8. BUNDESWEITE KONFERENZ „BETRIEBSRÄTE IM VISIER“ – „GRUNDRECHTE VERTEIDIGEN!“

Am Samstag, den 16.10.2021, fand in Mannheim die 8. bundesweite Konferenz „Betriebsräte im Visier – Bossing, Mobbing & Co.” statt. Aufgrund der strikten Einhaltung der geltenden Gesundheitsschutzregeln war das Platzangebot im großen Saal des Gewerkschaftshauses zahlenmäßig begrenzt. Es konnten dennoch rund siebzig Menschen aus verschiedenen Branchen und Regionen teilnehmen.

Zahlreiche Firmenleitungen und ihre professionellen Helfershelfer nutzen die „Corona-Krise“ skrupellos aus. Sie gehen mit „Verdachtskündigungen” und der Zersetzung des beruflichen und privaten Umfeldes gegen engagierte Betriebs- und Personalräte sowie Mitarbeitervertretungen vor. In der Folge kommt es bei Betroffenen sehr oft zu schweren depressiven Erkrankungen und sogar zu Selbsttötungsversuchen. Zudem verursachen die illegalen Mobbing-Attacken in der Regel existenzbedrohende finanzielle und familiäre Probleme. Nach wie vor werden in der Öffentlichkeit diese Machenschaften jedoch kaum wahrgenommen.

Im Mittelpunkt der diesjährigen Tagung standen Strategien zur erfolgreichen Verteidigung und Durchsetzung der Grundrechte in der Arbeitswelt. 

  • Thomas Hahl (1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim) unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung einer strukturierten Gegenwehr. Die IGM unterstütze auch zukünftig die wichtige Arbeit des Komitees „Solidarität gegen BR-Mobbing!“.
  • Miriam Walkowiak (DGB Baden-Württemberg) erläuterte die Position des gewerkschaftlichen Dachverbandes. Der DGB kritisiere die Bagatellisierung der „menschenunwürdigen juristischen und persönlichen Angriffe“ auf Belegschaftsvertretungen.
  • Carl-Friedrich Bossert und Inga Neumann (IGM-Vorstand Frankfurt) sprachen zum Thema „BR-Mitglieder schützen, aber wie?“ Als größte Einzelgewerkschaft im DGB ist die IG Metall Vorreiterin bei der Abwehr von BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung.
  • Alexander Mohrlang (ebenfalls IGM-Vorstand Frankfurt) setzte sich mit der Frage „Hilft Selbstorganisation im Betrieb?“ auseinander. Wirksame Antworten auf BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung müssten nicht nur betrieblich, sondern auch gesellschaftspolitisch gegeben werden.
  • Andreas Köppe (IGM Nordhessen) und Raphael Reinstein-Wagner (IGM-Vertrauenskörperleitung der Firma Wikus) informierten über den beispielhaften Kampf für die Durchführung von Betriebsratswahlen bei dem nordhessischen Unternehmen.

„Vom ,Einzelfall‘ zur strategischen Gegenwehr?“ lautete die Fragestellung für ein Podium mit vier Vertreterinnen und Vertretern des bundesweiten Netzwerks gegen BR-Mobbing. Sie berichteten über Erfolge ihrer Arbeit und loteten Möglichkeiten eines noch besseren gemeinsamen Eingreifens aus.

In den Plenumsdiskussionen kamen nicht nur neue erschreckende Fälle der Bekämpfung von Betriebsräten und gewerkschaftlich Aktiven zu Sprache, sondern ermutigende Beispiele einer erfolgreichen Abwehr solcher Angriffe.

In der Entschließung der Konferenz heißt es, dass gerade im Vorfeld der im Frühjahr 2022 anstehenden Betriebsratswahlen dem Treiben der BR-Mobber „entschlossen Einhalt zu gebieten“ sei. „Politik, Medien und Justiz“ werden aufgefordert, „endlich ihr in der Regel praktiziertes Ignorieren von BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung zu beenden“. Die zunehmend aggressivere Durchsetzung eines „Recht des Stärkeren“ in der Arbeitswelt sei unakzeptabel.

Organisiert wurde die von den Teilnehmenden sehr positiv bewertete Tagung vom Komitee „Solidarität gegen BR-Mobbing!“ in Kooperation mit IG Metall Mannheim sowie AKUWILL Oberhausen, DGB Baden-Württemberg, IG BCE Weinheim, OKG – „Organisieren-Kämpfen-Gewinnen“, Überbetrieblichem Solidaritätskomitee Rhein-Neckar, ver.di Rhein-Neckar und work-watch Köln.

Am 15. Oktober 2022 wird die 9. Bundeskonferenz „BR im Visier“ in Mannheim stattfinden.

Für Rückfragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Alles (für das Komitee „Solidarität gegen BR-Mobbing!“)

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Entschließung der 8. Bundeskonferenz „Betriebsräte im Visier”

Grundrechte verteidigen!

In Artikel 1 des Grundgesetzes heißt es: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

Manche Unternehmensleitungen missachten schamlos dieses zentrale Grundrecht. Sie und ihre skrupellosen Helfershelfer (Unrechtsanwälte, Beratungsfirmen und willfährige „Betriebsräte“) fühlen sich in Zeiten der Pandemie noch sicherer als sonst bei ihrem illegalen Tun.

Ohne jede Hemmung betreiben sie die Ausschaltung beziehungsweise Verhinderung von demokratisch gewählten betrieblichen Interessenvertretungen und von gewerkschaftlicher Organisierung.

Die Folgen dieses schmutzigen Agierens gegen Betriebs- und Personalräte sowie gegen Mitarbeitervertretungen sind offensichtlich: gesundheitlich zerstörte Menschen, schwer geschädigte Familienangehörige, ruinierte berufliche Existenzen und nicht zuletzt eingeschüchterte Belegschaften.

Gerade im Vorfeld der im Frühjahr 2022 anstehenden Betriebsratswahlen gilt es diesem Treiben entschlossen Einhalt zu gebieten. Nicht wenige Kolleginnen und Kollegen trauen sich bereits heute nicht mehr, sich für ihre demokratischen Rechte einzusetzen.

Politik, Medien und Justiz sind aufgefordert, endlich ihr in der Regel praktiziertes Ignorieren von BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung zu beenden. Das stillschweigende Hinnehmen eines sich in der Arbeitswelt zunehmend aggressiver durchsetzenden „Recht des Stärkeren“ ist unakzeptabel.

Natürlich sind in diesem Zusammenhang vor allem die Gewerkschaften gefordert. IG Metall, ver.di und der DGB haben in sich mit entsprechenden Beschlüssen zum Kampf gegen diese Bedrohung bekannt.

Von BR-Mobbing Betroffene vermissen jedoch nicht selten eine konsequente und wirksame Unterstützung in ihrer oft dramatischen Lage. Das gilt es zu ändern. Insbesondere sind alle Betroffenen schnell, wirksam und umfassend zu unterstützen. Dazu braucht es nicht zuletzt bundesweit einsatzfähige Einsatzgruppen gegen BR-Mobbing.

Ohne aktive, betrieblich verankerte Gegenmacht ist die Abwehr von BR-Mobbing und Gewerkschaftsbekämpfung nicht möglich. Wir ermutigen deshalb alle Betroffenen, sich nicht nur in den Gewerkschaften lautstark bemerkbar zu machen, sondern ihre betriebliche Organisierung und überbetriebliche Vernetzung zu stärken!

Nur gemeinsam sind wir stark!

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der 8. bundesweiten Konferenz „Betriebsräte im Visier“

Mannheim, den 16. Oktober 2021

Zum Download: Entschließung der Konferenz als PDF

 

 

 

Quelle und weitere Infos:http://gegen-br-mobbing.de/