Neues von den „Christlichen“ Gewerkschaften

Das richterliche Aus für die Dumping-Gewerkschaft CGZP, die Tarifgemeinschaft Christlicher Gewerkschaften für Zeitarbeit und Personalserviceagenturen hat der Leiharbeitsbranche nicht geschadet. So nimmt die  Zahl der Leiharbeiter wieder zu. Zusätzlich breitet sich schon ein neues Sparmodell der Arbeitgeber aus: Die Werkverträge.                       

Bestimmte Aufgaben im Betrieb werden dabei als eigenständiges „Werk” definiert und an Fremdfirmen vergeben. Das sind nicht selten Töchter von Zeitarbeitsunternehmen, doch ihr Personal bezahlen diese noch schlechter. Es ist eine ebenso simple wie durchsichtige Strategie zur Kostensenkung, die von arbeitgebernahen Juristen offensiv empfohlen und mittlerweile von namhaften Unternehmen rege genutzt wird. Im Einzelhandel bedienen sich laut ver.di unter anderem Ikea, Rewe, Rossmann und Real dieses Modells. Die Bundesregierung sieht bislang „keinen Handlungsbedarf”. Und auch der Bundesrat erteilte Ende März einer Initiative der rot-grün regierten Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, mit der die Umgehung von Arbeitnehmerrechten durch Werkverträge eingedämmt werden sollte, eine Abfuhr. Welchen Umfang die Werkverträge mittlerweile angenommen haben, darüber gibt es keine offiziellen Zahlen. Befragungen von Betriebsräten der Gewerkschaften aber liefern deutliche Hinweise: In der Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg werden nach Angaben der IG Metall bereits in jedem zweiten Betrieb Stammarbeitsplätze durch die neuen Billiglöhner ersetzt. Und im BMW-Werk in Leipzig steht mehr als jeder Dritte der insgesamt rund 6000 Menschen, die in den Fabrikhallen arbeiten, in Diensten einer Werkvertragsfirma. So gibt es unter den Beschäftigten bei BMW vier Klassen: BMW-Stammbelegschaft,, BMW-Leiharbeiter, Werkvertragsstammmitarbeiter und Werkvertragsleiharbeiter. In dieser Reihenfolge ist auch die Bezahlung abgestuft.

Möglich gemacht wird die Lohndrückerei wieder einmal dank der Hilfe einer Mitgliedsorganisation des Christlichen Gewerkschaftsbunds: Die DHV, die sich “Die Berufsgewerkschaft” nennt und eigentlich kaufmännische und verwaltende Berufe vertreten will, hat mit dem Arbeitgeberverband der Werkvertragsunternehmen einen Gefälligkeitstarifvertrag in schlechtester CGZP-Tradition abgeschlossen: Sechs Euro pro Stunde gibt es im Osten, 6,50 Euro im Westen und keinerlei Nachtzuschläge.
Quelle: Magazin Mitbestimmung

 erschienen im Info-Brief August 2012