Sozialreportagen 2014-2015

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich monopolartige, private Medienkonzerne entwickelt, die teilweise von einzelnen Familien beherrscht werden und deren Meinungen auch von den angestellten journalistisch tätigen Beschäftigten vertreten werden müssen. Ein objektiv berichtender und urteilender Journalismus kann so nicht mehr gewährleistet und aufrechterhalten werden.

Die Medienunternehmen sind ganz normale Dienstleistungsunternehmen, die Informationen bereitstellen und gleichzeitig auf Gewinn zielende Betriebe.

Um den möglichst größten Profit zu erzielen, setzen die Medienkonzerne auf Werbung, Sport und seichte Unterhaltung. Sensationsjournalismus ist an der Stelle der Berichterstattung getreten. Jeder schreibt mittlerweile von jedem ab und kann so politische Kampagnen gegenüber Einzelpersonen, Gesellschaftsgruppen und auch Staaten initiieren.

Die zunehmende Macht, Konzentration und Kommerzialisierung der Medien wurde noch einmal durch die digitalen Kommunikationssysteme gepusht.

Nach dem Kahlschlag in der Dortmunder Presselandschaft wurde das gewerkschaftsforum-do.de Ende 2013 gegründet, ein Internetjournal, das sich vorrangig mit gewerkschaftlichen Themen, aber auch mit sozial- und wirtschaftspolitischen Fragen kritisch auseinandersetzt. Mittlerweile wurden rund 600 Einzelbeiträge veröffentlicht.

Die Sozialreportagen gründen auf den Traditionen der journalistischen Reportage, schließen sich der Grundlage der dokumentarischen Methode an und leben von ihrer sozialraum-, lebenswelt- und milieubezogene Themenvielfalt.

Das gewerkschaftsforum-do.de möchte auf die Interessen der Mächtigen aufmerksam machen, den gewerkschaftlichen Kampf der Beschäftigten begleiten und den immer leiser gewordenen erwerbslosen Menschen eine Stimme geben.

Die folgenden Sozialreportagen beziehen sich auf das Jahr 2014 und 2015 und werden ständig erweitert und als Jahresausgaben im Internetportal www.gewerkschaftsforum-do.de herausgegeben.

Kommunalwahl 2014 – geht wieder kaum einer hin?

Seit einigen Wochen haben in Dortmund die Vorbereitungen für die Kommunalwahl am 25.05.2014 begonnen. Bevor man sich in den einzelnen Parteien um die Gunst der Wähler bemüht, sollten sich die Akteure doch mal mit der geringen Wahlbeteiligung befassen.

Bei der letzten Bundestagswahl im September 2013 haben sich die Trends weiter fortgesetzt, die man auch auf der kommunalen Ebene beobachten kann:

Rund 29,4 Millionen Wähler haben bei der letzten Bundestagswahl ihre Stimme der CDU, CSU und SPD gegeben – gerade einmal etwas mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten.17,6 Millionen Deutsche entschieden sich dafür, Nichtwähler zu sein. Das sind immerhin 2,7 Millionen Menschen mehr, als die, die für den Wahlsieger CDU gestimmt haben.

Auch im Wahlverhalten hat es mittlerweile erhebliche Veränderungen ergeben.

Während die Wohlhabenden mitgestalten möchten, koppeln sich die Ärmeren immer mehr ab. Der übergroße Teil der Wahlverweigerer stammt aus der sogenannten Unterschicht. Dementsprechend haben die oberen zwei Drittel der Gesellschaft deutlich mehr Einfluss auf die Zusammensetzung des Bundestags und der neuen Regierung genommen, als das untere Drittel. Die Menschen, die den unteren Schichten zugerechnet werden, haben gute Gründe nicht zur Wahl zu gehen. Sie finden keine Partei mehr, die ihnen ein Angebot macht. Niemand fragt sie nach ihren Interessen und keiner setzt sich für ihre Belange ein. So entsteht ein Kreislauf, der nur den konservativen Parteien nützt und die ganze Gesellschaft weiter nach rechts ausrichtet.

Wie sieht es denn auf der kommunalen Ebene aus: Kommunalwahl 2014 – geht wieder kaum einer hin? weiterlesen →

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Der Envio PCB-Skandal – eine verpasste Chance für die Gewerkschaften

Die Firma Envio im Dortmunder Hafen hat über Jahre bei ihrem Betriebsablauf die Umwelt mit dem Gift PCB verseucht. Die Behörden haben Envio und deren Nachbarbetriebe gewähren lassen, eine Kontrolle fand faktisch nicht statt. Neben dem Hafen sind auch die angrenzenden Kleingartenanlagen, der Fredenbaumpark, der Kanal und das umliegende Wohn­gebiet davon betroffen. PCB ist eins der gefährlichsten Umweltgifte, man kann es nicht riechen, sehen oder schmecken. Der PCB-Skandal ist einer der größten Umweltskandale der letzten 10 Jahre in Deutschland. Er wurde erst im Mai 2010 bekannt, als ein mutiger Beschäftigter von Envio sich an die Presse wandte. Der Envio PCB-Skandal – eine verpasste Chance für die Gewerkschaften weiterlesen →

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Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Dortmund

Als in den 1960er Jahren durch die beginnende Krise in Bergbau und Stahlindustrie ein massiver Arbeitsplatzabbau begann, sprach man von einem Strukturwandel der Arbeit. Die wegfallenden Arbeitsplätze im Bereich Industrie sollten durch die neu geschaffenen Arbeitsplätze im Bereich Dienstleistung ersetzt werden. Dies wurde aber nicht erreicht, unterm Strich gab es von 1960 bis zum Jahr 2010 einen Verlust von fast 74 000 Arbeitsplätzen im industriellen Bereich.

Der Wandel hat sehr viele Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt mit sich gebracht. Im Jahr 1960 waren 63 Prozent der Beschäftigten Arbeiter gegenüber 22 Prozent Angestellte. 2010 waren es nur noch knapp 25 Prozent Arbeiter gegenüber über fast 64 Prozent Angestellte.

Aber besonders der wachsende Einfluss der neoliberalen Politik auch auf den Strukturwandel hat dazu geführt, dass die „Normalbeschäftigung“ ab- und die prekäre Beschäftigung zugenommen hat, mit fatalen Begleiterscheinungen. Arbeitsmarkt und Beschäftigung in Dortmund weiterlesen →

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Burnout: nur ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen?

„Erneut mehr psychische Erkrankungen in Dortmund“, so lautet das bedrohliche Resultat des Gesundheitsreports der DAK, „ jeden Tag fehlen hier 4 Prozent der Beschäftigten krankheitsbedingt“.  Auch die AOK schlägt Alarm: „Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind seit 1999 um fast 80 Prozent angestiegen“. Die Ausfallzeit bei psychischen Erkrankungen dauerte mit 23,4 Tagen je Fall doppelt so lange, wie der Durchschnitt aller Krankentage. Burnout: nur ein Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen? weiterlesen →

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Armut in Dortmund: Armut ist nicht relativ – Armut ist konkret

Unter der Überschrift: „Ein Armutszeichen“ erschien ein großer Aufmacherartikel im Lokalteil Dortmund der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) vom 30.08.2013. Gemeint war, dass Dortmund im Vergleich zu den 15 bevölkerungsreichsten Großstädten der Bundesrepublik die Stadt mit dem höchsten Armutsrisiko ist. Am 19.12.2013 hat der Paritätische Wohlfahrtsverband seinen Armutsbericht vorgestellt. Darin heißt es, dass in Dortmund die Armut in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Rund 40 Prozent Zuwachs, das kommt einem Erdrutsch gleich. Mehr als jeder vierte Dortmunder lebt an oder unter der Armutsgrenze, konkret geht es um einen Anstieg der Armutsgefährdungsquote auf 26,4 Prozent. Armut in Dortmund: Armut ist nicht relativ – Armut ist konkret weiterlesen →

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Arbeitslosigkeit in Dortmund

Es ist Februar 1975, als eine Meldung in den Nachrichten auch die Menschen in Dortmund heftig schockiert: Erstmals wurde die Ein-Millionen-Grenze an arbeitslosen Menschen in der Bundesrepublik überschritten. Genauer betrachtet waren damals 1.184 000 Personen offiziell arbeitslos gemeldet. Nach dem ersten Schreck wurde dies auch in Dortmund als einmaliger Ausrutscher infolge der sogenannten Ölkrise betrachtet. Als dann 1982 die Zwei–Millionen-Hürde fiel, wurde jedem klar, dass es sich um eine strukturelle Entwicklung handelte. In Dortmund versammelten sich ein paar sozialpolitisch Engagierte zu einer Demonstration. Rund zwanzig jugendliche Arbeitslose trafen sich in der “Jacobschänke”, um eine private Initiative zu gründen. Die Borussia kündigte an, ein Benefizspiel zugunsten der Arbeitslosen zu veranstalten. Ein Jahr später gründeten politisch und sozial engagierte Leute den Verein Arbeitslosenzentrum e.V.

Seit dieser Zeit blieb die Arbeitslosigkeit eines der größten Probleme in der Stadt Dortmund. Mittlerweile kann sich Dortmund eines traurigen Rekords rühmen: In keiner anderen Großstadt ist die Arbeitslosenquote höher als in Dortmund. Arbeitslosigkeit in Dortmund weiterlesen →

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Zentraler Omnibus Bahnhof (ZOB) in der Nordstadt – Freie Fahrt für Billigheimer und für mehr Rußschleudern

Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb sich die Stadt Dortmund schon ganz frühzeitig und ohne Not für den Standort für das Deutsche Fußballmuseum südlich des Bahnhofs und z.B. nicht für die Freifläche nördlich des Bahnhofs entschieden hat. Dort hin wurde aber dann im Schnellverfahren der Zentrale Omnibus Bahnhof (ZOB) als zusätzliche Emissionsquelle verlegt, mit immensen Auswirkungen für die schon am höchsten mit Lärm und Abgasen belastete Örtlichkeit in Dortmund. Den ZOB kann man aber auch als ein Symbol für die erheblichen strukturellen Änderungen im Fernreiseverkehr sehen. Zentraler Omnibus Bahnhof (ZOB) in der Nordstadt – Freie Fahrt für Billigheimer und für mehr Rußschleudern weiterlesen →

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Die Schulden der einen sind das Vermögen der anderen – Überschuldung in Dortmund

Die Unternehmensgruppe Creditreform gibt jährlich den Schuldenatlas heraus. Danach gab es im Oktober 2013 in Deutschland 6,58 Millionen überschuldete Privatpersonen. Die Schuldnerquote betrug 2012 noch 9,65 Prozent, im Jahr 2013 sind es 9,81 Prozent. 3,33 Millionen Haushalte sind überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört. Immer mehr 20- bis 30-Jährige, Frauen und ältere Menschen geraten in die Schuldenfalle. Etwa 20.000 Haushalte in Dortmund leben an der Pfändungsfreigrenze und damit am Existenzminimum. Im Vergleich zu anderen Städten mit mehr als 400 000 Einwohnern wird für Dortmund die zweithöchste Schuldnerquote in Höhe von 14,01 Prozent ausgewiesen. Im Postleitzahlbezirk 44145 sind es sogar 28,00 Prozent, dort ist mehr als jeder 4. Bewohner überschuldet. Die Schulden der einen sind das Vermögen der anderen – Überschuldung in Dortmund weiterlesen →

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Wie sozial sind die Töchter der Stadt Dortmund? – Wie gemeinnützig sind die Gemeinnützigen und Genossenschaften?

Hier geht es um vier Menschen, die mit Hilfe des Verbraucherinsolvenzverfahrens versuchen, ihre Schulden los zu werden. Sie befinden sich im eröffneten Verfahren und können frei über den pfändungsfreien Teil ihres Einkommens verfügen. Ihnen wird die Chance gegeben, wieder am sozialen und wirtschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Wie sozial sind die Töchter der Stadt Dortmund? – Wie gemeinnützig sind die Gemeinnützigen und Genossenschaften? weiterlesen →

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Gewerkschaftsarbeit in kirchlichen Einrichtungen

In kirchlichen Einrichtungen sind die Handlungsmöglichkeiten der Gewerkschaften eingeschränkt. Anders, als im Betriebsverfassungsgesetz und den Personalvertretungsgesetzen, schließen die kirchlichen Regelungen die Gewerkschaften   als Teil der Betriebsverfassung aus. In den kirchlichen Mitarbeitervertretungsgesetzen wird ihnen der Zugang zur betrieblichen Interessenvertretung verwehrt. Gewerkschaftsarbeit in kirchlichen Einrichtungen weiterlesen →

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Den Prolls die Fresse polieren – der Hass auf die Arbeiterklasse hat Hochkonjunktur

Das Publikum krümmt sich vor Lachen, wenn Atze Schröder sich über Qualle und Schweinebacke aus Dortmund-Scharnhorst lustig macht und seine Sichtweise aus seinem Porsche über die beiden Scharnhorster in ihrem Opel Kadett Kombi darstellt. Die tags unter dem Video: „Opel, Pommes, Atze, schwanger, Dortmund, Kadett, Schröder, Qualle, Schweinebacke, verkorkst, Scharnhorst“ sind ja vielleicht noch recht harmlos. Aber wenn man genau hin hört, merkt man, dass er dabei tief in die Kiste des Sexismus, Rassismus und „Sozialschmarotzertums“ greift, in dem er Verhaltensweisen mit biologischen Merkmalen erklärt. Er ist sich auch bewusst, dass er damit auf einer Welle schwimmt, die aus England herüber geschwappt ist und das „Unterschichten-Bashing“ nun auch bei uns an der Tagesordnung ist. Den Prolls die Fresse polieren – der Hass auf die Arbeiterklasse hat Hochkonjunktur weiterlesen →

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Mitarbeitervertretungen, Betriebs- und Personalräte haben sich mit dem Durchwinken der Bürgerarbeit keinen Gefallen getan

Spätestens als klar war, dass die fast 500 neuen Kolleginnen und Kollegen, die im Rahmen der Bürgerarbeit im Bereich Servicedienstleistung tariffähige Tätigkeiten übernehmen, müsste es geklingelt haben.

Es konnte sich doch jeder vorstellen, dass durch die neue Bürgerarbeit reguläre Arbeit ersetzt wird, Vertretungen organisiert werden können, Arbeitsspitzen geglättet werden und die chronische Unterbesetzung in den öffentlichen Einrichtungen der verarmten Kommune Dortmund etwas abgeschwächt würde.

Auf jeden Fall würde der Einsatz der Bürgerarbeiterinnen und Bürgerarbeiter die dringend erforderliche Stellenerweiterung verhindern.

Die Mitarbeitervertretungen bei den kirchlichen Arbeitgebern haben das erst gar nicht mitbekommen, haben ihren vorauseilenden Gehorsam gepflegt und sind in ihrer arbeitspolitischen Dauerschockstarre verblieben. Die Betriebsräte der AWO haben Mühe, ihren Kolleginnen und Kollegen zu erklären, wie es kommen konnte, dass bei der AWO Entgeltforderungen in Höhe von 3,5 Prozent erforderlich geworden sind, um einen Anschluss an das Tarifniveau vergleichbarer Beschäftigter in staatlichen Einrichtungen zu behalten.

Die Personalräte der Stadtverwaltung schlagen Alarm, dass der Baum brennt und die Beschäftigte ihren Dienst am Bürger dieser Stadt nicht mehr erfüllen können, Personallücken ins Unermessliche wachsen und sogar Auszubildende als „Löschtrupps“ ausgesendet werden müssen. Mitarbeitervertretungen, Betriebs- und Personalräte haben sich mit dem Durchwinken der Bürgerarbeit keinen Gefallen getan weiterlesen →

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35 Jahre Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot in Dortmund

Immer, wenn sie nicht mehr so genau weiterwissen, aber zunehmend dem öffentlichen Druck ausgesetzt sind, machen die politisch Verantwortlichen ein „10-Punkte-Programm“, organisieren einen „runden Tisch“ oder geben eine „gemeinsame Erklärung“ ab. Eine solche Erklärung hat der Verwaltungsausschuss der Agentur für Arbeit Dortmund zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit verabschiedet. Aufgeschreckt hat die Mitglieder des Verwaltungsausschusses im vergangenen Sommer, dass rund 3.500 junge Menschen unter 25 Jahren in Dortmund arbeitslos gemeldet sind, die Jugendarbeitslosenquote lag im Jahr 2013 bei 12,5 Prozent – einer der höchsten Werte in Nordrhein-Westfalen. Auch wird wieder der enge Zusammenhang mit dem Bildungsniveaus hergestellt: in Dortmund verfügen mehr als 60 Prozent aller Arbeitslosen unter 25 Jahren nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Aber, das ist doch alles nichts Neues. Seit 35 Jahren gibt es in Dortmund konstant die hohe Arbeitslosigkeit und die Berufsausbildungsnot für junge Menschen. Konstant sind auch die zahllosen Maßnahmen, die Lobpreisungen auf das duale Berufsausbildungssystem, als parallele Ausbildung in Betrieb und Berufsschule und das Jammern um den zukünftigen Fachkräftemangel. 35 Jahre Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot in Dortmund weiterlesen →

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Recht und Ordnung in der Nordstadt

Ein Bauwagen auf dem Nordmarkt hatte in der Vergangenheit immer gute Gefühle ausgelöst. Entweder stand ein Bauwagen oder Container da, um in der Umbauphase Spielmaterial an Kinder und Jugendliche auszuleihen, in ihm wurden sozialpädagogische Angebote mit geschulten Fachkräften durchgeführt oder Drogenabhängige konnten in ihm Rat und Hilfe und sterile Spritzen holen.

Nun steht er dort als Symbol für Recht und Ordnung.

Damit jeder Nutzer des Nordmarktes sieht, dass nun Schluss mit lustig ist und man ernst macht, wurde er in diesem Jahr genutzt, um von dort aus Personenkontrollen und erkennungsdienstliche Behandlungen öffentlichkeitswirksam mit den Ärmsten der Armen von Dortmund zu inszenieren.

Da die Stadt Dortmund mit ihrer Sozialpolitik in der „abgehängten“ Nordstadt gescheitert ist, schlägt sie nun brutal um sich und bekämpft im Verbund mit der Polizei nicht die Armut, sondern die Armen. Es wird Tag und Nacht „Präsens“ gezeigt und „konsequent, auch bei kleineren Verstößen“ durchgegriffen. Das beginnt mit massiver Polizeipräsenz im Alltagsbild der Nordstadt, geht über martialische, überzogene Polizeieinsätze, auch schon bei Bagatelldelikten und endet bei den aggressiven Durchsuchungen und Totalabsperrungen ganzer Wohnquartiere mit Hunderten von Einsatzkräften.

Immer mehr Menschen werden zu Opfern von Gewalt und Willkür der Ordnungskräfte.

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Der BvB Konzern: Anstelle von Fußballeuphorie und Glückshormonen gibt es für die Dortmunder wenig Brot und schlechte Spiele

Für die Fans des BvB waren die vergangen Monate besonders bitter. Sie mussten miterleben, wie ihr geliebter Verein in der Saison 2014/15 vollkommen abstürzte. Borussia Dortmund fiel nach vier Jahren an der Tabellenspitze sportlich von ganz oben nach ganz unten und wurde zu einem Abstiegskandidaten der 1. Bundesliga. Als Bayernjäger in die Saison gestartet, war der BvB zum Ende der Hinrunde, punktgleich mit dem Schlusslicht SC Freiburg auf den 17. Tabellenplatz angekommen und musste dort überwintern.

Besonders bitter auch, weil der BvB für ganz viele Dortmunder mehr ist, als ein Fußballverein. Er hat ihnen immer auf der Erfolgspur gezeigt, wo oben ist – da wo viele Fans nicht hinkommen können. Bei wenig Brot gibt es für sie nun auch noch schlechte Spiele.

Trotz zukünftigem Abstiegskampf geht es dem BvB Konzern und seinen gut bezahlten Angestellten finanziell glänzend, was man von vielen seiner Fans leider nicht behaupten kann. Der BvB Konzern: Anstelle von Fußballeuphorie und Glückshormonen gibt es für die Dortmunder wenig Brot und schlechte Spiele weiterlesen →

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10 Jahre Tafel in Dortmund – das Erfolgsmodell der Unternehmensberatung

Seit 10 Jahren gibt es in Dortmund die Tafel.

Seit 10 Jahren gibt es die Hartz IV Gesetze.

Seit 10 Jahren hat sich auch in Dortmund eine Parallelgesellschaft weiter herausgebildet, deren Mitglieder in den „Stadtteilen mit besonderem Erneuerungsbearf“ leben.

Seit 10 Jahren können sich diese Menschen in Suppenküchen oder auch in Lebensmitteltafeln ernähren, ihr Bier im „Trinkraum“, inklusive Sozialarbeiterbegleitung trinken , versuchen, ihr Einkommen durch das Sammeln von Pfandflaschen aufzubessern, Wäsche aus den Kleiderkammern der Kirchen und Wohlfahrtsverbände holen, gebrauchte Kleidung in den Second – Hand – Läden der Verbände anprobieren, Gegenstände für die Wohnungseinrichtung in den gemeinnützigen Möbellagern abholen, in verschiedenen „Tauschbörsen“ für sie Nützliches erhandeln und was sie sonst noch gebrauchen in dem großen Sozialkaufhaus erstehen.

Seit 10 Jahren hat sich in Dortmund eine Szenerie entwickelt, die durch Benefiz-Veranstaltungen, Charity-Galas und Sammlungen ganz viel „stiftet“, spendet und möglichst öffentlichkeitswirksam sich selbst vermarktet.

Seit 10 Jahren hat sich ein riesiger Markt der karitativen Arbeit und Barmherzigkeit ausgebreitet.

Seit 10 Jahren hat sich der Staat immer mehr aus seiner sozialstaatlichen Verantwortung zurückgezogen und vieles dem bürgerschaftlichen Engagement überlassen.

Seit 10 Jahren gibt es die „Hartz-Vierer“, die Leidtragenden, die im Arbeitslosengeld 2-Bezug festsitzen, kaum Aussichten auf eine Arbeit haben, von der man leben kann und sich mittlerweile selbst als „überflüssig“ bezeichnen. 10 Jahre Tafel in Dortmund – das Erfolgsmodell der Unternehmensberatung weiterlesen →

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Das Ende einer konstruktiven Arbeitsmarktdiskussion in Dortmund ist erreicht – für die langzeitarbeitslosen Menschen gibt es keinen Weg zum ersten Arbeitsmarkt

Man kann zu Recht behaupten, dass die kommunale Arbeitsmarktstrategie 2015, die vor 4 Jahren so euphorisch gestartet war, offensichtlich gescheitert ist.

Aber alle Akteure am Arbeitsmarkt wollen so weitermachen wie bisher: während die FDP/Bürgerliste mehr Geld zugunsten der Wirtschaftsförderung fordert d.h. für die Unternehmen noch mehr umschichten möchte, verteidigt die SPD, wie auch die Grünen, die kommunale Arbeitsmarktstrategie 2015. Die Linke fordert einen öffentlich geförderten Beschäftigungssektor und steht noch allein da.

Unstimmigkeiten gibt es auch in der Arbeitsverwaltung: die Agentur für Arbeit ist in Verbund mit den Wirtschaftsvertretern für weniger öffentliche Beschäftigung, das Jobcenter sieht sich praxisbezogen als Subventionsagentur für Arbeitsplätze.

Der NRW Arbeitsminister sieht alles mit rosaroter Brille und meint, die öffentlichen Gelder werden gut genutzt und sind gut eingesetzt für den Sprung der Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt. Die Einzelgewerkschaften und der DGB in Dortmund bleiben in dieser Frage auch ganz blass und sind beim Durchwinken von irgendwelchen Maßnahmen immer vorne weg.

Von der erstmals durchgeführten Arbeitsmarktkonferenz geht auch das Signal aus: weiter so. Jetzt, da die kommunale Arbeitsmarktstrategie 2015 klammheimlich in der Versenkung verschwunden und der Sprung der Langzeitarbeitslosen in den ersten Arbeitsmarkt nicht geschafft ist, ist es verdächtig ruhig geworden.

Es ist ein Skandal, dass über die Jahre so viele Mittel eingesetzt wurden, ohne eine vernünftige Wirkung zu erzielen.

Im November 2014 waren im Schnitt 31 180 Menschen erwerbslos, davon 21 076 Langzeitarbeitslose, seit 2007 der höchste Stand. Frau Neese von der Arbeitsagentur stellt laut WAZ fest, „dass trotz intensiver Arbeit und Nutzung aller Projekte und Programmansätze bei den Langzeitarbeitslosen kein entschiedener Durchbruch zu verzeichnen ist.“

Höchste Zeit also, einmal genauer hinzuschauen, denn da kann ja etwas nicht stimmen, wenn alle das System loben und es dennoch nicht funktioniert. Das Ende einer konstruktiven Arbeitsmarktdiskussion in Dortmund ist erreicht – für die langzeitarbeitslosen Menschen gibt es keinen Weg zum ersten Arbeitsmarkt weiterlesen →

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Die Arbeitsverwaltung unter Druck – sie macht schon Eigenreklame für 1,50-Euro-Jobs und den Sozialen Arbeitsmarkt

Am Freitag, dem 30. Januar 2015 war in der Dortmunder Lokalausgabe der Lensing-Presse eine ganze Seite für eine große Werbeaktion des Jobcenters und der Agentur für Arbeit reserviert.

Unter der Überschrift „Das leisten arbeitslose Menschen für die Stadt Dortmund“ wurden 2.733 Arbeitsgelegenheiten (AGH) auf 4 Stadtplänen aufgeführt: „888 Menschen helfen sozial Benachteiligten … – 704 Menschen kümmern sich um Kinder und Jugendliche – 802 Menschen tragen zur Verschönerung des Stadtbildes bei… – 339 Menschen unterstützen Senioren und behinderte Menschen“.

Dazu wird die ergreifende Geschichte eines Polizisten aus Afghanistan erzählt, der sich rührend für 1,50 Euro um einen alten Mann kümmert – seine Perspektive soll so aussehen: „Seine AGH wurde bereits verlängert. Er soll noch eine weitere Qualifizierung durchlaufen, dann dürfte seiner Festanstellung nichts mehr im Wege stehen.

Nicht nur, dass dies eine Verhöhnung der Erwerbslosen und Arbeitslosengeld 2-Bezieher ist, sondern es wird auch verschwiegen, dass die „guten Seelen“ heftige Sanktionen, das heißt massive Kürzung ihres schon jetzt unter der Pfändungsgrenze liegenden Einkommens erhalten, wenn sie nicht spuren. Seit Jahren müssen sie allen zeigen, dass sie arbeiten wollen und etwas leisten können und nun auch die Rolle der „guten Seelen“ hergeben müssen. Doch niemand sagt, dass die Stadt ohne diese Menschen viele Pflichtaufgaben gar nicht mehr erfüllen kann.

Mit diesen Kampagnen will man uns die breit vertretene Idee vom Sozialen Arbeitsmarkt schmackhaft machen – eine Idee, die nun auch in Dortmund favorisiert wird, um die Zahl der erwerbslosen Menschen zu senken.

Bei den Begrifflichkeiten geht derzeit auch in Dortmund einiges durcheinander.

Es scheint wichtig, noch mal klar zu haben, was denn Arbeitsgelegenheiten/1,50 € Jobs sind und was es mit dem Sozialen Arbeitsmarkt auf sich hat. Die Arbeitsverwaltung unter Druck – sie macht schon Eigenreklame für 1,50-Euro-Jobs und den Sozialen Arbeitsmarkt weiterlesen →

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Viele Tagesmütter werden in Dortmund im Regen stehen gelassen

Als am 01.08.2013 der Rechtsanspruch für Kinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres auf einen Kindertagesstätten-Platz eingeführt wurde, hatte Dortmund, wie andere Städte auch, noch nicht genügend Plätze in den Tageseinrichtungen geschaffen.

Um mögliche Klagen der Eltern, deren Kindern keinen Platz erhielten, zu vermeiden, wurden auf die Schnelle zusätzliche Betreuungsplätze bei den Tagesmüttern geschaffen bzw. die Tätigkeit Tagesmutter beworben.

In der Broschüre von den Familienergänzenden Bildungseinrichtungen für Kinder in Dortmund (FABIDO), die rund 1 000 Plätze in Kindertagespflege im gesamten Stadtgebiet anbieten, heißt es: „Jede Tagesmutter, jeder Tagesvater arbeitet individuell und selbstständig, bietet bestimmte Betreuungszeiten an und hat eigene inhaltliche Schwerpunkte. Für alle mit der Kindertagespflege zusammenhängenden organisatorischen, formalen und pädagogischen Fragen stehen Ihnen unsere 18 sozialpädagogischen Fachberatungen in zwei Teams mit einem umfangreichen Beratungsangebot zur Verfügung“.

Es scheint, dass der erste Satz seitens der Stadttochter FABIDO zu wörtlich interpretiert, der zweite Satz in der Praxis wohl nicht ernsthaft genug ausgefüllt wurde.

Heute steht fest, dass einige der Tagemütter nicht die erforderliche Unterstützung in organisatorischen und formellen Fragen erhalten haben. Sie konnten nicht nur individuell und selbständig arbeiten, ihnen fehlte es schlichtweg an elementare Unterstützung; mit der Folge, dass einige Frauen, die als selbständig tätige Tagesmütter arbeiten, sich überschuldet haben. Sie führten Beiträge zur Renten- und Krankenversicherung nicht oder nur teilweise ab und es häuften sich Steuerschulden beim Finanzamt an. Sie sind in die Schuldenfalle geraten und in ihrer materiellen Existenz bedroht.

Ihnen fehlte die Unterstützung durch ihre Vertragspartner und den Aufsicht führenden Stellen der Stadt Dortmund.

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Von Amazon bis Zusteller – die Verlierer des Strukturwandels im Einzelhandel und der Logistikbranche sind die Beschäftigten

Die großen Gewinner des Onlinebooms sind die Versandhändler und die Logistikbranche. Der traditionelle Einzelhandel ist der Verlierer, dort waren bisher auch die Hochburgen der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten.

Kaum eine andere Branche ist so elementar von strukturellen Veränderungen betroffen, wie der Einzelhandel. Hier wird ein erbitterter Konkurrenzkampf ausgetragen, das Übliche in einem Wachstumsmarkt. Dieser Kampf wird hauptsächlich über den Lohn und die Arbeitsbedingungen, auf dem Rücken der Beschäftigten, ausgetragen.

Für die Gewerkschaften bietet diese Branche aber ein schwieriges Terrain, weil hier sehr viele Beschäftigte z.B. befristet arbeiten, zur Teilzeit gezwungen und auf Überstunden angewiesen sind.

Am Beispiel von zwei Großen in dieser Branche sollen die Veränderungen der Arbeitsbedingungen und der Gewerkschaftsarbeit dargestellt werden. Von Amazon bis Zusteller – die Verlierer des Strukturwandels im Einzelhandel und der Logistikbranche sind die Beschäftigten weiterlesen →

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Aus der linken in die rechte Tasche – die Erwerbslosen werden gegeneinander verrechnet und das Geld geht an die Unternehmen

Im November 2014 präsentierte die Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Vorschläge, wie sie die Zahl von über einer Million Langzeitarbeitslosen verringern will. Mit Lohnkostenzuschüssen von bis zu 100 Prozent und Fördermitteln der Europäischen Union will die SPD-Politikerin in den kommenden Jahren etwa 43.000 Langzeitarbeitslosen direkt unterstützen.

In den kommenden Jahren will sie dafür eine Milliarde Euro zur Verfügung stellen.

Auch sollten die Jobcenter bundesweit „Aktivierungszentren” einrichten, um dort Langzeitarbeitslosen gebündelt Unterstützung anbieten zu können. Dabei sollten auch soziale, psychische und gesundheitliche Probleme angegangen oder fehlende Schul- und Berufsabschlüsse nachgeholt werden. Diese Zentren sollen Anfang 2016 startklar und vollständig arbeitsfähig sein. Weiter sollen rund 1000 Stellen, die bisher beim auslaufenden Bundesprogramm „Perspektive 50plus“ angesiedelt waren, den Jobcentern für die laufende Beratung dann zur Verfügung stehen.

Nun wurde bekannt, woher Andrea Nahles die Mittel dafür wirklich nehmen will: in den kommenden drei Jahren sollen die Mittelzusagen für Jobcenter um rund 750 Millionen Euro gekürzt werden. Aus der linken in die rechte Tasche – die Erwerbslosen werden gegeneinander verrechnet und das Geld geht an die Unternehmen weiterlesen →

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Die Mindestlohntrickser – die Kreativität der Arbeitgeber ist beachtlich

Seit dem 1. Januar 2015 gilt in Deutschland das Mindestlohngesetz. Die Betriebe müssen ihren Beschäftigten mindestens 8,50 Euro pro Stunde zahlen. Der Mindestlohn gilt für alle Beschäftigten, ob Minijobber, Saisonkräfte oder Teilzeitbeschäftigte.

Ausnahmen gelten für Minderjährige, Auszubildende, Ehrenamtliche sowie bestimmte Langzeitarbeitslose und Praktikanten. Für einen Übergangszeitraum von maximal zwei Jahren sind noch weitere Ausnahmen vom Mindestlohn möglich – etwa dort, wo Branchenmindestlöhne gezahlt werden. In mehreren Niedriglohn – Branchen werden deshalb auch jetzt noch weniger als 8,50 Euro gezahlt: so in der Land- und Forstwirtschaft mit dem Gartenbau, in der Fleischindustrie, im Friseurhandwerk sowie bei den Zeitungszustellern und Zeitarbeitern. Spätestens ab dem 1.1.2018 gilt dann aber für alle Branchen der gesetzliche Mindestlohn, wenn er denn höher ist als der Branchenmindestlohn. Der Mindestlohn wird dann voraussichtlich auch schon mehr als 8,50 Euro betragen, weil er alle zwei Jahre überprüft und angepasst wird.

Nach dem das Gesetz eine halbes Jahr in Kraft ist, können aus der gewerkschaftlichen Rechtsberatung unzählige Beispiele von Arbeitgebern benannt werden, die Zahlung des Mindestlohns zu umgehen.

Das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Gewerkschaft: Mit 18 Prozent gab fast jeder fünfte Befragte an, bereits Erfahrungen mit solchen Tricks gemacht zu haben, entweder, weil er selbst davon betroffen war oder aber betroffene Beschäftigte kennt. Die Mindestlohntrickser – die Kreativität der Arbeitgeber ist beachtlich weiterlesen →

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Poststreik – was beim Streik in einem Unternehmen, an dem der Staat mit 21 Prozent beteiligt ist so alles abgeht

Der rund vierwöchige Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft ver.di ist beendet. Nach einem Verhandlungsmarathon Anfang Juli haben sich beide Parteien geeinigt. Sie beschlossen unter anderem eine Einmalzahlung für die 140.000 Konzernmitarbeiter von 400 Euro im Jahr 2015, eine Lohnerhöhung um zwei Prozent im Jahr 2016 und eine Erhöhung von 1,7 Prozent ein weiteres Jahr später.

Die zum Jahresbeginn ausgegründeten Paketgesellschaften mit schlechterer Bezahlung werden allerdings nicht aufgelöst oder in den Post-Haustarifvertrag aufgenommen. Das war eine der Kernforderungen der Gewerkschaft ver.di im Tarifstreit, da in diesen Gesellschaften die rund 6.500 Mitarbeiter weniger Lohn erhalten als ihre Kollegen im Konzern. Die Deutsche Post hatte von vornherein klargestellt, dass die Paket-Gesellschaften „nicht verhandelbar“ seien und so war es dann auch.

Die Schlappe für ver.di kann auch nicht ausgleichen, dass es gelungen ist, die verbleibenden Paketzusteller in der Deutschen Post dauerhaft abzusichern. So verpflichtete sich die Post, ihre aktuell im Unternehmen arbeitenden Paketzusteller beim Mutterkonzern zu behalten und nur die neu eingestellten Beschäftigten sollen in die ausgegründeten Gesellschaften für weniger Geld arbeiten.

Der Kündigungsschutz bei der Post wird zudem um vier Jahre bis Ende 2019 verlängert. Eine Vergabe von Brief- oder kombinierter Brief- und Paketzustellung an Fremdfirmen soll bis Ende 2018 ausgeschlossen bleiben. Bei der Senkungen der Wochenarbeitszeit auf 36 Stunden konnte sich ver.di ebenfalls nicht durchsetzen, auch diese Forderung war „nicht verhandelbar“, es wird bei 38,5 Stunden bleiben.

Die Post hat ihren Aktionären für die kommenden Jahre jeweils acht Prozent mehr Gewinn und auch für dieses Jahr eine steigende Dividende versprochen. Deshalb musste sie schon das Briefporto erhöhen, was natürlich nicht ausreicht. So hat die Deutsche Post AG in dem Arbeitskampf von Anfang an zu unlauteren und ungesetzlichen Mitteln gegriffen und die Beschäftigten mit Jobverlust bedroht, nur weil die ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen.

Besonders interessant ist, was bei einem Streik in einem ehemaligen Staatsunternehmen an dem der Bund noch mit 21 Prozent beteiligt ist, so alles an unglaublichen Dingen abgeht, wobei die „Sozialpartnerschaft“ längst auf der Strecke geblieben ist.

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Die neue Wohnungsnot ist hausgemacht

Derzeit fehlen mindestens 4 Millionen Sozialwohnungen in Deutschland. Laut Mieterbund wird bis 2017 der Fehlbedarf um weitere 825.000 Sozialwohnungen steigen. Mittlerweile wohnen nur noch 9 Prozent der Mieter in Wohnungen von Genossenschaften oder von Stiftungen. Der Sozialwohnungsbau in den Ländern ist faktisch zum Erliegen gekommen und für Finanzinvestoren lohnt sich der Aufkauf ganzer Pakete von Mietwohnungsbeständen, begleitet von den großzügigen Gewinnversprechen der Hedgefonds.

Auch in Dortmund ist der Bedarf an bezahlbaren Wohnraum weiterhin gestiegen, bei ständig sinkender Anzahl von geförderten Wohnungen. So hat fast die Hälfte aller Dortmunder aufgrund ihres Einkommens einen Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein, aber seit 2006 ist die Zahl der geförderten Wohnungen von knapp 38 000 auf 28 000 Ende 2014 gesunken. Die Prognose des Dortmunder Wohnungsamtes geht davon aus, dass es im Jahr 2021 nur noch rund 20 000 geförderte Wohnungen geben wird und der Bestand sich damit in 15 Jahren halbiert hat. Die neue Wohnungsnot ist hausgemacht weiterlesen →

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18.000 Dortmunder schlucken Pillen gegen den Stress am Arbeitsplatz

Immer mehr Arbeitnehmer in Dortmund müssen sich künstlich aufputschen, damit sie im Arbeitsalltag durchhalten können. Eine neue Befragung der Krankenkasse DAK ergab, dass 18.000 Dortmunder schon einmal mit verschreibungspflichtigen Pillen am Arbeitsplatz gedopt haben.

Die einen wollen ihre Leistung steigern, die anderen kämpfen gegen den Stress. „Erneut mehr psychische Erkrankungen in Dortmund“, so lautete vor einiger Zeit das bedrohliche Resultat des Gesundheitsreports der DAK, „ jeden Tag fehlen hier 4 Prozent der Beschäftigten krankheitsbedingt“. Auch die AOK schlug Alarm: „Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind seit 1999 um fast 80 Prozent angestiegen“. Die Ausfallzeit bei psychischen Erkrankungen dauerte mit 23,4 Tagen je Fall doppelt so lange, wie der Durchschnitt aller Krankentage. 18.000 Dortmunder schlucken Pillen gegen den Stress am Arbeitsplatz weiterlesen →

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Wohngeldreform 2016 – eine weitere Flickschusterei am Wohnungsmarkt

Nach der letzten Wohngeldreform 2009 stieg die Zahl der Wohngeldempfänger auf 1,1 Millionen Haushalte an. Die Ausgaben lagen damals bei 1,8 Milliarden Euro.

Trotz angespannter Lage auf dem Wohnungsmarkt gehen Empfängerzahlen und Ausgaben ständig zurück. Jahr für Jahr haben sich die Wohngeldansprüche verringert, da von vielen Haushalten die Miethöchstbeträge überschritten werden und die Wohnkostenbelastung der Bezieher von Wohngeld deutlich angestiegen ist. Sehr viele bisherige Wohngeldempfänger sind inzwischen nur wegen ihrer Wohnkosten auf Leistungen der Grundsicherung gemäß dem Sozialgesetzbuch (SGB) angewiesen.

Das Ziel der Wohngeldreform, die am 1. Januar 2016 in Kraft treten soll, ist es, das Wohngeld zu erhöhen und den Empfängerkreis auszuweiten. Wohngeldreform 2016 – eine weitere Flickschusterei am Wohnungsmarkt weiterlesen →

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Annington die Wohnungskrake – Betongold für Spekulanten

In den vergangenen Jahren ist auf dem deutschen Wohnungsmarkt ein neuer Immobilienriese entstanden, der nicht nur auf dem Immobilienmarkt sondern auch auf der politischen Ebene immer wieder für Schlagzeilen sorgt und die Mieter und deren Vertreter zur Gegenwehr herausfordert.

Deutschlandweit ist die Deutsche Annington durch ständige Aufkäufe und Übernahmen anderer privater, gemeinnütziger oder genossenschaftliche Wohngesellschaften mit ihren rund 350.000 Wohnungen an 550 Standorten präsent. Für den Konzern arbeiten 3.850 Mitarbeitern. Mit rund 126.000 Objekten bildet Nordrhein-Westfalen einen Schwerpunkt im Bestand des Immobilienriesen.

Zurzeit ist der Konzern bemüht, sein Image zu verbessern, auch dadurch, dass vor drei Jahren das Investorenimperium in eine Aktiengesellschaft gewandelt und an die Börse gebracht wurde. Angestrebt wird sogar der Aufstieg in die erste Börsenliga, in den DAX 30.

Besonders litten und leiden die Mieter unter dem Wohnungsriesen, der für den rüden Umgang mit seinen Mietern bekannt wurde und bundesweit Schlagzeilen machte. Annington die Wohnungskrake – Betongold für Spekulanten weiterlesen →

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Von Click- und Crowdworkern – der digitale Arbeiter in der Industrie 4.0

Die Wortschöpfung Industrie 4.0 soll die vierte industrielle Revolution nach Mechanisierung, Massenfertigung und Computerisierung der Produktion zum Ausdruck bringen.
Bei der vierten industriellen Revolution geht es darum, dass die individuellen Konsumenten und ihre Wünsche, die Produkte, die Produktionsanlagen und die übrigen Unternehmensfunktionen alle über das Internet verbunden werden.
Durch automatische Verarbeitung von Unmengen digitaler Daten sollen Einkauf, Produktion, Transport und Vertrieb gesteuert werden. Je höher der Grad der Automatisierung und Digitalisierung aller Prozesse, desto besser funktioniert das. Der Mensch mit seiner geringen Datenverarbeitungskapazität und Datengeschwindigkeit ist bisher noch für viele Tätigkeiten unentbehrlich. Die Bemühungen gehen derzeit aber dahin, immer mehr von diesen Tätigkeiten computergesteuerten Maschinen und Fahrzeugen zu überantworten.
Aber bei den Crowdworkingfirmen ist das nicht der Fall, die werden immer dann aktiv, wenn bei anderen Unternehmen große Mengen an Daten, Inhalten, Texten oder Adressen bearbeitet werden müssen, dies nicht automatisiert erfolgen kann und dafür menschliche Arbeit und vor allem menschliche Intelligenz notwendig ist.
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Die Betriebsrenten sind als kapitalgedeckte Altersvorsorge gescheitert

Als die rot-grüne Koalition im Jahr 2002 ihre große Rentenreform auf den Weg brachte und der Einstieg in die kapitalgedeckte Rente erstmals vollzogen war, wurde dies als der große Wurf gefeiert. Das deutsche Rentensystem sollte nun endlich zukunftssicher sein.

Doch schon im Jahr 2006 hatte der inzwischen verstorbene Robert Kurz unter der Überschrift „Zeitbombe Betriebsrenten“ auf folgenden Zusammenhang hingewiesen: „Die gesamte Weltwirtschaft schiebt einen Berg von Schulden, faulen Krediten und Abschreibungstiteln vor sich her. Einen wenig beachteten Aspekt bilden die Betriebsrenten der westlichen Konzerne. Entstanden in den längst vergangenen Zeiten der fordistischen Prosperität, sind sie zum Risikofaktor des neuen Finanzkapitalismus geworden.“
Fast zehn Jahre später ist das Jammern groß. Erst jetzt wird offensichtlich, dass die Rentner in Wahrheit in eine Falle gelockt wurden, aus der es kein Entkommen gibt. Die gesetzlich garantierte Rente fällt und fällt, aber die private Vorsorge, die die Lücke schließen sollte, gleicht das nicht aus.
Die Altersvorsorge von 17 Millionen Deutschen ist bedroht, denn die Pensionskassen können nur noch Anleihen mit niedrigen Zinsen aufnehmen. Der darauf folgende Anlagennotstand lässt die Renten schrumpfen.
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Die Verwertung und Kommerzialisierung von Kindheit

Als im April 2013 die UNICEF-Studie „Die Frage nach dem Glück“ an die Öffentlichkeit kam, blieb es verdächtig ruhig. Einen Aufschrei, wie nach den ersten PISA-Tests, als das mathematische Debakel deutscher Schüler die Bildungsrepublik erschütterte, gab es nicht.

Kaum jemand vernahm die Antworten auf die Frage nach ihrem Wohlbefinden, die Kindern in 29 Ländern Europas und Nordamerika gestellt wurde. Wenn man die Selbsteinschätzung der deutschen Kinder mit Kindern anderer Länder vergleicht, sind die jungen Menschen in 21 Staaten zufriedener als bei uns. Kinder in Deutschland fühlen sich alarmierend schlecht, fühlen sich schon in jungen Jahren ausgeschlossen und glauben nicht daran, aktiv an dieser Gesellschaft teilhaben zu können.

Ähnliche Studien zeigen das gleiche Ergebnis: Je größer die sozialen Unterschiede in einem Staat sind, desto schlimmer sind die Folgen für die Gesundheit und Zufriedenheit der Kinder und Jugendlichen. Wenn die Ungleichheit ansteigt, sinken die gleichberechtigten Beziehungen, jeder muss sehen, wo er bleibt und auch das Niveau des Vertrauens verringert sich.

Kindern wird schon sehr früh ihr Platz in der Hierarchie gezeigt. Soziale Prozesse sorgen dafür, dass ein Aufstieg kaum noch gelingt und spätestens in der Grundschule nehmen Kinder die Unterschiede wahr und empfinden ihre konkrete Lebenssituation als individuelles Versagen. Die Verwertung und Kommerzialisierung von Kindheit weiterlesen →

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ALG-II-Sanktionen werden weiterhin tausende Menschen in Existenznot bringen – Sanktion ist zugleich Strafe und Legitimation

Anfang Oktober 2015 lehnte der Bundestag mit der Mehrheit der Regierungskoalition die Abschaffung von Sanktionen bei HARTZ IV- Bezug ab. Auch die Gewerkschaften konnten sich bisher nicht dazu durchringen, sich gegen die Sanktionspraxis zu positionieren.

Das ändert aber nichts daran, dass die Sanktionen weiterhin verfassungsrechtlich und ethisch äußerst umstritten bleiben.

Die Jobcenter werden also auch weiterhin Sanktionen verhängen, wenn die Erwerbslosen gegen ihre Pflichten verstoßen. Das geschieht rund eine Million Mal im Jahr. ALG-II-Sanktionen werden weiterhin tausende Menschen in Existenznot bringen – Sanktion ist zugleich Strafe und Legitimation weiterlesen →

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Frau, alleinerziehend, arm – beim Unterhaltsvorschuss muss dringend etwas passieren

Die feministische Bewegung ist in den vergangenen Jahren in die Defensive geraten. Seit der Weltfrauenkonferenz in Peking vor 20 Jahren hat sich der Gender Mainstreaming in den Vordergrund geschoben und wurde Teil der Europa- und Frauenpolitik der Bundesregierung. Mit der Vorgabe der generalisierten Ausrichtung, dass sich auch die Männer beim Aufbau einer geschlechtergerechten Gesellschaft beteiligen sollen.

Die Gleichstellungspolitik sollte nun alle Politikbereiche erreichen und die Genderpolitik wurde als Querschnittsaufgabe der Politik, der Institutionen und Organisationen definiert, mit erheblichen Auswirkungen für die Frauen. So wurden eigenständige Frauenorganisationen dann mit dem Vorwurf der „Diskriminierung von Männern“ angeprangert, reine Frauenveranstaltung in den Bildungsinstitutionen als überflüssig gebrandmarkt und gute Frauenberatungsstellen seitens der Geldgeber zu Familienberatungsstellen umgewandelt.

Bereits in den 1970er Jahren hofften viele Frauen darauf, dass sie, wenn sie mit ihrem Kind oder ihren Kindern, ohne den Erzeuger auch alleine leben und zurechtkommen könnten. Viele von ihnen glaubten, kein Risiko einzugehen, weil sie dachten, dass die Frauenpower anhalten und weitere Fortschritte für sie bringen würde. Sie sahen sich als engagierten Teil einer Bewegung und als Alleinerziehende fühlten sie sich als die Vorhut der besseren Zeit.
Sie haben sich gewaltig getäuscht.
Heute wachsen mehr als zwei Millionen Kinder in Deutschland bei Alleinerziehenden auf. Rund die Hälfte von ihnen bekommt laut Studien keinen Unterhalt vom anderen Elternteil.
Sie rutschen dann in HARTZ IV ab und bleiben dort fest sitzen. Falls sie berufstätig sind, bekommen sie weniger Entgelt als die Männer im gleichen Job, sind durch Beruf, Kinder, Haushalt und Pflege der Angehörigen doppelt und dreifach überlastet und warten gebannt ab, bis die 192 Euro Unterhaltsvorschuss nach maximal sechs Jahren oder nur bis zum 12. Lebensjahr des Kindes ausläuft.
Alleinerziehende und ihre Kinder werden so systematisch in die Armut getrieben.
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Erwerbslose als „Nichtleistungsempfänger“ – die im Dunkeln sieht man nicht

Die Schutzfunktion der Arbeitslosenversicherung ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Nur noch ein Drittel der Erwerbslosen werden von ihr erfasst. Die anderen zwei Drittel sind von Hartz IV abhängig.

Im Jahr 2013 waren bei der Arbeitslosenversicherung fast 235.000 Personen arbeitslos gemeldet, die kein Arbeitslosengeld erhielten. Sie zählen zu den so genannten Nichtleistungsempfängern und erhalten keine finanzielle Ersatzleistung bei Arbeitslosigkeit erst gar nicht oder nicht mehr. Dass es diese große Anzahl von Menschen ohne Leistungsbezug gibt, ist kaum jemandem bekannt. Da ist es wichtig, sich mit der Gruppe der arbeitslos gemeldeten Nichtleistungsempfänger einmal näher zu befassen. Erwerbslose als „Nichtleistungsempfänger“ – die im Dunkeln sieht man nicht weiterlesen

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Wie versprochen, so gebrochen – Unternehmer wollten in NRW 3.200 zusätzliche Ausbildungsplätze schaffen

Im Mai 2015 hatten die Unternehmer und Kammern in NRW hoch und heilig versprochen, 3.200 Berufsausbildungsplätze zu schaffen. Wie immer bei solchen öffentlichkeitswirksamen Absichtserklärungen gibt es für sie eine Notwendigkeit. Sie haben Angst, dass nach über 40 Jahren Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsnot in NRW immer mal wieder von den Gewerkschaften mit der Ausbildungsplatzabgabe gedroht wird. Wenn das Ziel nicht erreicht wird und das Versprechen zum xten Mal gebrochen ist, passiert immer das Gleiche. Nichts.
Der neue Arbeitsminister Rainer Schmeltzer ist sofort zur Stelle, um ohne Not, sein „Verständnis für die Wirtschaft“ zu äußern. Auch wohl, weil sie von 2.200 Plätzen, die sie angeblich mehr an betrieblicher Ausbildung geschaffen haben sollen, spricht.
Nach offizieller Statistik blieben 6.700 „Ausbildungswillige“ in NRW ohne einen Ausbil-dungsplatz.
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Bildbearbeitung: L.N.