wir müssen das so machen und er stellt den Erhalt der Firma in den Vordergrund.
Es gibt jetzt wieder die Kollegen, die wieder mal versuchen alles rauszuholen was geht und damit den Schnitt kaputt machen. Ein Kollege stellte fest, dass er jetzt den selben Umfang an Arbeit macht, obwohl er zwei Stunden weniger da ist.
In meinem Bereich sind wir uns jetzt einig, dass wir die Arbeit liegen lassen und nur noch das machen was wir vorher auch machten.

Jetzt beginnt die Kurzarbeit für mich und auch die Produktion fährt langsam runter. Die Lagerbestände sind jetzt ca. 3x so hoch wie noch im Januar. Kurzarbeit bedeutet für mich, das ich für 3 Std. täglich arbeiten muss.

Ja, wie reagieren die Kollegen. Das Arbeiten wird nicht in Frage gestellt. Gestern sprach ich mit einem Kollegen, er ist total genervt von der sozialen Isolation im privaten Bereich und hält sich dort weitestgehend an die Richtlinien, stellt aber das Zusammentreffen mit den Kollegen auf der Arbeit nicht in Frage. Arbeiten muss man ja. Ist halt nicht nur ein Kollege der so denkt. Mein Kollege (A. Z.) kommt noch immer pflichtbewusst zur Arbeit, sieht es alles total kritisch aber sagt halt, als kleiner Mann hat man nicht die Wahl. Er selbst sieht Corona nicht so als große Gefahr für seine Gesundheit. Auch ist ihm klar das, dass Unternehmen die Kurzarbeit ausnutzt um zusätzlich Geld vom Staat zu kassieren. Krankschreibung gibt es kaum bei uns im Betrieb.

Der Unterschied zwischen Amazon und bei uns sind groß und die Führungsstruktur sind elementar anders. Das könnte der Grund für das unterschiedliche Verhalten der Arbeiter sein. Herrscht bei Amazon ein autoritärer unpersönlicher Führungsstil ist es bei uns eher ein kollegialer. Jeder Mitarbeiter kennt beispielsweise den Unternehmer persönlich, der Unternehmer geht in regelmäßigen Abständen durchs Unternehmen, schüttelt Hände und erzählt wie stolz er auf die Leistungen der einzelnen ist. Mit den Geschäftsführern ist man zumeist per du. Die Führungskräfte verstehen es die Arbeiter zu motivieren.

Kurzarbeit triff jetzt alle Bereiche im Betrieb und das führt dazu, dass die Kollegen kaum noch zusammen kommen, da ein Teil zuhause ist und der andere Teil zu unterschiedlichen Zeiten arbeitet. Da ist es mit Austausch untereinander schwieriger. Die Arbeit wurde in der Produktion soweit verdichtet, dass nicht mehr alles abgearbeitet werden kann. Heißt, es gibt keine Ruhepause und stresst etwas.

Was keiner offen tut, ist das System in Frage zustellen und es herrscht dir Hoffnung das es bald wieder „normal“ weiter geht.

Es gibt auch positives, ich sprach mit einer mir bekannten Krankenschwester. Die sagte mir, dass sie das erste Mal seit Jahrzehnten Karten auf der Arbeit gespielt haben. Da jetzt Betten für den Notfall vorbehalten werden liegen auf ihrer Station nur 12 statt wie sonst 25 Patienten.

Beste Grüße von H.S.

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Wir haben keinen Tarifvertrag. Keine Aufstockung mehr zu Kurzarbeitergeld?

Von S.J., Autozulieferbetrieb (Thüringen)

Ich arbeite bei einem Automobilzulieferer in Thüringen. Das Unternehmen hat keinen Tarifvertrag, weshalb die Löhne ca. ein Drittel unter der ERA-Tariflinie liegen.

Der Abschwung der Automobilindustrie kündigte sich bereits seit Mitte 2019 an und ist die erwartbare Folge kapitalistischer Überproduktion. Seit Jahren wird weder in Technologieentwicklung noch in Personalentwicklung investiert, weshalb die Qualitätsprobleme wachsen. Durch die unmittelbaren Folgen der infolge der Corona-Pandemie einsetzenden Liefer- und Abnahmestopps brechen die Umsatzerlöse ein, das Betriebsergebnis ist rot.

Mittlerweile wurde Kurzarbeit angemeldet. Für diesen Fall gibt es im Unternehmen jedoch Betriebsvereinbarungen, welche die Nettoeinbußen durch Aufstockungen aufs Kurzarbeitergeld wenigstens teilweise abfangen und mildern sollen.

Der Arbeitgeber nutzt die Gelegenheit umgehend aus und droht an die Aufstockung nicht mehr tragen zu wollen. Im gleichen Atemzug sollen auch zahlreiche Regelungen zum Schutz der Kollegen betreffend die Wochenarbeitszeit kassiert werden. Der feuchte Traum der Arbeitgeber ist die Flexibilisierung der Arbeitszeit hin zur 60-Stunden-Woche. Das alles ist nicht überraschend, da im Kapitalismus Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden.

S.J., aus Thüringen

 

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Zuerst chaotisch, jetzt enormes Konfliktpotenzial

Von L.H., Hersteller technischer Infrastruktur für Industriebetriebe (Hamburg)

Der Betrieb, in dem ich arbeite, ist eine Niederlassung einer mittelständischen Firma, die im Bereich der technischen Infrastruktur für Industriebetriebe, aber auch bspw.Krankenhäuser, arbeitet. Die Niederlassung ist eher klein, es arbeiten Leute in der Verwaltung, Vertrieb, Ingenieur, Techniker, Monteure und ich im Lager. Die meisten Kollegen wohnen im Umland, fast alle haben Kinder und es arbeiten in der Regel beide Eltern.

Zu Beginn war die Situation etwas chaotisch; für Spannungen gesorgt hat das plötzliche Umschalten vom Normalbetrieb auf Panik: In der Verwaltung normalerweise entweder häufiges kurzzeitiges Kranksein wegen Erkältung, gleichzeitig bei denen, die was werden sollen und sich unabkömmlich zeigen wollen, auch gerne schwer verschnupft zur Arbeit kommen, weil wichtiger Termin….

Die Monteure sind normalerweise auch öfters krank, aber das hat eher mit Rückenproblemen zu tun. Gut, dann von einem auf den anderen Tag auf Seiten der Angestellten nackte Panik, die sich noch gesteigert hat.

Einige ins Home Office, andere können eben eine Tür hinter sich zumachen. Die Techniker/ Monteure können das nicht, müssen in andere Betriebe gehen, um dort zu arbeiten. Manchmal alleine, manchmal zu mehreren. Komplette Distanzierung lässt sich da nicht einhalten. Im Lager ist es irgendwie dazwischen: Bin viel alleine, aber natürlich kommen nach wie vor Kurierdienste und LKW vorbei, Techniker holen sich Sachen raus usw. Es gab also Konflikte zwischen Büroangestellten, die sich eh besser isolieren können und Arbeitern, die das nicht können, aber auf einmal Vorwürfe bekamen, sie würden das alles nicht ernst nehmen…

Dazu die plötzliche materielle Unsicherheit – es ist nicht abzusehen, wie sich die Firma in der Krise halten kann. Oder Ehepartner, die kurzarbeiten. Dazu die offenen Fragen, wie die Kinderbetreuung organisiert werden kann. Und, es ist auch ein Unterschied, ob jemand ein Eigenheim mit Garten hat oder eine kleine Mietwohnung, wo die Kinder auf einmal den ganzen Tag rumrennen.

Nach einer Zeit hat hat sich das etwas eingeruckelt. In der Firma sind die Arbeiten etwas entzerrt, wie gesagt, Home Office für die einen, für die anderen die Ansage, möglichst nicht zu Bürozeiten da zu sein. Es gab die eine oder andere Krankschreibung, aber auch bei manchen (Arbeitern) so etwas wie Arbeiten aus Verantwortungsgefühl – es geht ja auch um Krankenhäuser und Lebensmittelbetriebe. Man kann das nicht völlig trennen von der Angst um den Arbeitsplatz, aber das Empfinden, jetzt wichtig für die Gesellschaft zu sein, ist auch ein Aspekt.

In der letzten Woche schienen mir andere Probleme an Wichtigkeit zu gewinnen, etwa Probleme mit pflegebedürftigen Eltern, für die es momentan kein Pflegepersonal gibt. Ich merke allgemein, dass die Nervosität steigt, wie innerhalb von Familien mit unterschiedlichen Einstellungen zum richtigen Verhalten gegenüber Kindern, Pflegebedürftigen u.a. umgegangen werden soll. Da gibt es ein enormes Konfliktpotenzial.

L.H., Hamburg

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Wasserstandsmeldung einer Solo-Selbständigen

Bericht von S.B., Solo-Selbständige aus Hamburg (Training und Beratung für die Kolleg*innen und auch für die Gewerkschaft)

Ich wurde darum gebeten einen persönlichen Bericht zu verfassen, wie es mir als Kleinstselbständigen — Solo-Selbständige jetzt in der Corona Krise ergeht.
Die Antwort: Mir geht es nicht; ich lasse das Leben auf mich regnen!

Mein Einkommen erwerbe ich in Intervallen. Es gibt einkommensstarke Monate und Monate in denen Kleinstbeträge in der Kasse erklingen. Ein Großteil meiner Aufträge für 2020 wurde bereits 2018/2019 von Institutionen, Firmen, Vereinen usw. gebucht. Ich habe jetzt bereits Buchungen für 2021 und eigentlich plane ich unter normalen Bedingungen jetzt 2022. Es tut sich nichts. Die Auftragslage ist bis auf weiteres storniert.

Meine Unternehmung betreibe ich seit 1988 und ich habe „mein Schiff“ immer mit mindestens eine Handbreite Wasser unterm Kiel gehalten. Ich bin krisenerprobt und seelisch krisenfest. Es hat etwas von „Bitte nicht jetzt schon wieder! Ich mag diese Wirtschaftskrisen nicht mehr.“

1989 – 1992
waren für mich goldene Wirtschaftsjahre und so konnte ich viel Geld in meine Qualifizierung investieren. Meine Qualifizierung wurde ausschließlich von mir persönlich finanziert. Bis heute.

2007- 2009
hat mich die Finanzwirtschaftskrise wirklich geschröpft. Diese Phase hat mich wirtschaftlich wirklich an den Rand des Möglichen gestellt. Aus dieser Krise habe ich finanztechnisch unglaublich viel gelernt. Als alleierziehende Solo-Selbstständige bekam ich in Hamburg weder einen Dispositionskredit noch andere seriöse Kredite. Ich finanzierte meine Familie ausschließlich über meine Honorare. Bei der Kreditvergabe gilt immer der Grundsatz, dass Wucherkredite und Finanzgeiselhaft immer möglich sind, auch wenn sie dich „umlegen“. Ich rate immer ab von solchen Geldgebenden. Ich rate: „Finger weg. Immer!“ In dieser Zeit hat mir ein solidarischer Mensch erzählt, dass ich, damit ich in die Verfügung eines Dispositionskredites gelange nur ein kleines Geldspiel in Gange bringen muss. Ich brauche zwei Konten. Ich überweise jeden Monat möglichst immer 3.000,00 € von dem einen Konto auf das andere Konto und wieder zurück. Der Bankcomputerrechner wird automatisch diese Kontenbewegungen registrieren und mir sofort einen Dispositionskredit auf beiden Konten zur Verfügung stellen. So kam es dann auch. Ich habe ihn nie angerührt, glücklicherweise. Ich finanziere mich seit dem Corona-Schock aus meinen Dispositionskrediten. Und ich habe wie immer in meine Qualifizierung investiert.

2012

war das Jahr, indem der Beratungsmarkt klarstellte, dass eine wie ich, immer storniert werden kann. Selbst dann, wenn die Bedingung „Kündigung“ genannt wird. Das BGB kennt keinen Honorarausfallersatz. Wie bei einer Stornierung wird der Anspruch auf gegenseitiger Leistung sozusagen weggelöscht. Diese harte Bedingung kann selbstverständlich im Individualvertrag zu meiner Gunsten geregelt werden. Seit 2012 verlange ich in der Geschäftsbeziehung, wo immer es möglich ist, einen Vertrag. Ich möchte kleinste Mindestbedingungen. Ein ganz kleines bisschen Schutz zur wirtschaftlichen Stabilisierung meiner persönlichen Lebensumstände. Ich lebe in Hamburg und das geht leider nur mit Geld. Ich erlaube mir zu sagen, mit viel Geld. Die Lebenskosten sind in Hamburg als Individuum ohne kollektiven Schutz wirklich bedrohlich. Nun ja, selbst in Hamburg erbitte ich einen Vertrag, wenn gleich es mir hochpeinlich ist. Die besten Arbeits.- und Geschäftsbeziehungen laufen, wenn es keinen Vertrag gibt. Es hat etwas vom Vorschussvertrauen und das schätzen Menschen als zwischenmenschliche Kulturbedingung sehr. Eigentlich alle. Es fühlt sich fair an, wenn die Arbeitsziele in einem entspannten Gespräch freundlich vereinbart werden. Und alle Beteiligten erfüllen störungsfrei die Arbeit. Nun gut, seit 2012
erfrage ich wenigstens Verträge. Ich brauche sie kaum. Das Geschäft läuft immer noch und in 2012 habe ich auch erkannt, dass es dringend Zeit wird meine Preise zu erhöhen und das ich nicht immer in Freizeit weiterarbeite. Krank war ich bis Dato niemals.

2015
war irgendetwas mit dem Euro. Sofort standen Gespräche an, indem ich darum gebeten wurde mein Honorar bitte zu reduzieren oder wenigstens einzufrieren. Besonders schön ist es, wenn ich kostenfrei tätig bin. In dieser Zeit habe ich es mir angewöhnt, wie folgt in die Honorarverhandlung zu treten: „ Mit dem Honorar werden wir uns sicherlich ganz schnell einig, sagte ich. Geben Sie mir einfach das höchste Honorar, welches Sie jemals einem Mann in diesem Format gegeben haben. Wenn er nicht meine Qualifikation hatte, dann möchte ich noch eine Qualifizierungsprämie in Höhe von 20% oben darauf.“ Bis heute habe ich mit dieser Begründung noch keinen Vertrag unterzeichnen dürften. Es scheint nicht möglich zu sein. Als großen Erfolg empfinde ich die Tatsache, dass ganz viele Menschen zu wissen glauben, dass ich wirklich zu den teuersten aller Berater*innen gehöre. Das freut mich, wenn es mir wirtschaftlich auch nicht zur Gute kommt. Ich bin ja eine Frau.

2020
Das Jahr verlief ruhig und routiniert. Ich erwartete gute Einkommensmonate für das 2 Quartal und der Sommer ist wie immer fast auftragsfrei. Meine Mandant*innen sind mehrheitlich im Urlaub. Von September bis November bin ich sehr gut gebucht. Der Dezember hat noch Luft. Als die Pandemie in China ausgebrochen war ahnte ich, dass jetzt wieder schlechte Zeiten anstehen. So kam es dann auch, nach dem 11.März 2020. Bereits am Wochenende erhielt ich Absagen. Das Telefon klingelte oft und seit dem 17.März bin ich in vielen Gesprächen und die Ereignisse überschlagen sich. Aus meiner Wahrnehmung ändern sich die Bedingungen täglich. Ich kann gar nicht sagen, wie es mir geht! Ich weiß, dass ich zwei Dispositionskredite habe und diese nutze ich bis heute. Natürlich habe ich mein Schiff sofort am 11.März sturmfest gemacht. Anträge schreiben und Gespräche geführt. Unglaublich viel Solidaritätsarbeit leistend.

Es ist wirklich so, dass ich als Mensch kaum wahrgenommen werde. Es werden Zuschüsse geboten, auf die ich keinen Anspruch habe. Wenn der Topf leer ist, bevor mein Antrag an der Reihe ist, dann bekomme ich diesen Zuschuss nicht. Ich habe den Antrag am 31.März 2020 gegen 05.30 Uhr gestellt. Bis heute am Ostermontag habe ich kein Geld bekommen. Ich warte, was soll ich sonst tun? Erfreulicherweise kann ich jetzt einen Antrag auf Hartz4 stellen! Super. Das ist wirklich neu. Ich habe meinen Antrag auf Grundsicherung am 28.März gestellt und persönlich im JobCenter eingereicht. Bis heute habe ich kein Geld bekommen. Ich warte, was soll ich sonst tun? Am 1. oder 2. April hat mich eine Kollegin vom „Amt“ angerufen und ein paar Abfragen gestellt. Sie meldet sich bei mir im Juni erneut und ob ich Hart4 bekomme, könnte sie mir nicht garantieren. Am 1. und 2. April war das Gesetz nicht geändert. Und so hat sie natürlich auch eine Vermögensabfrage gestellt. Sie ging scheinbar davon aus, dass ich unglaublich reich bin. Nein, ich habe keine gefüllten Konten und natürlich habe ich keine Immobilien. Ländereien, Erbschaften und Unterhaltsansprüche gehören ebenso nicht in mein Leben. Ich habe sofort offen gelegt, dass meine Tochter studiert und dass es meine größte Sorge ist, dass sie ihr Studium nicht beenden darf. Das unsere wirtschaftliche Not sie erzwungener Maßen zwingt, das Studium ohne Abschluss zu beenden. Die Rechtslage war bis Dato so. Sie war ja längst für das Semester immatrikuliert. Insbesondere habe ich erwähnt, dass ich meine Tochter auch von meiner Grundsicherung mit finanziere. Sie lebt ja Zuhause. Nicht das mir am Ende der Abrechnung vorgeworfen wird, ich hätte ich staatliche Leistung sachfremd ausgegeben und deshalb muss mir sofort die Grundsicherung auch rückwirkend entzogen werden. Es macht demütig sich so zu offenbaren. Insbesondere weil ich es überhaupt nicht gewohnt bin. Ich staune.

Wir kleinen Selbstständigen und Solo-Selbstständigen sind dem Kapitalismus auf ganz besonders hässliche Weise ausgesetzt. Wir sind immer Gebende. Immer Vorausleistende. Wir stellen alles zur Verfügung und können jederzeit, wie ein Stundenhotel am schlechten Standort storniert werden.
Gut, dass ich über eine sehr gute Widerstandskraft verfüge. Ich kann den Schock aushalten und analysieren. Ich kann vernetzen und mich vernetzt verhalten. Es tut sich ungemein viel, nur wirtschaftlich bin ich nicht gesichert! Weder ich noch mein Kind. Wie soll es mir gehen?

Ich mache nicht mit bei diesem Online-Schnick-Schnack-Beratungs-Tools! Der Markt ist unglaublich schnell und scharmfrei. Es gibt derzeit auf dem Markt wohl nur eine europäische datenschutzgesicherte Online-Plattform, die frei zugänglich ist für alle. Jitsi meet, ist das einzig was mir bekannt ist. Ich beobachte mit Entsetzen, wie scheinbar die ganze Welt, wie im Rausch, diese nicht dem europäischen Datenschutz entsprechenden Online-Dienste kostenfreien Dienste konsumiert und wie es möglich wird, dass die geheimnisvollsten Informationen plötzlich von amerikanischen, chinesischen, russischen und sonst wo ortsansässigen Konzernen geradezu abgesaugt werden. Ich ahne, dass all diese Informationen, die plötzlich überall ungeschützt genutzt werden können Unmengen an künstlicher Intelligenz füttern. Es ist unglaublich. Wie im Rausch konsumiert Deutschland Online-Dienste, die keinen persönlichen Datenschutz gewährleisten wollen.

Ich mache da nicht mit! Alle müssen auf mich warten, bis ich etwas Datenschutzgerechtes nutzen kann. Und ich frage mich, ob es künftig überhaupt noch möglich sein wird, dass ich Menschen in der personalen Gegenwart begegnen werde? Werden wir uns jemals wieder die Hand geben? Uns umarmen? Küssen und nahe beieinander lachen? Zwingt uns die Zukunft, dass wir z.B. künftige Jour Fixe in Videokonferenzen abhalten? Das wir Plattformen nutzen, in denen sich alle Teilnehmende in Avatare verwandeln dürfen und dann treffen wir uns in irgendeiner „Traumlandschaft“ oder ähnliches? Ist es das, was jetzt kommt? Ich grübele sehr viel und probiere vieles aus.

Um mich herum ist viel Chaos und Durcheinander. Für viele Menschen ist es die erste Wirtschaftskrise. Viele standen neulich noch wirklich gut da und jetzt droht der Bankrott. Manche verlieren die Kraft und viele sind mit diesen Antragsbedingungen für den Zuschuss überfordert. Die Möglichkeit jetzt Hartz4 zu beantragen ist mit viel Unsicherheit und auch Angst behaftet. Jede Falschbekundung kann mit einem Strafverfahren enden. Falschbekundung! Und täglich ändern sich die Informationen?

Es ist eigentlich keine Krise. Es ist ein Schock. Der Sturm ist nicht laut, rau und wild. Es ist, als würde mein Schiff in einem großen Meer stillstehen. Kein Wind, kalte Temperatur und es regnet. Manchmal besteht noch Funkkontakt. In der Regel ist es totenstill. Das Schiff schaukelt oder es steht ganz still.

Die Künstler*innen haben einen schönen Beitrag verfasst, wie es in ihrer Branche aussieht. Diesen wage ich zur Verfügung zu stellen. Was macht Corona mit dem Kulturbetrieb?
https://www.mixcloud.com/neopostdadasurrealpunkshow-fre/neovom-9-4-2020-was-macht-corona-mit-dem-kulturbetrieb/?fbclid=IwAR0HmpdVdq_gjRYKbXYPPjqB7gbcYGHOgKUit3gneJGAUwIz1VnoujsWuqE

Behaltet Euch gesund und tonnenweise Widerstandskraft! Tschüss, ich hoffe bis bald in einer echten Begegnung.

S.B. Aus Hamburg

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Die meisten KollegInnen sind schicksalsergeben

C.B., Behindertenwerkstatt (Bayern)

Ich arbeite in einer Behindertenwerkstatt. Diese Werkstatt betreibt eine Großküche, die täglich etwa 250 Essen kocht. Hauptsächlich werden die Behinderten damit versorgt, aber wir beliefern auch einige Kioske, an denen vorwiegend alte Menschen versorgt werden. An die Großküche ist die Hauswirtschaft mit einer kleinen Wäscherei angeschlossen. In der Küche/Hauswirtschaft arbeiten zwei Gruppenleiter und 12 HilfsarbeiterInnen. Im Betrieb insgesamt dürften etwa 300 Menschen arbeiten (inkl. der Behinderten).

Unser Betrieb ist seit 21.3.2020 auf Weisung des Bayerischen Gesundheitsministeriums geschlossen. Die Schließung dauert voraussichtlich bis 3.5.2020. Ich bin also im Corona-Urlaub und kann nicht viel dazu beitragen.

Vor dem 21.3.20 hat der Betrieb das Abstandsgebot und eine Weisung der Gesundheitsbehörden betreffend der Kantine umgesetzt, sowie die tägliche Desinfektion der Türklinken veranlasst. Die Arbeit wurde so organisiert, dass wir den Mindestabstand von 1,5 m zum nächsten Kollegen einhalten sollten, wo es geht. Wir durften z.B. nicht mehr zu zweit an der Mangel stehen. Betreffend der Kantine wurden die Pausenzeiten entzerrt, der Zutritt zum Speisesaal auf max. 30 Personen begrenzt (Reduzierung der Bestuhlung), und die max. Verweildauer auf 20 min begrenzt.

Das Management und die Sozialdienste arbeiten weiter. Für den Rest gilt ein Betretungsverbot für das Betriebsgelände bis 3.5.2020. Ich kann das Klima nur für meine Abteilung bewerten. Da ist das Klima eher schicksalsergeben. Die meisten meinen ‚Da können wir eh nichts ändern!‘. Es gibt aber einen Kollegen, der ähnliche politische Ansichten hat, wie ich. Er bringt mir manchmal die UZ zum Lesen mit. Bezüglich des politischen Niveaus im Betrieb sind wir aber mehr oder weniger am Verzweifeln. Es gab auch komische Reaktionen der Kollegen. Ein Kollege beschimpfte eine Kollegin wüst, weil sie in die Hände anstatt in die Ellenbogen nieste. Derselbe Kollege wollte mir beim Reinigen der sanitären Einrichtungen auch vorschreiben, wie ich meine Lappen zu wechseln hätte.
Heute habe ich mit dem Betrieb telefoniert. Bis zum 3.5.20 ist weiterhin geschlossen und bis zu diesem Termin will man ein Infektionsschutzkonzept für die Produktion entwickeln. Näheres ist aber noch nicht bekannt.

C.B.

 

 

Quelle und weitere Infos:
https://gewerkschaftslinke.hamburg/category/aktuell/corona/

Wer Stellung nehmen will zu den Berichten oder einen eigenen schreiben will:
mailto:kontakt@gewerkschaftslinke.hamburg

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