Wir gründen in Dortmund ein Bündnis für mehr Personal im Gesundheitswesen

„Gesundheit ist ein hohes Gut. Doch die Versorgung von pflegebedürftigen und kranken Menschen ist zum Sparobjekt geworden. Ebenso wächst der private, profitorientierte Sektor im Gesundheitswesen. Dortmund ist ein großer Gesundheitsstandort mit vielen Kliniken und Pflegeeinrichtungen. Insbesondere die öffentlichen und frei-gemeinnützigen Einrichtungen sind völlig unterfinanziert und besonders die Pflege arbeitet am Limit. Diese Situation ist ein Politikum, auf das Politiker*innen nur sehr zögerlich reagieren, mit halbherzigen „Reformen“. Doch in zunehmendem Maße lassen sich viele Menschen so etwas nicht mehr gefallen: Beschäftigte in Kliniken streiken für mehr Personal, Bürgerinnen und Bürger schließen sich in einer wachsenden Zahl zu Bündnissen für mehr Personal im Gesundheitswesen zusammen. Deshalb wollen wir auch in Dortmund  gravierende Missstände aufzeigen, sie öffentlich machen und uns gemeinsam mit Betroffenen, sowie mit anderen Initiativen  und Verbänden für Verbesserungen einsetzen.

DORTMUNDER BÜNDNIS FÜR MEHR PERSONAL IM GESUNDHEITSWESEN

Unser Selbstverständnis:

Wir sind demokratisch orientierte Menschen aus Dortmund und Umgebung, denen eine gute Pflege und Versorgung im Gesundheitswesen am Herzen liegt. Als Patient*innen, Bewohner*innen oder Angehörige hoffen wir bei Behinderung, Krankheit und Verletzung auf zeitnahe, bedarfsgerechte, kompetente und würdevolle Behandlung und Versorgung. Dieses für alle sicher zu stellen, erachten wir als eine öffentliche Aufgabe.

Die Würde des Menschen, laut Grundgesetz eigentlich unantastbar, wird in Wirklichkeit in Deutschland tagtäglich im Gesundheitswesen mit Wissen der Verantwortlichen verletzt. Jahrelang wurde das Gesundheitswesen „ökonomisiert“. Die Gewerkschaft ver.di ermittelte, dass in den bundesdeutschen Kliniken 162 000 Mitarbeiter*innen fehlen. Auch in der Altenpflege ist die Personalnot nicht weniger katastrophal. Die Arbeitsbedingungen für alle Berufe im sozialen Sektor – von der Reinigungskraft bis hin zur Pflegekraft – sind von Zeitdruck, unangemessener Bezahlung, und unzuverlässigen Dienstplänen geprägt. Das hat Auswirkungen auf alle Bereiche der Versorgung, jedoch auch auf die Gesundheit der Beschäftigten! Outsourcing  in den Bereichen Reinigung, Service und Wäsche finden auch in Dortmund statt, um nur einige Beispiele zu nennen. Der Pflegenotstand ist auch in Dortmund angekommen.

Pflegebedürftige und kranke Menschen brauchen bedürfnisorientierte Pflege. Das beinhaltet eine selbstbestimmte und qualitativ hochwertige Pflege und häusliche Versorgung. Deshalb ist die Mitwirkung der maßgeblichen Verbände für die Wahrnehmung der Interessen und der Selbsthilfe der pflegebedürftigen und behinderten Menschen auf allen Ebenen zu stärken. Pflegende Angehörige brauchen Unterstützung und gesellschaftliche Anerkennung für das, was sie tun: Zum Beispiel durch mehr Unterstützungs- und Entlastungsmöglichkeiten aber auch mehr Transparenz der vorhandenen Hilfen. Ein wichtiger Punkt ist eine verbesserte Vereinbarkeit von Pflege und Beruf.  Beschäftigte im Gesundheitswesen brauchen gute Lohn-, Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen zum Beispiel in Form von tariflicher Bezahlung, mehr Praxisanleitungszeit und einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Nur so kann dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel  begegnet werden.  Schluss mit der profitbringenden, ökonomisierten „Fabrikversorgung“ und den Alibigesetzen auf Bundes- und Landesebene, die zu keiner Verbesserung der Personalsituation und der Rahmenbedingungen führen. Das Teilkaskoprinzip der Pflegeversicherung ist ungeeignet und nicht zukunftstauglich, um eine hochwertige pflegerische Versorgung sicher zu stellen. Hier fordern wir (mit Verweis auf die Gewerkschaft ver.di) eine Umstellung der Refinanzierung auf eine Pflegevollversicherung, mindestens aber eine echte Steuerfinanzierung. Mehr qualifiziertes Personal im Gesundheitswesen durch gesetzliche Personalbemessungen! Abschaffung des DRG-Fallpauschalensystems! Unsere Versorgung darf sich nicht danach richten, ob unsere Erkrankung lukrativ ist. Gute Pflege und Versorgung hat ihren Preis und braucht mehr Solidarität. Auf gute Pflege haben alle ein Recht, sie darf nicht arm machen. In immer mehr Städten sagen Beschäftigte, Patient*innen, Angehörige und Aktivist*innen:

Es reicht! Jetzt sagt auch Dortmund: Mehr Personal im gesamten Gesundheitswesen!“

Wann:  am Dienstag, den  9. April   um 18.00 Uhr.

Wo:  im Wichern-Kultur- und Tagungszentrum, Stollenstraße 36.

 

V.i.S.d.P.: Dr. Bernd Tenbensel, Hollmannstr. 36, 44229 Dortmund
Bild: BKK