Prekäre Beschäftigung trotz guter Konjunktur

Die Auftragsbücher sind voll, die Wirtschaft wächst. Doch trotz robuster Konjunktur sind die Unternehmen nicht bereit, gute Arbeit und tariflich abgesicherte, unbefristete Arbeitsplätze zu schaffen. Nun ist es an der künftigen Regierung, den Niedriglohnsektor trockenzulegen, prekäre Beschäftigung einzudämmen und sachgrundlose Befristung abzuschaffen, fordert der DGB-klartext.Das Jahr 2018 fängt gut an: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind prall gefüllt. Die Wirtschaft wird nach Prognosen der Bundesregierung um 2,4 Prozent wachsen und die Beschäftigung wird weiter zunehmen. Konjunktur gut, alles gut? Weit gefehlt!

Die Konjunktur kommt nicht überall an, wo man sie erwarten würde. Es entstehen zwar neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, aber Langzeitarbeitslose profitieren kaum vom Aufschwung. Zudem handelt es sich bei neu entstandenen Arbeitsplätzen überwiegend um Leiharbeit, Teilzeit- und befristete Beschäftigung

Beispiel Amazon: Das Unternehmen ist bekannt dafür, dass es kaum Steuern zahlt, Beschäftigte nicht nach Tarifvertrag der Einzelhandelsbranche bezahlt und Gewerkschaften, Betriebsräte und Mitbestimmung bekämpft. Nun will Amazon in Garbsen bei Hannover ein neues Logistikzentrum eröffnen und dort rund 700 Arbeitsplätze schaffen. Die Konjunktur wirkt, würde man sagen. Doch Amazon plant zuerst Leiharbeiter einzustellen und erst zu einem späteren Zeitpunkt sollen 80 Prozent der Belegschaft fest und mit einem Stundenlohn von 10 Euro brutto eingestellt werden.

Das Beispiel Amazon zeigt mehr als deutlich, was hierzulande schief läuft. Inzwischen arbeiten mehr als 40 Prozent der Beschäftigten in atypischer Beschäftigung, gleichbedeutend mit mehr als 22 Millionen Anstellungsverhältnissen (siehe Abbildung). Jeder Vierte arbeitet im Niedriglohnsektor und muss mit einem monatlichen Einkommen in Höhe von weniger als zwei Drittel des mittleren Einkommens (Median) auskommen. Noch unfassbarer ist, dass offensichtlich viele Unternehmen mit unterschiedlichen Tricks das Gesetz unterlaufen und den Beschäftigten nicht einmal den gesetzlichen Mindestlohn zahlen. Dabei handelt es sich um kriminelle Unternehmen. Laut einer Studie des DIW erhalten 1,8 Millionen und laut WSI sogar 2,7 Millionen Beschäftigte, trotz Anspruch, nicht den gesetzlichen Mindestlohn.

 

Quelle: DGB klartext 

Bild: dgb